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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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können? – Wir sollten zum Beispiel versuchen, die beiden aus dem Bunker zu holen.«
    Bochow lachte wie über einen Scherz.
    »Ich habe schon was unternommen …«
    Bochows Lachen verdorrte.
    »Bist du verrückt?«
    »Nee«, entgegnete Krämer trocken. »Ich hoffe, dass du einverstanden bist.« Er erzählte, was er mit Schüpp abgesprochen hatte.
    »Der hat sich inzwischen den Pippig vorgeknöpft, das ist sicher. Und der Pippig, verlass dich drauf, ist ein schlauer Bursche. An irgendeiner faulen Stelle kriegt er den Zweiling zu packen. Sollten wir es unversucht lassen?«
    »Was kommt nun noch?«, knirschte Bochow durch die Zähne und drückte sich das Gesicht mit beiden Händen zu. Kopfschüttelnd betrachtete Krämer den von wildwuchernder Nervosität Gepeinigten. »Der Bochow – habe ich mir immer gesagt –, das ist ein Klotz, den kann nichts aus der Ruhe bringen. Nun guckt euch mal den Klotz an …« Bochow reagierte nicht, es tat so wohl, sich hinter den eigenen Händen zu verstecken. Erst nach einer Weile ließ er die schützenden Hände sinken und nickte Krämer zu. Ein müdes Lächeln wehte über sein Gesicht.
    »Hast recht, Walter, man darf jetzt nicht den Kopf verlieren.« Er wollte sich zum Gehen wenden, doch verharrte er:
    »Und die Sache mit dem Zweiling … gut, wir wollen nichts unversucht lassen …« Bochow verließ den Raum.
    In tiefem Mitgefühl sah Krämer ihm nach. Wie müde Bochow die Schultern herabhingen …
     
    Um die gleiche Mittagsstunde beobachtete der Mandrill im Kasino einen Häftling, der in einer Ecke des Speiseraums einen defekten Tisch reparierte. Mit stumpfem Interesse verfolgte der Mandrill die Hantierungen und sah, wie der Häftling eine Leimzwinge anschraubte, die mit festem Druck das Holz zusammenpresste. Es war ein alltäglicher Vorgang.
    Am selben Abend aber fiel dem Mandrill die Zwinge wieder ein, als er im Kasino seinen Schnaps trank. Plötzlich war sein Interesse erwacht. Er ging zu dem beiseitegestellten Tisch und betrachtete sich das Werkzeug. Schließlich versuchte er, die Zwinge abzuschrauben, sie saß sehr fest und ließ sich nur mit starker Kraftanwendung lösen. Das Kasino war um diese Zeit nur noch schwach besucht. Einige Blockführer saßen am Tisch und verfolgten das sonderbare Tun des Mandrill. Von den bedienenden Häftlingen wurde er verstohlen beobachtet. Der Mandrill hielt die Zwinge in der Hand, hinter seiner starren Stirn schien etwas vorzugehen. Die Blockführer sprachen den unheimlichen Menschen nicht an, der mit der Zwinge an seinen Tisch zurückging. Ein fahler Zug lag um den farblosen Mund, als der Mandrill die verstohlenen Blicke ringsumher bemerkte. Es war schon spät, als der Mandrill das Kasino verließ. Die Trunkenheit trat bei ihm niemals nach außen.
    Je mehr er an Alkohol in sich hatte, desto gerader war sein Gang. Obwohl ihm das Gehirn schwamm, verlor er in allem, was er tat, nicht die Orientierung. Sie hatte nur etwas Starres und von innen her Gelenktes an sich.
    »Vernehmung bis zur Aussage.«
    Die Leimzwinge hatte ihn auf einen Gedanken gebracht.
    In der Nacht begab er sich in die Zelle Nummer 5. Höfel und Kropinski lagen eng aneinandergedrängt auf dem kaltenFußboden und erhoben sich, als Licht wurde und der Mandrill eintrat. Frierend und aufgeschreckt standen sie vor ihm. Das erdfahle Gesicht des Mandrill war ohne Ausdruck, als er Höfel fragte: »Na, hast du es dir inzwischen überlegt?« Höfel schluckte. Schwieg. Wie ein aufgescheuchter Vogel flatterte die Angst in ihm. Der Zellenraum schwamm im trüben Licht der Glühbirne, die nicht Kraft genug hatte, scharfe Schatten zu werfen. Der Mandrill wartete noch einen Augenblick das Schweigen ab, als könnte noch etwas kommen, dann drängte er Kropinski, der neben Höfel stand, in die äußerste Ecke der Zelle. Höfel fragte er: »Redest du?«
    Höfel stieg es heiß in die Kehle, er schluckte wieder, sein Atem ging leise.
    Kropinski stand in die Ecke gedrückt, als wolle er eins werden mit ihr. Der Mandrill hatte keine Eile. »Na, was ist? Redest du nun?«
    Höfels Brustkasten war wie ein hohles Gewölbe, in dem ein Heulton schallte. Er wollte fliehen, zu Kropinski in die Ecke. Doch seine Füße waren wie angeschmiedet.
    »Also nicht.«
    Der Mandrill trat an Höfel heran und setzte ihm, wie er es bei dem Tischler gesehen hatte, die Zwinge an die Schläfen.
    »Redest du …?«
    Höfel riss entsetzt die Augen auf, der Mandrill hatte den beweglichen Teil der Zwinge angedrückt und ihn mit

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