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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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was passiert ist, nachdem wir den Festivalplatz verlassen haben.
     Du hast mir nicht die Wahrheit gesagt.«
    In Jakobs Augen blitzte etwas auf. Angst?
    »Erzähl mir, woran du dich erinnerst«, forderte er mich auf.
    »An die Wiese.« Ich merkte, wie die Kälte wieder von mir Besitz ergriff, als sich die Bilder ganz von selbst in meinem Kopf
     abspulten. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?« Als Jakob nicht antwortete, fügte ich leiser hinzu: »Warum hast du mir
     nicht gesagt, dass mich mein Freund mit meiner besten Freundin betrügt?«
    Ein Teil der Anspannung fiel von Jakob ab. Er schien beinahe erleichtert zu sein. Vielleicht, weil er mir jetzt nichts mehr
     vormachen musste.
    »Es tut mir leid.« Er seufzte. »Du warst total fertig. Völlig durch den Wind. Aber am nächsten Tag schienst du nichts mehr
     davon zu wissen. Du hattest alles vergessen. Ich hab's einfach nicht übers Herz gebracht, dir noch einmal so wehzutun. Ich
     dachte, vielleicht ist es besser so.«
    Tränen stiegen mir in die Augen. Ich blinzelte sie weg. »Und was ist dann passiert?«
    Jakob zuckte mit den Schultern. »Nichts. Dir wurde schlecht. Ich hab dich zu meinem Auto gebracht. Das hab ich doch schon
     erzählt.«
    »Wir sind nicht zu deinem Auto gegangen«, sagteich ruhig. »Ich bin weggerannt. Und du bist mir gefolgt. Daran erinnere ich mich noch. Aber ich weiß nicht, wie es weitergegangen
     ist.« Ich sah Jakob eindringlich an. »Hör endlich auf, mich anzulügen. Ich will die Wahrheit wissen.«
    Jakob senkte den Blick. Sein Kiefer war angespannt. »Manchmal ist es besser, die Wahrheit nicht zu kennen.«
    »Und das willst du für mich entscheiden? Ich weiß selbst, was für mich am besten ist.«
    »Jenny, bitte . . .« Jakob klang gequält. »Warum tust du dir das an? Glaub mir, es ist besser so, wie es ist.«
    »Für wen?«, fragte ich. »Für dich oder für mich?«
    Er stutzte, sah mich ungläubig an. Schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich . . . dass ich irgendetwas getan
     habe, was du nicht wolltest?«
    »Ich glaube gar nichts mehr. Ich will die Wahrheit wissen. Jetzt sofort. Hast du mit mir dasselbe gemacht wie mit diesem Mädchen
     in Rosenheim?«
    Sein Gesicht verschloss sich. Wurde hart und kalt. Ich schielte zur Tür. Würde ich es schaffen abzuhauen, wenn er durchdrehte?
     Würden seine Eltern meine Schreie hören? Waren sie überhaupt zu Hause? Was, wenn Jakob mich angelogen hatte? Wenn nur wir
     beide in diesem Haus waren? Und niemand, der mir helfen würde . . .
    »Du hast Angst vor mir«, stellte Jakob nüchtern fest. »Du traust es mir also wirklich zu. So wie alle anderen. Vielen Dank
     für dein Vertrauen, Jenny. Dasbedeutet mir wirklich viel.« Der Sarkasmus in seiner Stimme machte mich wütend.
    »Vertrauen? Ausgerechnet du redest von Vertrauen?«, rief ich. »Du bist doch derjenige, der mir nicht vertraut hat. Sonst hättest
     du mir erzählt, was damals wirklich passiert ist. Ich hätte es gerne von dir erfahren statt aus dem Internet, verstehst du?«
    Jakob seufzte. Er war in sich zusammengesunken, hatte den Kopf in die Hände gestützt, den Blick gesenkt. »Ich hab sie nicht
     missbraucht.« Seine Stimme klang dumpf. »Sie hieß Elisabeth, aber alle nannten sie Liz. Sie ging in meine Parallelklasse.
     Auf dieser Party hatten wir einen Auftritt mit der Schulband. Danach haben Liz und ich ein bisschen gequatscht und dabei ziemlich
     viel getrunken. Es war lustig, wir hatten Spaß und haben irgendwann angefangen rumzuknutschen. Dann sind wir in den Nebenraum
     gegangen und hatten Sex. Sie wollte es genauso wie ich. Das war's. Mehr ist nicht passiert.«
    »Und warum hat sie dich dann angezeigt?«
    Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Das wüsste ich auch gerne. Ich hab's bis heute nicht so richtig kapiert.
     Ich glaube, sie war sauer auf mich. Sie hatte mehr erwartet. Sie dachte, wir wären ein Paar.«
    »Aber für dich war's nur eine schnelle Nummer, stimmt's?«, fragte ich bitter. »Du hast sie benutzt und dann fallen gelassen.
     Als du bekommen hattest, was du wolltest, war sie plötzlich nicht mehr interessantfür dich. Bestimmt hast du ihr gesagt, wie toll du sie findest. Wie sehr du sie liebst. Dass sie die Einzige für dich ist.
     Dein Ein und Alles. Dass du alles für sie tun würdest. Dabei war sie es, die alles für dich getan hat. Und nichts dafür bekommen
     hat. Weniger als nichts. Weißt du was, Jakob? Ich kann sie verstehen. Ich kann sie wirklich verstehen.

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