Naminé - Liebe Deinen Feind
»Sei nicht stur und außerdem würde sich Raven freuen, wenn er wieder einmal nach Hause kommt.«
»Seit wann magst du den Alchemisten so gerne?«, fragte Sias stirnrunzeldn. »Wieso denn nicht? Er ist doch ganz nett.« Sias seufzte ergeben. »Na gut, dann machen wir uns auf den Weg in die Eislanden.«
Efal grinste laut und ließ das Geld in seiner Hosentasche verschwinden. »Weißt du, du bist immer noch der beste Schüler, den ich je hatte.« - »Efal, ich war dein einziger Schüler.«
Als sie Raven und den anderen erzählten, wohin ihre Reise weiterging, wirkte der Alchemist ziemlich ruhig. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. Efal ließ sich seine gute Laune davon aber nicht verderben. »Richtung Norden«, sagte Techi nach einer Weile und sie bibberte jetzt schon, wenn sie nur an die Kälte dachte.
Sie war einmal in den Eislanden gewesen. Nach dem Motto einmal und nie wieder hatte sie sich geschworen, niemals mehr einen Fuß in diese Tundra zusetzen, doch wie es aussah, hatte sie keine andere Wahl.
»Warum seid ihr zwei eigentlich hier?«, fragte Sias an Raven und Techi gerichtet, als die Wüstenstadt hinter ihnen lag. Es war kurz nach Sonnenaufgang, weswegen die Temperaturen noch angenehm waren. »Sie hat sich Sorgen um euch gemacht«, erklärte Raven ohne Umschweife.
Techi warf ihm einen warnenden Blick zu. Raven ignorierte dies. »Ich dachte, ihr könntet mich gebrauchen und so wie es aussieht, seid ihr ohne mich ziemlich arm dran«, sagte sie und versuchte gelassen zu klingen. Sias schnaubte. »Wir brauchen keine Amme«, sprach er zu Techi. Die Magierin biss sich auf die Unterlippe.
»Ich bin nicht hier, um auf euch aufzupassen. Raven und ich -«, der Alchemist warf ihr einen schiefen Blick zu, um allen damit klar zu mach en, dass er von ihrer Idee noch nie begeistert gewesen war. »Ihr könntet Verstärkung brauchen und außerdem seid ihr mir langsam alle ans Herz gewachsen«, erklärte sie breit und das erste Mal lächelte sie Naminé freundlich an.
»Vor allem du, Waldelbin.« Naminé lächelte leicht zurück. Vielleicht wurden die zwei doch noch Freundinnen?
Techi kostete es viel Mühe, diese Worte über ihre Lippen zu bringen. Sie hasste Naminé und würde sie immer hassen. Sie hatte ihr Sias weggenommen und dafür würde sie ihr etwas anderes wegnehmen. Sie grinste und wandte ihren Kopf wieder nach vorne, fest fixiert auf die Wüste vor ihr, die sich bis zum Horizont erstreckte.
22.Kapitel
Ravens Heimat
Es war kalt. Doch dieses Wort klang in Naminés Ohren völlig verharmlosend. Selbst der härteste Winter im Waldelbenreich könnte nie an das Klima hier herankommen.
Die Waldelbin wünschte sich wieder auf das Schiff zurück, das sie hierher gebracht hatte. Obwohl es den Namen ‘Eisbrecher‘ trug und seinem Namen auch gerecht wurde, war es dort wenigstens wohlig warm gewesen. Doch zu ihrem Leidwesen musste sie sich hier in der tiefsten Tundra aufhalten.
Während Naminé fror und selbst die warme Kleidung nicht dagegen half, freute sich Efal über diesen Wetterwechsel. »Hoffentlich treffen wir bald auf Eisbären!«, rief er laut hinaus.
Der Wind war so stark, dass dieser seine Stimme immer weiter wegtrug und sie sich jedes Mal leiser anhörte. Efal ritt voraus, neben ihm Raven, der ihnen den Weg in sein Zuhause wies. Sias, Naminé und Techi bildeten das Schlusslicht. Die Magierin erschuf immer wieder eine kleine Flamme, die sie erwärmte.
Efal und Raven waren die Einzigen, die gute Laune hatten. Naminé, Techi und Sias hingegen waren genervt. »Wenn wir einen sehen, dann werfe ich ihm Efal zum Fraß vor. Ich würde nur zu gern wissen, wer von den beiden zäher ist«, drohte Sias. Naminé nickte zustimmend.
Naminé hatte inzwischen keine Ahnung mehr, wie lange sie schon unterwegs waren. Zwei Wochen? Einen Monat? Oder sogar schon ein halbes Jahr? Hier in der Tundra verlor man leicht das Zeitgefühl. Die Waldelbin seufzte und bibberte erneut. Wenn sie endlich in Ravens Dorf ankämen, würde sie sich als Erstes vors Feuer setzen und für die restlichen Tage diesen Ort nicht mehr verlassen.
Raven war überglücklich, wieder in seiner Heimat zu sein! Am liebsten hätte er Freudensprünge durch den harten Schnee gemacht, doch er wusste auch, dass einige seiner Begleiter nicht davon begeistert sein würden. Also hielt er sich zurück und spielte den Unbeteiligten. »Wir müssten bald da sein«, sagte er zu Efal oder doch mehr zu sich selbst?
»Das sagst du seit etwa
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