Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
aber fast ein Jahr nach der Scheidung und zehn Jahre nach der Trennung …?«
»Den Mord als solchen kann eine Frau wohl kaum begangen haben. Und was hat das alles mit der Animosität zwischen Villinger und Schwenninger Narren zu tun – und was mit diesen Elzacher Schneckenhäuschen?«, fuhr Klaus fort.
Nun waren sie schon fast wieder ein Team.
»Da gibt’s nur eines«, erklärte Hubertus, der mittlerweile fleißig recherchiert hatte. »Wir gehen am Sonntagnachmittag zum Schwenninger Umzug – und danach zum Elzacher. In Schwenningen treffen wir uns mit Graf Zahl. Das ist ein Lehrerkollege vom Wirtschaftsgymnasium. Er ist ein echter Spezialist für die Villinger und die Schwenninger Fasnet – und kannte wohl auch den Berger. Und er kann uns einen Kontakt zu Helmut Gerbert vermitteln, der ähnlich puristisch ist wie der Berger.«
»Warum heißt dein Kollege Graf Zahl?«, fragte Klaus.
»Du weißt schon, die Figur aus der Sesamstraße. Er ist Mathelehrer und begeisterter Rätselfreund. Hat wohl sehr früh beide Eltern verloren – den Humor aber nicht.«
»Dann könnte er ja auch der Richtige für diese Botschaften sein, die am Leichenfundort und bei Berger hinterlassen wurden«, meinte Klaus.
Hubertus nickte zufrieden. »Habe ich mir auch schon gedacht.«
Er fuhr fort, seinem Freund den Plan zu erklären, den er in den letzten beiden annähernd schlaflosen Nächten ausgetüftelt hatte – in den Pausen, in denen er darauf wartete, dass sich Martina wieder zur Toilette begab.
Von Graf Zahl hatte er Klaus schon gestern erzählen wollen, er war allerdings aus den bekannten blonden Gründen nicht dazu gekommen.
»In Elzach suchen wir den Schuttig, dem mehrere Schneckenhäuschen fehlen«, erklärte er.
»Aber du musst fahren«, wandte Klaus mit einem schiefen Grinsen ein.
Hubertus nickte. »Und zwar zuerst zu mir – wir haben uns ein Frühstück verdient.« Dann hielt er inne: »Und du warst ganz sicher nicht mit dieser Isabella im Bett?«
Klaus schüttelte den Kopf.
Hubertus gab Gas. Auch wenn er über Handy erreichbar gewesen war: Es war höchste Zeit, nach Martina zu sehen. Schließlich war er schon über eine halbe Stunde weg gewesen. Wie sollte das nur die nächsten Tage werden?
Klaus plante zunächst einmal den heutigen Tag: Er würde vom Büro aus bei Kerstin anrufen. Wenn es sein musste, auch mehrmals – Hauptsache, er konnte mit ihr reden und ihr erklären, was in der letzten Nacht vorgefallen war. Soweit er es selbst rekonstruieren konnte …
Leider blieben seine insgesamt vierundzwanzig Versuche alle erfolglos. Aber immerhin wusste Klaus am Ende des Tages wenigstens oberflächlich Bescheid über die Schwenninger Fasnet. Er hatte ausführlich mit seinem Schwenninger Kollegen Bernd Bieralf telefoniert und im Internet recherchiert. Auf seine eigentliche Arbeit als Journalist beim Schwarzwälder Kurier wurde er allerdings erst aufmerksam, als der Chef vom Dienst bei ihm anrief und mit Nachdruck die Seite »Villingen Umland« einforderte.
Im Verlauf des Samstags brachte es Riesle sogar auf siebenunddreißig Anrufe. »Dies ist der Anrufbeantworter von Kerstin Zehnle und Klaus Riesle«, hörte er sich selbst immer wieder. »Sie wissen, wie’s geht.«
Ja, wusste er. Doch nachdem er zum sechsten Mal auf das Gerät gesprochen hatte, ging ihm sein eigener weinerlicher Tonfall auf den Geist, mit dem er immer wieder »Kerstin, ich weiß, dass du da bist. Geh ran. Bitte!« als Nachricht hinterließ.
Oft hatte sich Klaus über die Männer in Kerstins Lehrer-Bekanntenkreis mokiert. »Kerstin, ich habe derzeit ein Problem mit meiner Rolle als Mann in dieser Gesellschaft«, hatte sich mal einer bei ihr ausgeweint.
Seitdem hatte sich Klaus in schöner Regelmäßigkeit über die »Warmduscher«, »Sitzpinkler« und »Doppelnamen-Träger« lustig gemacht, die aus Solidarität mit den Frauen am liebsten selbst Menstruationsbeschwerden bekommen hätten. Nun fühlte er sich selbst mutlos, schwach – und ziemlich unmännlich.
Hummel war in den beiden Tagen erfolgreicher gewesen. Er hatte bei seinem Vater ein Narrohäs für Klaus aufgetrieben, obwohl sein Kumpel eigentlich gar keinen besonderen Wert darauf gelegt hatte. Außerdem hatte er die gestärkten Faltkragen in der Wäscherei abgeholt und weitere Vorbereitungen für den »Fasnetmentig« und »Fasnetzischtig« getroffen – bis hin zur Mehlsuppe, die es traditionell am frühen Montag geben sollte.
Fast halbstündlich hatte er in Martinas
Weitere Kostenlose Bücher