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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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undhielt es hoch. Es war schwarz mit einem goldenen Herz auf der Brust. Das Herz hatte links und rechts zwei kleine Engelsflügel.
     Ich wusste, dass das Pias Art war, mir ein Versöhnungsangebot zu machen. Das Geschenk. Und diese Party.
    »Danke. Das ist echt süß von dir.« Ich umarmte Pia. Einen Moment fühlte es sich zwischen uns fast wieder so an wie früher.
     Es war ein gutes Gefühl.
    »Die Würstchen sind fertig!«, rief Lukas, der für den Grill zuständig war. »Wer möchte eins?«
    Die anderen erhoben sich und scharten sich um den Grill.
    »Willst du nichts essen?«, fragte Pia.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab noch keinen Hunger. Vielleicht später.«
    Am Waldrand tauchte eine Gestalt auf. Sie trat zwischen den Bäumen hervor und kam auf uns zu. Einen Moment dachte ich, es
     wäre Jakob. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich hatte ihn seit unserer Begegnung vor dem Krankenhaus nicht mehr gesehen.
     Er hatte Wort gehalten und war aus meinem Leben verschwunden. Genauso plötzlich, wie er gekommen war. In unserer Klasse war
     er nicht wieder aufgetaucht. Es hieß, er habe die Schule gewechselt. Ich versuchte, ihn zu vergessen. Es klappte mal mehr,
     mal weniger gut.
    Ich blinzelte und sah, dass ich mich getäuscht hatte. Es war nicht Jakob, der jetzt fast das Lagerfeuer erreicht hatte.
    »Markus!«, rief ich überrascht. »Was machst du denn hier?«
    Pia grinste. »Ich hab ihn eingeladen.« Leiser fügte sie hinzu: »Kleine Überraschung zum Geburtstag.«
    Ich schaffte es gerade noch, ihr einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen, da stand Markus auch schon vor mir.
    »Ich hol mir ein Würstchen.« Pia verschwand in Richtung Grill.
    Markus fuhr sich unsicher mit der Hand durch die Haare. »Hallo, Jenny.« Er zögerte kurz, dann umarmte er mich. Ganz vorsichtig,
     als wäre ich aus Glas. »Alles Gute zum Geburtstag.«
    Seine Lippen kitzelten mich am Ohr. Ich atmete seinen Geruch ein, der mir immer noch vertraut war. »Danke.«
    Markus ließ mich los und ich trat einen Schritt zurück.
    »Ich hoffe, es ist okay, dass ich hier bin.« Er sah mich fragend an. »Wenn ich wieder gehen soll, musst du es nur sagen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich möchte, dass du bleibst.« Mir wurde klar, dass das tatsächlich stimmte. Ich lächelte Markus
     zu. »Schön, dich zu sehen.«
    Wir setzten uns ans Lagerfeuer. Ich spürte die Wärme der Flammen auf meiner Haut. Und die Wärme von Markus' Nähe. »Ich hab
     noch was für dich.« Er zog eine kleine Schachtel hervor.
    »Was ist das?«
    »Pack's aus.«
    Er reichte mir die Schachtel und ich hob vorsichtig den Deckel. Auf einem roten Samtpolster glitzerte etwas. Eine silberne
     Kette mit einem winzigen, herzförmigen Anhänger.
    »Gefällt sie dir nicht?«, fragte Markus besorgt, als ich nichts sagte.
    »Im Gegenteil. Sie ist wunderschön.« Ich hatte einen Kloß im Hals.
    Markus nahm die Kette aus der Schachtel und legte sie mir um. Der kleine Anhänger lag kühl auf meiner Haut.
    »Danke«, flüsterte ich.
    Markus sah mich ernst an. »Ich liebe dich, Jenny. Mehr als alles auf der Welt. Das ist mir in der letzten Zeit noch mal so
     richtig klar geworden.«
    Meine Haut prickelte, als er mit dem Finger sanft über meine Wange strich. Ich griff nach seiner Hand. »Komm. Lass uns woanders
     hingehen.«
    Hand in Hand liefen Markus und ich in den Wald. Zwischen den Bäumen war es wärmer als am See. Und dunkler. Das Geräusch unserer
     Schritte wurde vom Moos verschluckt. Wir blieben stehen. Markus zog mich an sich. »Ich bin so froh, dass du mir noch eine
     Chance gibst.«
    Es tat gut, seine Nähe zu spüren. Wir küssten uns an einen Baum gelehnt. Es fühlte sich vertraut an, ein bisschen wie nach
     Hause kommen. Und gleichzeitig war alles neu.
    »Geht es dir zu schnell?«, fragte Markus zwischen zwei Küssen. »Wir können jederzeit aufhören, wenn du willst.«
    »Nein.« Ich schlang meine Arme noch fester um ihn. »Nicht aufhören. Dafür ist es zu gut.«
    »Komm mit!« Markus zog mich vom Baum weg und weiter durch den Wald. Mein Körper glühte, als hätte ich Fieber.
    »Wo laufen wir hin?«, fragte ich.
    »Wart's ab. Wir sind gleich da.«
    Es war inzwischen ganz dunkel geworden. Zweige schlugen mir gegen die Beine und ins Gesicht. Die Fichtennadeln schienen mich
     zu liebkosen. Es roch nach Moos.
    Ich blinzelte. Mir wurde flau im Magen. Die Realität entglitt mir. Ich war in meinem eigenen Traum gelandet. Mein Atem ging
     stoßweise, während ich verzweifelt

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