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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Schnitte.«
    »Ach, du kannst mir mal im Mondschein begegnen«, sagte Vito. »Bist du mit der José-Carreras- CD schon durch, die ich dir geliehen hab?«
    »Ich hab sie im Auto, du kriegst sie morgen wieder.«
    »Scheiß Kiri te Kanawa«, sagte Vito. »Fehlt bloß noch, dass du ein paar schwarze Opernsänger aus dem Hut ziehst.«
    »Paul Robeson«, sagte Special. »Leontyne Price. Kathleen Battle.«
    » Ol’ Man River zählt nicht.«
    »Und ob das zählt.«
    »Du unzivilisierter Wilder, du. Keine Ahnung, wieso ich mich überhaupt mit dir abgebe.«
    »Damit dir einer was über Opern beibringt, du Italobanause«, sagte Special.
    Am hinteren Ende der Bar ging eine Tür auf. Ein Mann schaute heraus und winkte Vito zu sich. Der trank schnell sein Bier aus, gab Special einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und verschwand im Hinterzimmer. Special stöpselte sich sein Bluetooth-Handy in das eine und den iPod in das andere Ohr, kitzelte aus dem iPod die Musik raus, die er hören wollte, und ließ sich noch ein Bierchen bringen.
    Perec folgte Chanterelle die Treppe hinauf. Der Korridor roch nach Desinfektionsmitteln und Kotze. Chanterelle schloss das Zimmer auf, ging rein und warf ihre Tasche auf einen Stuhl. Perec blieb in der Tür stehen.
    »Mach zu«, sagte sie. »Oder hast du kalte Füße gekriegt?«
    Den Matchbeutel noch immer an sich gepresst, kam Perec herein und schloss die Tür.
    »Zeig mal, was du da drin hast.«
    Er machte den Beutel auf und ließ sie hineinsehen: ein blaues Kleid und eine blonde Perücke.
    »Was soll ich machen?«
    »Die Sachen anziehen«, sagte Perec.
    »So schlau war ich auch vorhin schon. Aber wie soll’s dann weitergehen?«
    Darauf wusste Perec keine Antwort.
    »Wenn du dir einen runterholen willst, musst du Klopapier nehmen. Wenn ich dir einen runterholen soll, kostet es dasselbe. Mit der Muschi, mit der Hand, das ist mir Latte wie Dose. Oder soll ich dir einen blasen?«
    »Nein!« Perec war schockiert.
    »Willst du mir die Klamotten anziehen?«
    Perec nickte.
    Chanterelle lächelte. »Verstehe. Da bist du schon spitz drauf, was? Du hast ja schon Sternchen in den Augen. Wahrscheinlich kommst du ganz von allein, bevor ich überhaupt richtig losgelegt hab.«
    Chanterelle fing an, sich auszuziehen. Mit dem Beutel unter dem Arm sah Perec ihr zu. Sie nahm sich Zeit und wiegte sich dabei auch noch wie im Tanz hin und her. Sie hatte eine gute Figur und ließ die Finger an ihrem Oberkörper auf und ab wandern, als ob sie auf einer Flöte spielte. Während sie ihren BH aufhakte und den Slip runterschob, sah sie Perec unverwandt an und fuhr sich aufreizend mit der Zunge über die Lippen. Zwischendurch schloss sie ein paar Mal die Augen und fasste sich, leise stöhnend, an eine Brust oder in den Schritt. Als sie Perecs Gesicht sah, musste sie lachen.
    »Ja, das gefällt dir, hm? Das macht dich an. So stramme Titten, so eine schöne Muschi, o Mann. Was bist du scharf auf meine Muschi …«
    Sie streichelte sich und lächelte.
    »Lass mal sehen«, sagte sie. »Hast du schon einen Ständer? Einen schönen, harten, der dir zeigt, was er will?«
    Perec schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war heiß, seine Lippen trocken. Da war es wieder, das flaue Gefühl im Magen, und unten rum tat sich auch schon was. Doch diesmal war er zu erregt, um sich zu schämen oder etwas dagegen zu tun. Er ließ einfach alles geschehen.
    »Na, dann komm«, sagte sie. »Ran an den Speck.«
    Perec nahm das Kleid und die Perücke aus dem Matchbeutel und legte sie behutsam aufs Bett. Chanterelle stand, eine Hand auf der Hüfte, splitternackt mitten im Zimmer. Perec hob das Kleid vom Bett, ging zu ihr und zog es ihr über, bis ihre schamlose Nacktheit bedeckt war. Als sie ihn dabei unten rum anfassen wollte, machte er erschrocken einen Satz nach hinten. Sie lachte. Perec holte die Perücke und setzte sie ihr langsam aufs Haupt, als ob es die englische Krönungskrone wäre. Er trat einen Schritt zurück, musterte prüfend sein Werk und ließ die letzten braunen Strähnchen unter dem Blondhaar verschwinden.
    »Sehe ich jetzt so aus wie sie?«, wollte sie wissen.
    »Ja«, krächzte Perec. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Wie heißt sie? Willst du mich so nennen, wenn wir es machen?«
    Perec schüttelte den Kopf.
    »Und wie weiter?«
    »Ich möchte Ihnen die Haare schneiden«, sagte er.
    »Du hast sie wohl nicht alle.«
    »Nicht Ihre Haare. Nicht in echt. Nur die Perücke.«
    »Du bist mit mir auf die Bude gegangen, um einer

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