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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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einer Drehung festgeschraubt.
    Kropinski stieß einen leisen, pfeifenden Schrei aus.
    In Höfels Schläfen pulste das aufgewirbelte Blut, der Schrei, der ihm im Kehlkopf saß, riss ihm den Mund auf und erstickte in der Höhle.
    Der Mandrill steckte die Hände in die Hosentaschen und stieß Höfel mit dem Knie ermunternd vor den Bauch. »Einen Namen weiß ich schon, deinen. – Wer ist der zweite? – Redest du?«
    Unter Höfels Hirnschale brannte es wie Höllenfeuer. Er presste die Fäuste aneinander, das Grauen saß ihm in der Kehle.
    Der Mandrill fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, zog bequem die Hand aus der Tasche und drehte an der Schraube. Höfel stöhnte. Grauenhaft unentrinnbar stand er zwischen zwei Felsblöcken, die ihn zusammenquetschten.
    Kropinski sank in die Knie. Im namenlosen Elend der Hilflosigkeit kroch er wimmernd auf den Mandrill zu, der trieb das Bündel in die Ecke zurück. »Hier bleibst du liegen, du Dreck, und rührst dich nicht.«
    Den Augenblick der Ablenkung hatte Höfel genutzt, sich die mörderische Zwinge herunterzureißen. Sie fiel polternd zu Boden. Das Blut raste und rauschte im Kopf. Höfel wurde es schwarz vor Augen, er drückte die Fäuste gegen die Schläfen und torkelte. In plötzlicher Wut stürzte sich der Mandrill auf den Taumelnden und boxte ihn mit wuchtigen Schlägen zu Boden. Durch den plötzlichen Überfall waren Höfels Sinne wieder wach geworden.
    Um den auf ihn niederprasselnden Schlägen zu entgehen, wälzte er sich hin und her, es gab ein Handgemenge. Geschwächt und zermartert unterlag Höfel sehr rasch der Kraft des Mandrill. Der kniete sich über ihn, presste die Arme Höfels mit den Knien fest und quetschte die Zwinge erneut an die Schläfen. Höfel warf schreiend den Kopf hin und her, aber die Zwinge saß fest. Der Mandrill drückte die Schraube fester an.
    Höfel gurgelte, die Augen quollen aus ihren Höhlen.
    »Wer ist der zweite?«
    Kropinski hatte die Fäuste vor den Mund gepresst, in namenlosem Entsetzen über das, was mit seinem Bruder geschah.
    »Wer ist der zweite?«
    In höllischem Schmerz trommelte Höfel mit Fäusten und Füßen auf den Steinboden.
    Die Namen! Die Namen …!
    Sie saßen ihm im gurgelnden Kehlkopf und lauerten darauf, herausgelassen zu werden.
    »Wer ist der zweite? Redest du …?«
    Als der Mandrill die Hand wegzog, brach der erstickte Schrei wie ein Strahl aus Höfels Mund: »Chrraahhh …«
    »Wer ist der zweite?«
    »Chrraahhh …«
    Das waren sie, die Namen. Jeden einzelnen schrie Höfel aus sich heraus. »Chrraahhh, chrraahhh …«
    Plötzlich begann auch Kropinski zu schreien, er presste die Hände an den Kopf und schrie …
    Die Luft im Raum schrie, die Wände konnten die Schreie nicht schlucken, und der Wahnsinn raste durch die Zelle.
    Der Mandrill erhob sich und stellte sich breitbeinig über Höfels tobenden Körper; sterben durfte der ihm noch nicht, darum löste der Mandrill die Zwinge.
    Höfels irres Schreien erstickte in einem hohlen, trockenen Röcheln, der Körper streckte sich erlöst.
    Kropinski krümmte sich furchtsam zusammen und kroch, als der Mandrill die Zelle verließ und das Licht verlöschte, zu Höfel, mit zitternden Händen tastete er ihn ab, begann in stiller Verzweiflung zu wimmern.
    Höfel fühlte, wie das Leben den Tod abwehrte. Wie von Peitschen getrieben, raste das Blut durch den Körper, das Gehirn schien vor Schmerzen zu zerfließen, und selbst die Gedanken brannten wie fiebernde Flammen. Der Atem flackerte. »… die Namen … Marian …« Kropinski strich über Höfels fliegende Brust.
    »Du haben geschrien, Bruder, nur immer geschrien …«
    Höfel keuchte, zu schwach, um zu antworten. Sein gequältes Bewusstsein taumelte am Rand der Ohnmacht entlang,aber es stürzte nicht in den wohltätigen Abgrund hinunter.
    »O mein Gott«, wimmerte Höfel, »o mein Gott …« Es war kaum noch zu ertragen. –
     
    Am anderen Tage sah Förste während seiner Freistunde den Elektriker auf der Zugangsstraße. Sie beobachteten sich. {Schüpp ging ein wenig langsamer.} Würde der dort sich den Schuh zubinden?
    Förste schien den Elektriker nicht zu beachten. Er drückte die auf dem Rücken liegenden Hände nach hinten hoch, und es sah aus, als mache er Freiübungen. Als Schüpp an ihm vorbei zum Schalterfenster ging, legte sich Förste die Hand aufs Herz. Schüpp meldete sich ins Lager zurück. Er hatte verstanden. Sie wurden gefoltert, doch die Hand auf dem Herzen sagte aus, dass sie tapfer

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