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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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glaubte er, sich übergeben zu müssen. »Das ist … absolut grausam. Schlimmer als der Tod.«
    Conrad hob eine Augenbraue. »Darf ich Sie vielleicht daran erinnern, was Ihre geschätzten Kameraden mit meinen Leuten in den Kerkern des Pesthofes veranstalten? Also erzählen Sie mir nichts von Grausamkeit. Nicht wir haben damit angefangen.«
    Verflucht, er hätte besser auf sein Âjnâ aufpassen müssen. Er konzentrierte sich darauf, seine Gedanken vor den Untoten zu verschließen. So spürte er, wie die beiden ihn sondierten, hielt aber dem Druck stand. Zumindest hoffte er es.

    Â»Aber ihr könnt es beenden«, wandte Finn ein, als er sich seines Selbstschutzes halbwegs sicher war.
    Â»Und das werden wir auch tun. Auf unsere Weise.«
    Ja, das würden sie in der Tat. Indem sie alles plattmachten, was atmete. Alle, auch Ylva, und das durfte Finn nicht zulassen. Beim Gedanken an sie bekam er Schuldgefühle. Sie hatte sich für ihn geopfert, und er hatte in den letzten Tagen kaum an sie gedacht. Aber wie sollte er sie retten? Wenn die Gemeinde wegen des Nachzehrer-Angriffes in Aufruhr versetzt wäre, hätte er eine Chance, das Mädchen da herauszuholen. Zumindest hoffte er, dass sie noch lebte; etwas anderes zu denken, durfte er sich nicht erlauben.
    Wieder spürte er den Druck auf der Mitte seiner Stirn. Dieses verfluchte Leichenpack! Die beiden legten es darauf an, seine Barriere zu knacken. Und bald würde es ihnen sicherlich gelingen. Er brauchte Ruhe, um sich einen Rettungsplan für Ylva zu überlegen. Ohne befürchten zu müssen, von den Untoten mental vergewaltigt zu werden.
    Finn stand auf und verließ den Laden. Niemand hielt ihn zurück. Noch ein Zeichen, wie siegessicher die Kreaturen waren. Und das zu Recht. Seine Gemeinde war geschwächt, sie würde niemals 30 Totenküssern die Stirn bieten können.
    Finn lief die dunkle Straße entlang, doch immer noch hatte er keinen blassen Schimmer, wie er Ylva aus dem Pesthof herausholen sollte. Ohne zu wissen, wo sie gefangen gehalten wurde, kam ihm jeder Plan sinnlos vor.
Wenn er bloß ein Seelentier zur Erkundung hineinschicken könnte! Doch der Rotmilan – er schmunzelte, als er sich an seinen Namen erinnerte: Athene – war nun mal keine Ratte, die unauffällig die Lage prüfen könnte. Der Vogel würde sofort auffallen.
    Er blieb stehen und lehnte sich an eine Straßenlaterne. Na gut, noch hatte er Zeit. Oder doch nicht? Was, wenn Linnea …
    Zu spät vernahm er die Schritte hinter sich. Sein Gehör, das immer vogelartiger und somit unempfindlicher wurde, alarmierte ihn erst, als die Person sich bereits zu nah an ihn herangeschlichen hatte. Sein Instinkt hieß ihn, sich umzudrehen. Doch er nahm nur eine dunkle Silhouette wahr und einen Arm, der ihm entgegenschnellte.
    Etwas berührte seinen Hals, dann durchfuhr ihn ein Stromschlag.
    Â 
    Als er zu sich kam, mussten nur wenige Minuten vergangen sein. Er blinzelte irritiert und rieb sich die Lider. Was war geschehen? Wer hat ihn überfallen und warum, zumal sein Angreifer ihn einfach liegen gelassen hatte? Linneas Leute hätten ihn mitgenommen.
    Finn rappelte sich hoch und musste sich an der Laterne festhalten, denn der Boden drohte, unter seinen Füßen wegzugleiten.
    Abwarten. Gleich wird es besser.
    Aber es wurde nicht besser, nein, es wurde schlimmer, je länger er wartete. Die Umgebung verschwamm vor seinen
Augen, so, als würden sie wieder nicht wissen, ob sie sich auf seine Sichtweise oder die seines Seelentiers einstellen sollten. Bald fühlte er sich nicht mehr imstande, seinen Kopf gerade zu halten, und ließ ihn auf die Brust sinken. Er war so müde. So unendlich müde …
    Die Angst fiel von ihm ab, mit ihr alle Sorgen und Zweifel. Er sollte sich ausruhen. Ja, das war eine gute Idee, er sollte wirklich ein bisschen schlafen.
    Langsam rutschte er an der Laterne zu Boden. Es war ungemütlich, sich hier auf der Straße hinzulegen, aber auch das bekümmerte ihn nicht weiter.
    Â»Wie schnell 4 mg Tavor einen in die Knie zwingen. Ich wusste, dass der Elektroschocker dich nur für eine oder zwei Minuten ausschalten kann. Genug, um dir eine Spritze zu verpassen«, leierte eine Stimme irgendwo über ihm. Eine Stimme, die er schon oft gehört hatte und die sein benebeltes Hirn dennoch nicht zu erkennen vermochte.
    Â»Ich wünschte mir, es hätte nicht so weit

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