Namibische Nächte (German Edition)
gespürt.
Trotz regte sich in ihr. Er holte wieder seine Macho-Allüren heraus und versuchte, darüber zu bestimmen, was sie zu tun und zu lassen hatte.
Das konnte er sich abschminken. Es hatte schon in Deutschland nicht funktioniert, und hier würde es das auch nicht tun.
Wer war sie denn?
8
A ls Vanessa am nächsten Morgen erwachte, musste sie sich erst einmal bewusst machen, wo sie war. Die hoch aufragenden Dachbalken über ihr konnten jedoch keinesfalls zu ihrem Schlafzimmer gehören, stellte sie nach einer Minute fest.
Sie drehte den Kopf und sah hinaus. Und dieses helle Licht erinnerte auch nicht an November. Obwohl sich der Monat natürlich nicht geändert hatte, nur die Erdhalbkugel, auf der sie sich befand, und damit die Jahreszeiten.
Sie lächelte. Wie einfach es war, vom Winter in den Sommer zu fliehen. Unvorstellbar.
Schnell stand sie auf und trat auf die kleine Holzveranda, die an die Hütte angebaut war. Durch den freien Blick in die Savanne kam sie sich vor, als wäre sie ganz allein auf der Welt. Sie hob die Arme. Die warme Luft war wie ein Mantel aus reinster Seide, der ihre Haut streichelte.
Mit einem hingerissenen Seufzer atmete sie tief durch. Konnte das Leben tatsächlich so schön sein?
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Zuerst ignorierte sie es, sie wollte sich nicht in dieser Morgenstimmung stören lassen, aber dann nervte es sie doch. Sie ging hinein und meldete sich.
»Wo bist du gerade?«, fragte Steffen.
»Was glaubst du?«, erwiderte sie spitz. »Das letzte Mal, als du mich angerufen hast, war ich auf dem Weg zum Flughafen.«
»Du bist also tatsächlich geflogen?«
»Das ist wohl das, was man tut, wenn man zum Flughafen fährt«, entgegnete Vanessa. »Sofern man nicht jemanden abholt.«
»Du bist also tatsächlich ohne mich geflogen.« Steffens Stimme klang verschnupft.
»Entschuldige bitte, Steffen . . .« Vanessa drehte sich um und ging wieder auf die Veranda hinaus, um in die Weite schauen zu können. »Ich habe dir angeboten mitzukommen, aber du wolltest ja nicht.«
»Das war doch nur eine von deinen spinnerten Ideen«, sagte er. »Wie konnte ich das ernst nehmen? Ich dachte, du willst nur . . . na ja, was alle Frauen wollen.«
Vanessa hob die Augenbrauen. »Was alle Frauen wollen? Und klärst du mich auch darüber auf, was das ist?«
»Heiraten, Kinder und so weiter«, sagte Steffen. »Und so ein Urlaub ist der beste Anfang. Da kann der Mann nicht weglaufen. Danach hättest du mich wahrscheinlich zum Standesamt geschleppt. Oder wärst schwanger gewesen. Um mich unter Druck zu setzen.«
Vanessa war sprachlos. Sie hatten nie über Heirat oder Kinder gesprochen. Dazu war es noch viel zu früh. Wie kam Steffen auf solche Gedanken? »Vielleicht hättest du mich in deine Überlegungen einweihen sollen«, sagte sie. »Dann hätten wir darüber reden können. Ich hatte nämlich nicht die entfernteste Absicht, schwanger aus dem Urlaub zurückzukehren.«
»Das sagst du jetzt «, erwiderte er. »Weil ich nicht da bin.« Es war kurz still in der Leitung. »Mit wem bist du geflogen? Kenne ich ihn?«
Ging das schon wieder los? »Wieso kann ich nicht allein geflogen sein?«, fragte sie.
»Nie im Leben«, behauptete er im Brustton der Überzeugung. »Was sollst du denn allein im Urlaub?«
Mich erholen vielleicht? dachte Vanessa. Von dir zum Beispiel? Noch nie war ihr Steffen so klammeraffenmäßig vorgekommen. Bisher hatten sie doch eher eine lockere Beziehung gehabt. Jetzt führte er sich auf einmal auf, als hätte er einen Alleinanspruch auf sie.
»Liegst du gerade mit ihm im Bett?«, fügte er gehässig hinzu. »Kannst du nicht sprechen?«
In Vanessa begann es zu brodeln. »Ja, genau«, sagte sie, hielt den Hörer etwas von sich weg und fragte in die Luft hinein: »Steffen ist dran. Willst du ihn sprechen, Liebling?« Sie wartete eine Sekunde, dann legte sie das Handy wieder ans Ohr. »Er will nicht mit dir reden. Bist du nun zufrieden?«
Steffen schnaufte. »Ich wusste es doch. Das hast du geschickt eingefädelt. Mich so manipuliert, dass ich nicht mitfliege, damit du mit ihm fliegen kannst.«
Manipuliert? Sie hatte ihn manipuliert? Er hatte sie ausgelacht! Welche Art von Manipulation hatte sie da wohl angewendet?
»Du bist ja nicht ganz dicht«, sagte sie. »Für diesen Unsinn zahle ich nicht länger Roaming-Gebühren. Tschüss, Steffen.« Sie legte auf.
Im selben Augenblick, als sie sich umdrehte, um ins Zimmer zu gehen, sah sie Kians blaue Augen auf sich
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