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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Timbuktu?«, hakte er nach.
    Jill nickte. »Und dabei lag ein Zeitungsartikel mit der Geschichte, wie ihr Vater die todkranke Frau des Farmers gerettet hat und dafür ein Stück Land bekam. Ich möchte wetten, dass Anita diese Dokumente nicht hat, und vielleicht helfen sie ihr dabei, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben.«
    »Danke. Ich bin sicher, dass sie vor Freude Luftsprünge machen wird.«
    »Hat sich die Sache zwischen Anita und ihrer Schwester eigentlich geklärt? Haben sie sich wieder vertragen? Als ich das letzte Mal von der Sache hörte, herrschte Eiszeit zwischen ihnen, und Anita durfte Timbuktu nicht einmal betreten.«
    »Daran hat sich nichts geändert. Und das wird wohl auch nichts mehr. Cordelia, diese blöde Schnepfe, hat sogar gedroht, ihr die Hunde auf den Hals zu hetzen. Sie wird Anita den Tod von Maurice nie verzeihen …«
    »Aber sie konnte doch überhaupt nichts dafür!«, unterbrach ihn Jill. »Es war ein eindeutiger Fall von Notwehr, die Staatsanwältin hat ihre Klage zurückgezogen, und Anita hat einen 1a-Frei spruch bekommen.« Sie lächelte bei der Erinnerung daran. »Und dann hat der Saal getobt, wisst ihr noch?«
    »Ja, und wir alle wären fast wegen Ruhestörung rausgeflogen, aber das wäre es wert gewesen«, bestätigte Nils. »Aber dass Anita sich selbst angezeigt hat, war äußerst riskant. Auf hoher See und vor Gericht bist du in Gottes Hand, das ist ein alter Spruch. Aber hier hat sie wirklich Glück gehabt, dass die Sache so eindeutig war. Es hätte ihr durchaus passieren können, dass die Polizei sie erst mal einkassiert hätte, bis …«
    »Hör auf!«, befahl Dirk. »Darüber will ich nicht nachdenken. Bis zu ihrer Verhandlung habe ich nicht schlafen können, solchen Schiss hatte ich davor. Ich habe ihr sogar vorgeschlagen, ihr einen falschen Pass zu besorgen, damit sie das Land verlassen konnte. Aber nein, meine Anita musste ihren Sturkopf durchsetzen, ohne Rücksicht auf meine Nerven.«
    »Ich fand es unglaublich mutig«, sagte Jill.
    Dirk stand auf und begann, gesenkten Kopfes im Zimmer umherzuwandern. »Ich verstehe auch nicht, warum Cordelia verbissen daran festhält, dass alles Anitas Schuld ist. Sie schiebt ihrer Schwester nicht nur den Tod von Maurice in die Schuhe, sondern auch, dass sie und Mandla nicht wieder zusammengefunden haben. Er sei die große Liebe ihres Lebens, sagt sie.« Er blieb stehen.
    Aufgebracht warf Jill die Hände in die Luft. »Dass ich nicht lache! Mandla, der Zulu, der Widerstandskämpfer, dessen Geschäft das Töten war und der wie Len Pienaar Dutzende Menschen umgebracht hat, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Und Cordelia, die feine weiße Lady, die sich als junges Ding aus Einsamkeit und Protest gegen ihren stockkonservativen Vater in den gut aussehenden Kerl verliebt hat – das konnte doch nicht gut gehen.«
    »Ich habe Mandla ein paarmal getroffen«, sagte Nils und stand ebenfalls auf. »Bei dem läuft es selbst mir kalt den Rücken herunter. Der Mann ist kaputt, verbogen … etwas in ihm ist geborsten. Und er ist immer noch auf der Jagd, noch immer auf der Suche nach denjenigen, die ihm das damals angetan haben. Len Pienaar ist tot.«
    Dirk hob die Schultern. »Schon, das stimmt. Keine Frage. Aber für Cordelia wird sie immer diejenige sein, die ihren und Mandlas Sohn getötet hat.«
    »Was für ein Unsinn«, warf Jill ein. »Maurice hat am Ende Selbstmord begangen, das ist unumstritten, und Anita hat Len Pienaar nur in Notwehr angeschossen. Das ist Fakt. Und Maurice hat dem Kerl die Kniescheiben zerschossen, dass er nicht mehr fliehen konnte, das ist auch Fakt …« Ihre Stimme wurde heiser. Sie schluckte hart.
    Und keinen Menschen hatte sie je so gehasst wie Len Pienaar, vor keinem Menschen hatte sie sich je so gefürchtet. Ihren Bruder und ihre Mutter hatte er auf dem Gewissen gehabt, hatte so ihre Familie zerstört, und sie war froh gewesen, als er tot war. Aber das Ende des Apartheid-Killers war unaussprechlich grausam gewesen. Nachdem er den Buren angeschossen hatte, hatte Maurice seine Löwen, die er für die Trophäenjagd und für Potenzmittel für Fern ost züchtete, auf den wehrlos am Boden liegenden Pienaar gehetzt. Die Raubkatzen hatten ihn bei lebendigem Leib aufgefressen.
    Manchmal, in dunklen Nächten, geisterte diese Szene durch ihre Träume. Dann kam sie für Tage nicht von dem Horror los und zuckte jedes Mal zusammen, wenn einer ihrer Löwen in der Ferne brüllte.
    Nils legte seine Hand auf ihre. »Vergiss es«, sagte

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