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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Marcus nur das gesehen hatte, was sie sehen wollte. Ob sie nur eine Fassade gesehen hatte. Sie schlang sich die Arme um den Leib und zog die Schultern zusammen.
    Der Empfangsraum des Mpila Camps, der in einem separaten Häuschen lag, war eng, dunkel und mit zahlreichen Fliegen bevölkert. Geckos lauerten mit glänzend schwarzen Augen auf den offen liegenden Balken des Rieddachs. Eine Fliege landete in der Nähe eines fast durchsichtig hellgrauen Hausgeckos. Blitzschnell huschte er hinüber und verspeiste sie mit hörbarem Knirschen. Hinterher leckte er sich mit offensichtlichem Genuss seine gepanzerten Lippen. Silke schüttelte sich.
    Während sie ungeduldig und schwitzend zusahen, wendete die uniformierte, füllige Zulu hinter dem Tresen aufreizend lang sam die Seiten des Gästebuchs. Schließlich bestätigte sie ihre Reservierung, ließ Marcus unterschreiben und gab ihm die Zimmernummer. Auf seine Frage nach einem Schlüssel wurde ihm beschieden, dass die Bungalows keine Schlüssel hätten, wie in Hluhluwe auch.
    Silke dachte an die Affen und zog ein Gesicht.
    »Ach, übrigens«, rief die Rezeptionistin laut hinter ihnen her, während sie hinaustraten. »Seien Sie vorsichtig beim Grillen. Es kommt vor, dass Hyänen versuchen, das Fleisch vom Grill zu klauen. Passen Sie gut darauf auf, sonst ist Ihr Abendessen weg.« Sie lachte und sagte etwas auf Zulu zu ihrer Kollegin, woraufhin die ebenfalls laut lachte und Silke dabei einen herausfordernd spöttischen Blick zuwarf.
    »Na, klasse«, murmelte Silke bestürzt. »Hast du das gehört?«
    »Ach, das ist doch alles Quatsch. Die wollte dich bloß erschrecken. Zulus sollen einen besonderen Humor besitzen, habe ich gehört.«
    Kurz darauf hielten sie vor einem kastenförmigen Bungalow mit Rieddach. Ein Weg aus geborstenen Steinplatten führte zur schmucklosen Eingangstür.
    Silke sah sich stirnrunzelnd um. Mehrere gleiche Häuser standen in großem Abstand voneinander auf einem Plateau aus geröllbedeckter Erde, auf der ein paar genügsame Dornenbüsche und spärliche Grasbüschel ihr Dasein fristeten. Eine Familie von Perlhühnern scharrte zwischen Bauschutt im Staub.
    »Sieht ja nicht gerade toll aus«, murmelte sie.
    »Hauptsache, die Betten sind weich und der Kühlschrank funk tioniert«, meinte Marcus nur, während sie zum Haus gingen.
    Drinnen roch es muffig, und der Bungalow hatte eine deutlich primitivere Einrichtung als das Chalet von Hilltop, aber die Dusche funktionierte, und die Betten hielten einer ersten Prüfung stand, als Silke sich mit Schwung daraufwarf und nicht durchsackte.
    »Ist in Ordnung. Wir haben ja nicht vor, uns lange hier drinnen aufzuhalten«, bemerkte sie zu Marcus, während sie die Lebensmittel in den Kühlschrank räumte und die Kühlelemente ins Gefrierfach packte. »Und auf der Terrasse können wir schön essen. Es gibt auch einen Grill. In Afrika im Mondschein grillen. Wie romantisch!« Sie lächelte ihn an. »Fertig«, rief sie und schloss die Tür.
    Auf der Außenseite klebte eine mit Fliegendreck gesprenkelte Plastikhülle, in der eine gedruckte Mitteilung steckte. Sie warf nur einen flüchtigen Blick darauf, aber das Wort »Warnung«, das fett gedruckt über dem Text stand, veranlasste sie, ihn anzusehen.
    »Seien Sie gewarnt«, las sie halblaut vor. »Mpila Camp ist nicht umzäunt. Wilde Tiere laufen frei durch das Camp, besonders nachts. Stellen Sie sicher, dass Ihre Türen nachts stets fest verschlossen sind. Bleiben Sie immer in unmittelbarer Nähe Ihrer Unterkunft.«
    Sie wirbelte herum und blickte aus dem Fenster zu Marcus, der ihr restliches Gepäck heranschleppte, und bemerkte, dass sich unter dem Baum, wo der Bauschutt lagerte, inzwischen eine Familie Warzenschweine eingefunden hatte und eifrig nach Futter stöberte. Marcus ging keine drei Meter an ihnen vorbei. Sie rannte zur Tür.
    »Schnell, ins Haus!«, schrie sie. »Hinter dir läuft eine Herde War zenschweine herum!«
    Marcus lachte. »Na und? Die sind doch schon halb domestiziert. Dahinten, neben dem Nachbarbungalow, grasen zwei Springböcke. Vermutlich wissen die schon, wann sie hier zum Dinner erscheinen müssen. Leute füttern die sicher, auch wenn das verboten ist.«
    »Und als Nächstes trampelt hier ein Elefant durch den Vorgarten«, gab sie aufgeregt zurück. »Hier, sieh dir das mal an!« Sie zeigte ihm den Warnhinweis. »Sind die wahnsinnig geworden? Hast du gesehen, wie weit der Grill vom Haus entfernt ist?«
    Als er den Kopf schüttelte, zerrte sie ihn

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