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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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alles auf dich genommen?«
    »Du hast wohl ’nen Vogel?«, sagte Pippig plötzlich, als wäre er ganz gesund. »Ich habe ihm gesagt, wenn wir alle nichts wissen, dann weißt du erst recht nichts, weil du ein … Dunselmann bist …« Pippigs Kraft war zu Ende. Er streckte sich, und seine Muskeln waren wie aufgeweicht vor Schmerzen. Rose sah betreten vor sich hin. Das also war die Meinung über ihn. Pippig hatte ihn nicht beschworen, hatte ihn nicht gebeten, tapfer und mutig zu sein. »… weil du ein Dunselmann bist …«
    Rose verbarg sich vor sich selbst mit hängendem Kopf, so sehr schämte er sich. –
     
    Nach Pippig hatte sich Gay einige andere von den Buchenwaldern geholt. Nicht in der Absicht, eine Vernehmung durchzuführen. Nur abtasten wollte er sie. Er richtete sich in der Art, sie zu befragen, nach dem Eindruck, den er von dem Mann hatte, der jeweils vor ihm stand, und bald merkte er, dass es alle hartgesottene Brüder waren. Keiner wusste etwas.
    Nun gut, dachte Gay, lassen wir es vorläufig so, ihr werdet schon noch singen wie die Nachtigallen.
    Jetzt konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf Rose, für den er Pippig lecker zurechtgemacht hatte. Es war schon spät am Nachmittag, als er sich Rose kommen ließ.
    »Na, mein Lieber, nun setzen Sie sich mal. Rose war Ihr Name, nicht wahr?«
    »Jawohl.«
    Gay brannte sich eine Zigarre an und legte das Streichholz bedächtig auf den Ascher. Mit einem sorgenvollen Seufzer bemerkte er dabei: »Da sind Sie in eine dumme Geschichte hineingeraten. {Jajaja …} Wie lange sind Sie denn schon im Lager?«
    »Acht Jahre«, antwortete Rose, verblüfft darüber, dass die Vernehmung so begann, wie er sie sich zusammenphantasiert hatte. Gay wiegte bedauernd den Kopf. »Acht Jahre! Jejeje … acht Jahre! Das hätte ich nicht ausgehalten.«
    Wie unheimlich das war in seiner Folgerichtigkeit! Rose antwortete nicht und wollte nur ängstlich bemüht sein, den Bullen nicht zu reizen, sonst schlug der zu.
    Gay schien dergleichen nicht im Sinn zu haben. Er zog an der Zigarre, und Rose sah auf die leuchtende Glut. Damit hatte der Bulle die Brandlöcher gemacht … Gay lehnte sich im Stuhl zurück, kreuzte gemütlich die Arme über der Brust und sah Rose freundlich an.
    »Ihr Buchenwalder seid ein komisches Volk. Wegen eines kleinen Kindes lasst ihr euch erst windelweich prügeln. Wennihr die Schnauze halten wollt, dann müsst ihr auch konsequent sein. Aber wenn ihr euch erst zusammendreschen lasst und dann trotzdem quatscht, dann braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn man euch nicht mehr als vernünftige Menschen behandelt.«
    Gay beugte sich vertraulich Rose zu.
    »Der Pippig, das ist ein braver Kerl, bestimmt! Alle Achtung! Konnte er es mir nicht gleich gesagt haben: Na schön, Herr Kommissar, da haben wir so ein kleines Wurm gefunden. – Dann wäre alles gut gewesen. Nee, erst muss man ihn in die Pfanne hauen, und dann sagt er es doch. Ist das noch ein vernünftiger Mensch?«
    Gay lehnte sich wieder zurück und bemerkte nebenhin: »Gott sei Dank waren die anderen von Ihren Kumpels gescheiter und haben es gleich zugegeben. – Was hat nun der Pippig davon?«
    Rose saß gedrückt auf dem Stuhl, und Gay spürte den sich anbahnenden Erfolg der Taktik. Er erhob sich und ging im Selbstgespräch durch das Zimmer.
    »Was ihr da oben im Lager macht, das interessiert mich nicht, ich habe andere Sorgen. Euer Kluttig ist nun mal ein Bürokrat. Kommt zu mir gelaufen und ringt die Hände: Hilf mir! Oben im Lager ist ein Kind angekommen, das ist noch nicht registriert, und nun stimmt der Häftlingsbestand nicht!«
    Gay meckerte. »Als ob es darauf ankäme! – In ein paar Tagen ist der Amerikaner hier, und wir müssen abhauen.
Wir
und nicht
ihr
! Nun stellen Sie sich den dämlichen Pippig vor! Fünf Minuten vor zwölf riskiert der Idiot wegen so einer Bagatelle noch sein Leben. – Ich hätte ihn totschlagen können. – Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«
    In Rose ging Furchtbares vor sich. Was der Bulle erzählte, ging weit über die »süße Tour« hinaus. Der schien viel zu wissen. Hatte Pippig tatsächlich zugegeben und es ihm nurverschwiegen? Hatten die anderen …? Ehe Rose die Gedanken klären konnte, stand der Bulle vor ihm und stippte ihn aufmunternd an die Schulter.
    »Was habt ihr euch dabei gedacht?« Rose blieb sitzen, wie er saß, mit hängendem Kopf.
    »Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun«, kam es leise aus ihm heraus.
    »Das weiß ich! Pippig hat mir alles

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