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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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den freien Stuhl neben sich.
    Der Nachbartisch war frei geworden, Nils und Dirk schoben die beiden Tische zusammen und erweiterten so die Runde. Das ältere Paar hatte vor ein paar Minuten gezahlt und war gegangen, nicht ohne Marcus betont missbilligend zu mustern. Silke hätte ihnen am liebsten die Zunge herausgestreckt.
    Nils nahm neben Silke Platz, die den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzuschauen, wenn er etwas zu ihr sagte. Obwohl sie nicht gerade klein war, fühlte sie sich auf eine merkwürdige Weise unterlegen. Ein Gefühl, das sie als außerordentlich unangenehm empfand, besonders im Hinblick auf die Erscheinung seiner Frau.
    Inzwischen rief Rick die alte Serviererin heran, und nach einer halben Stunde standen endlich Wein, Wasser, zwei Portionen Warzenschwein sowie zwei Portionen Springbock auf dem Tisch.
    Silke holte Marcus kurzerhand eine Portion Curry mit Reis und Chutney vom Buffet, den er, wie sie wusste, leidenschaftlich gerne aß. Sie stellte den Teller vor ihm auf den Tisch und setzte sich. »Hier, du brauchst mal etwas Festes im Magen.«
    Er schob ihn knurrend mit angeekeltem Gesicht weg.
    »Marcus«, flüsterte sie warnend, »gleich gibt’s Ärger, und zwar richtigen.«
    Bei diesem Ton erwachte er zum Leben. Er nahm Silke die Gabel ab, stützte den Kopf in eine Hand und stocherte lustlos in seinem Essen herum.
    Silke sah seinem Treiben einen Augenblick schweigend zu, bevor sie sich zu ihm beugte. »Du isst jetzt etwas und trinkst einen Espresso, sonst schaffst du es nicht einmal bis zum Haus, und tragen kann ich dich ja wohl nicht. Ich schwör’s, ich lass dich sonst draußen liegen, und wenn dich die Löwen holen, musst du allein damit fertigwerden.«
    »Hasse Espresso«, protestierte Marcus und warf einen verlangenden Blick auf die Weinflaschen, dann einen auf sie. »Ein Glas, mein Herz, das letzte, ich schwör’s«, bettelte er.
    »Ja, ja«, sagte sie mit zusammengezogenen Brauen und wedelte mit einer Hand, um die Aufmerksamkeit der Bedienung zu erregen, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Frustriert wollte sie aufstehen, um selbst Kaffee vom Buffet zu holen, als Nils sie zurückhielt.
    »Also, ich könnte auch einen Espresso vertragen«, sagte er mit einem Seitenblick auf Marcus, der trübsinnig das Etikett der Wein flaschen studierte. »Mit viel Zucker. Wer will sonst noch einen?«
    »Ich«, antworteten alle übrigen Anwesenden wie aus einem Mund.
    Nils brauchte nur den Finger zu heben, und es erschienen gleich zwei der Kellnerinnen.
    »Danke für die Unterstützung«, sagte Silke leise zu ihm.
    »Da nicht für, wie wir Hamburger sagen«, grinste Nils.
    »Wir könnten uns eigentlich auf Deutsch unterhalten«, sagte Jill zu Silke. »Mein Urururgroßvater ist 1848 aus dem Bayerischen Wald in dieses Land gekommen, und meine Urururgroßmutter Catherine kam aus der Nähe von Hamburg. In unserer Familie wurde immer Deutsch gesprochen. Mehr oder weniger wenigstens. Nur Rick hier würde dann kein Wort verstehen. Er spricht zwar außer Englisch, Zulu, Afrikaans und einigen weiteren Ein ge borenensprachen auch Elefantisch, aber Deutsch kann er nicht …«
    Silke unterbrach sie ungläubig. »Elefantisch? Wie die mit dem Rüssel?«
    »Wie die mit dem Rüssel. Fließend! Ohne Scherz«, versicherte Jill ihr auf Englisch, woraufhin Rick geschmeichelt abwinkte.
    »Doch, es ist wahr«, sagte Jill. »Neulich hatte ich einige Dinge in der Nähe von Durban zu erledigen und bin auf dem Rückweg einfach durch Umfolozi gefahren. Dabei geriet ich in eine Herde randalierender Dickhäuter. Ein paar Jungbullen, die aus einem anderen Park stammten, wo man den Rest ihrer Familie erlegt hatte, gerieten außer Rand und Band.«
    »Haben Wilderer die Elefanten abgeknallt?«, fiel Silke ihr ins Wort.
    »Nein, Ranger. Zur Bestandsreduzierung.«
    »Nette Umschreibung«, murmelte Silke.
    »Ich weiß, aber so etwas ist leider nötig.« Jill wirkte bedrückt. »Das hatte erst kürzlich stattgefunden. Keins der älteren Tiere war noch da, um die jungen Elefantenbullen zu erziehen, und sie benahmen sich wie außer Kontrolle geratene Jugendliche, trampelten alles kurz und klein.«
    »Würde ich auch, wenn man mir so was antun würde«, warf Silke ein.
    In Jills Gesicht zuckte es. »Wie dem auch sei, Rick kreuzte glücklicherweise auf. Zwei Stunden lang redete er einer alten Leitkuh gut zu, bis die sich endlich bequemte, die jungen Tiere und die übrigen Mitglieder ihrer Familie so weit zu beruhigen, dass sie

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