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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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zurück. »Haben Sie keine Wohnung, weil Sie immer in schlechter Gesellschaft trinken?«
    Berner grinste. »Anwesende eingeschlossen?«, fragte er und stieß mit Wagner an, als die Bedienung das zweite Bier brachte.
    »Wie geht es Ruzicka?«, erkundigte sich Paul und der Kommissar wurde ernst.
    »Unverändert. Er liegt noch immer im Koma, ich komme gerade aus St. Pölten. Die Ärzte meinen, er sei noch nicht über den Berg, über dauerhafte Schäden will niemand spekulieren. Aber wenigstens funktioniert die Bewachung lückenlos, rund um die Uhr.« Berner erzählte dem Reporter von der Begegnung am Zentralfriedhof mit dem kleinen Johannes und von der mysteriösen Todesliste.
    »Damit haben wir den Beweis, dass es ein gut vorbereiteter Anschlag war«, stellte Wagner grimmig fest. »Sie sollten aufpassen, Herr Kommissar. Ihr Name ist der nächste auf der Liste, und wer immer auf der anderen Seite steht, scheint ziemlich entschlossen zu sein, es zu Ende zu bringen.«
    Berner winkte ab. »Unkraut und ich haben einiges gemeinsam«, brummte er. »Aber jetzt erst einmal zu diesem alten Dokument. Was ist so dringend daran, dass es nicht bis morgen warten kann?«, erkundigte er sich und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich möchte Ihre Meinung dazu hören und bei dieser Gelegenheit gleich etwas essen«, meinte Wagner hoffnungsvoll, »weil Valerie dieses Thema in Berlin gar nicht erst angeschnitten hat.«
    »Ihr beide wart in Berlin?«, fragte der Kommissar überrascht. »Ich glaube, die Geschichte wird interessant, aber etwas länger.« Er drehte sich suchend nach der Bedienung um und bestellte zwei Mal Fiakergulasch. Dann nahm Paul einen großen Schluck Bier und fing an zu erzählen.
    Das Auftauchen von Valerie Goldmann und Eddy Bogner im Prindl keine halbe Stunde später sorgte für einige Aufregung, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen. Der frühere Ringer und ungekrönte König der Safeknacker wurde von den Gästen einiger Tische mit lautem Hallo begrüßt, während andere nur kurz aufblickten, um dann noch tiefer in ihre Karten zu schauen. Alle übrigen männlichen Besucher waren voll und ganz damit beschäftigt, ihr Interesse an dem hübschen, dunkelhaarigen Neuankömmling nicht allzu auffällig kundzutun, ihrer meist weiblichen Begleitung zuliebe, die ihrerseits Goldmann geflissentlich ignorierte.
    »Wie ich sehe, habt ihr euch schon angefreundet«, sagte Berner zur Begrüßung und umarmte Valerie unter den neidischen Blicken der Umgebung.
    »Eddy ist ein Schatz«, bestätigte Goldmann und schaute sich nach ihrem Begleiter um, der an einem der Tische in ein fröhliches Gespräch vertieft war. »Wusstest du, dass er in seinem Betrieb nur Vorbestrafte beschäftigt und ihnen damit eine neue Chance gibt?«
    Berner nickte. »Und wie es aussieht, ist er seit Jahren sehr gut im Geschäft«, meinte er, »manche behaupten, Eddy rieche Ausschreibungen schon Tage, bevor sie überhaupt bekannt werden.«
    »Sein umfassendes privates Informationsnetzwerk hier in Wien ist legendär«, bestätigte Paul, »dagegen sind meine Verbindungen nett, aber harmlos.« Wagner zog einen Stuhl für Valerie heran.
    »Eddys Netzwerk ist lückenlos und reicht bis in die Chefetagen, das weiß ich aus eigener Erfahrung«, gab Berner zu. »Andererseits hilft er immer, wenn Not am Mann ist, und das rechne ich ihm hoch an.«
    »Hier riecht es nach köstlichem Kaffee«, strahlte Valerie und wie auf ein Stichwort stand Eddy mit einer dampfenden Tasse Kaffee neben ihr.
    »Wenn ich der Bedienung die Arbeit abnehmen würde, wäre ich meinen Stammplatz los und bekäme Lokalverbot«, bemerkte Berner trocken.
    »Herr Kommissar, Sie wissen doch, bei mir drückt man oft ein Auge zu, weil ich so unauffällig bin«, kicherte er und begrüßte Wagner. »Die Presse ist auch hier, jetzt muss ich aufpassen, was ich sage, sonst lese ich mich morgen in der Zeitung.«
    Berner nahm einen Schluck von seinem Bier und winkte ab. »Lass es gut sein, Eddy, Paul ist der einzige Schreiberling, für den ich meine Hand ins Feuer lege.« Auf den erstaunten Blick Pauls hin ergänzte er brummend: »Das kann sich aber jederzeit wieder ändern.«
    »Weißt du, wo Georg ist?«, erkundigte sich Valerie.
    »Ja, er hat den Nachmittag mit Burgi und mir verbracht und ist dann nach Grub hinausgefahren, um seine Bibliothek zurate zu ziehen«, berichtete Berner. »Er hat mir versprochen, morgen wieder nach Wien zurückzukommen. Aber nachdem wir diesen geheimnisvollen Brief gefunden haben,

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