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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Außer, Kolb hätte bei ihr etwas an unsichtbarer Stelle gerichtet, einen elften Zeh entfernt oder dergleichen.
    Kolb antwortete nicht auf diese Frage, sondern sagte nur abrupt: »Kalt hier, wollen wir nicht wieder hineingehen?«
    »Moment noch«, rief Karina. Als überzeugte Öko benutzte sie keine Zellstofftaschentücher, sondern echte Leinenware, und in ein solches Leinentaschentuch stopfte sie nun die gesammelten Wattebäusche aus ihrem BH . »Hier bitte, können Sie mitnehmen und abmessen. So viel Silikon soll es dann sein«, erklärte sie und drückte dem verdutzten Schönheitschirurgen das pralle Taschentuch in die manikürte Rechte.
    »Silikon?«, rief Seifferheld entsetzt. »Wofür denn bitte schön Silikon?«
    »Ach, Onkel Siggi, nicht du auch noch!«

23 : 14  Uhr
    Vergeben – ja.
Vergessen – niemals!
     
    »Marianne, du weißt, dass ich verrückt nach dir bin. Das waren alles saublöde Zufälle. Ich bin doch kein Casanova.«
    Seifferheld kniete auf der Matte mit der Aufschrift
Nur immer frisch herein
vor MaCs Wohnungstür und säuselte durch den Briefschlitz. Sie ging nicht ans Telefon und hatte sich bockig geweigert, ihn hereinzulassen. Erst die alte Frau Bodelow aus dem dritten Stock hatte sich seiner erbarmt. Aber Seifferheld wusste definitiv, dass MaC in ihrem Schottenkaromorgenmantel auf der anderen Seite der Tür stand – er konnte sie nämlich durch den Briefschlitz sehen.
    »Marianne, du hast ja recht, vielleicht riskiere ich den einen oder anderen Blick zu viel, und die Frauen fühlen sich dadurch ermutigt. Aber das ist für mich doch alles bedeutungslos! Seit ich dich kenne – seit wir zusammen sind –, da habe ich eine völlig neue Lebenslust entdeckt. Das strahlt eben aus. Und andere Frauen fühlen sich davon angezogen. Aber ich meine es nicht böse. Ich würde dich niemals hintergehen!«
    »Und?«, krächzte Frau Bodelow von oben. »Was sagt sie?«
    Seifferheld atmete tief aus. »Nichts, sie sagt nichts. Gute Nacht, Frau Bodelow.«
    MaC lehnte mit ihrem Gin Tonic an der mannshohen Schuhkommode – sie hatte viele Schuhe und brauchte daher eine Schuhschrankspezialanfertigung – und seufzte in sich hinein. Siggi konnte ja wirklich nichts dafür, dass sie zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Leben dummerweise von einem untreuen, charakterlosen Schwein zutiefst verletzt worden war und er nun mit seinem Verhalten jeden einzelnen ihrer Knöpfe drückte. Aber es war eine Sache, das mit dem Kopf zu realisieren, und eine ganz andere, das panische Bauchgefühl in den Griff zu bekommen.
    »Marianne?«, säuselte Seifferheld.
    Onis schnaufte und legte sich hin. Das konnte länger dauern.
    »Haben Sie keinen Schmuck dabei?«, wollte Frau Bodelow wissen. »Echte Diamanten schlichten jeden Streit.«
    Seifferheld war extrem kurz davor, dass ihm der Kragen platzte. Nur die angeborene Hemmung, Frauen zu schlagen, hielt ihn davon ab, sich mit der ebenfalls am Stock gehenden Frau Bodelow ein Gehhilfenduell zu liefern.
    »Was machen deine neuesten Ermittlungen?«, fragte MaC plötzlich.
    Hurra! Ihm fiel ein Gebirge vom Herzen. Die Alpen. Nein, der Himalaya. Sie sprach wieder mit ihm!
    Seifferheld konnte sie aber kaum hören. Er presste sein Ohr näher an den Briefschlitz. »Wie bitte?«
    »In wessen Wade hast du dich gerade verbissen?«
    »Kolb. Der Arzt. Kennst du den?« Wenn sie mit ihm redete, war alles wieder gut. »Darf ich nicht reinkommen?«
    »Nein.« So weit war sie noch nicht. Wenn sie ihn von Angesicht zu Angesicht sah, würde nur wieder der Wunsch erwachen, ihn mit einem stumpfen Gegenstand zu erschlagen. »Also der Schönheitschirurg aus dem Diak? Ja, kenne ich. Sehr ehrgeizig. Hat er was mit dem Fall zu tun?«
    »Er hat Sissi von Bellingen operiert.«
    »Das passt. Die hat sich ja alles vergrößern lassen außer ihrem Gehirn.« Seifferheld konnte förmlich hören, wie sie sich eine ihrer Locken aus der Stirn pustete. »Sissi hat mehr OP -Narben als Frankensteins Monster, dafür aber weniger Intelligenz.«
    Herrlich, MaC lästerte wieder. Er wertete das als gutes Zeichen für den Zustand ihrer Beziehung. Nur mit Menschen, die man mag, lästert man über Menschen, die man nicht mag.
    »Möglicherweise hat er auch die Runkel behandelt. Ich finde ihn jedenfalls verdächtig. Weißt du von irgendwelchen Leichen in seinem Keller?«
    »Kolb ist seit drei Jahren in Hall. Lebt sehr zurückgezogen. Arbeitet von früh bis spät und verbringt seine Wochenenden in einer kleinen Hütte im

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