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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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Druckbuchstaben. Es muss aussehen, als ob es ein Häftling geschrieben hat.«
    Hortense warf den Bleistift hin: »Na höre mal …«
    »Quatsch, schreib!«
    Er schabte sich die Backe, dann diktierte er:
    »Der Kapo Höfel und der Pole Kropinski haben auf der Effektenkammer ein Judenkind versteckt, und Hauptscharführer Zweiling weiß nichts davon.«
    Hortense malte es mit kräftigen Druckbuchstaben aufs Papier. Zweiling überlegte. Das war noch nichts.
    Er riss ein neues Stück von der Verpackung ab und schob es Hortense hin.
    »Höfel von der Effektenkammer und der Pole Kropinski wollen Hauptscharführer Zweiling eins auswischen. Sie haben ein Judenkind versteckt in der Kleiderkammer rechts hinten in der Ecke.«
    Zweiling trat hinter Hortense und schaute ihr über die Schulter zu.
    »So ist’s richtig. – Und nun schreibste drunter: Ein Häftling von der Effektenkammer.«
    Noch während Hortense malte, fragte sie:
    »Was willste denn mit dem Zettel?«
    Zweiling scheuerte genüsslich die Hände aneinander:
    »Den schiebe ich Reineboth unter die Weste.«
    »Du bist mir vielleicht ’n Gauner«, meinte Hortense verächtlich.
    Zweiling nahm es als Anerkennung. Hortenses pralle Brüste unter dem dünnen Nachthemd kitzelten seine Augen. {Er umgriff feixend die Frau.}
     
    Gleich nach dem Morgenappell des anderen Tages lief Pippig zum Revier hinunter. Hier erwischte er Köhn in der Ambulanz.
    »Du, ich brauche eine Gummiwärmflasche.«
    »Zu was?« Köhn blickte verwundert auf Pippig, der vom schnellen Lauf noch außer Atem war, und schüttelte verneinend den Kopf.
    »Wir haben selber bloß ein paar von den Dingern.«
    »Ich bringe sie dir gleich wieder.«
    Pippig bettelte, und es bedurfte seiner ganzen Überredungskunst, dem misstrauischen Köhn einen dieser kostbaren Wärmbeutel abzuringen. Damit rannte Pippig zur Kammer zurück und ließ sich von Kropinski die Wärmflasche auf den Leib binden. Mit einem Packen von Kropinski schon zurechtgelegter Mäntel verließ er die Effektenkammer und stieg den Appellplatz hinauf zum Tor. Hier meldete er sich ab. Der SS-Mann hinter dem Schalterfenster schrieb gleichmütig den Passierschein aus, und der Blockführer, der vor dem Fenster den Einlassdienst versah, musterte Pippig.
    »Was schleppst du da für Klamotten fort?«
    Pippig, auf Fragen und Zwischenfälle vorbereitet, machte ein straffes Linksum, wohl wissend, dass militärische Exaktheit, auf die die SS besonderen Wert legte, der beste Passierschein war.
    »Ausgesuchte Wollsachen für Reparaturzwecke zur SS-Schneiderei!«, meldete er und drückte einen Akzent auf das Wort »Wollsachen«, das im Ohr des Blockführers besonders wohlklingend sein musste. Der Krieg stand immerhin im fünften Jahr …
    Mit Genugtuung ließ Pippig die Mäntel von dem Blockführer begutachten. Die korrekt abgegebene Erklärung und die vorzügliche Qualität der Mäntel gaben dem Blockführer keinen Grund, an dem Häftling etwas auszusetzen. Mit einer kurzen Kopfbewegung entließ er ihn.
    »Hau ab, du Vogel.«
    Pippig riss sich überflüssigerweise noch eine vorbildliche Kehrtwendung aus den Hacken. Als er das Tor passiert hatte,war ihm zumute, als wäre er soeben durch ein Nadelöhr geschlüpft.
    In der Schneiderei nahm ihn ein Rottenführer in Empfang.
    »Was bringen Sie da für Zeug?«
    Noch ehe Pippig antworten konnte, rief Lange von hinten dem SS-Mann zu: »Ausbesserungsmaterial, Rottenführer, ich habe es von der Effektenkammer angefordert. Geht in Ordnung.« Der Rottenführer ließ Pippig passieren.
    Dieser schleppte die Mäntel durch die Reihen der an ihren Maschinen emsig nähenden Häftlinge und knallte den Packen auf den Zuschneidetisch vor Lange hin. Der Kapo begutachtete umständlich jeden einzelnen der Mäntel. Er hielt ihn hoch, drehte und wendete ihn nach allen Seiten, breitete ihn auf der Tafel aus, prüfte das Futter und den Stoff und war sehr beschäftigt. Nur seine Augen gingen während dieser eifrigen Tätigkeit in bestimmter Richtung, die Pippig gelehrig ablas.
    Aha, in der Lumpenkiste unter der Tafel! –
    Pippig kauerte sich schnell nieder. Sein Verschwinden wurde von Lange durch hochgehaltene Mäntel gedeckt, und unten war Pippig durch die Umspannung um die Tafel vor Sicht verborgen. Mit flinken Fingern öffnete Pippig Jacke und Hemd, schraubte den Verschluss von der Wärmflasche ab, wühlte im Lumpenkasten, fand die Flasche, und noch während er die Milch umgoss und die leere Flasche wieder in den Lumpen versteckte, fiel

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