Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
Vom Netzwerk:
»Tagwacht« gelegen, die ihn mit dem Rottweiler Narrenmarsch und dem »Alten Jägermarsch« um kurz nach fünf Uhr geweckt hatte.
    Der Rottweiler Narrenmarsch! Seit er das Musikstück in der Wohnung des Ermordeten gehört hatte, ging es ihm nicht mehr aus dem Kopf.
    Müller fluchte. Das hatte man nun davon, wenn man zur Fasnacht nicht die Flucht ergriff. Dabei hätte der Vormittag so schön werden können: Bis acht schlafen, gemütlich frühstücken, um zehn einen Informanten treffen und danach die erste Vernehmung durchführen – günstigerweise beides nicht im Büro, sondern vor Ort in Rottweil.
    Es hatte ihm große Genugtuung verschafft, Annegret Berger, die Exfrau des Verstorbenen, für den Morgen einzubestellen.
    »Aber da ist doch Fasnet«, hatte sie gesagt, worauf er ihr in scharfem Ton klargemacht hatte, dass es hier um einen Mord gehe und sie ja wohl Interesse an dessen Aufklärung haben werde.
    Er musste zwar zugeben, dass das Verbrechen nun schon neun Tage her war und die plötzliche Eile etwas schwierig zu vermitteln war. Immerhin hatte er zwei Tage nach der Tat schon einmal mit ihr telefoniert, den Verdacht aber rasch wieder fallen lassen. Schließlich musste ein Mann der Täter gewesen sein. Nachdem die Hauptverdächtigen ein Alibi hatten, rückte allerdings die Exfrau als mögliche Anstifterin wieder ins Zentrum seiner Überlegungen.
    Als er schlaftrunken im Badezimmer statt seines Rasierschaums die Zahnpasta verwendete, musste er sich endgültig eingestehen: Er war überarbeitet und hatte ein paar Fehler bei den Ermittlungen gemacht. Zunächst den, dass er den Fall so schnell wie möglich abhaken wollte und sich dabei zu sehr auf die naheliegenden Verdächtigen gestürzt hatte.
    Erst Gerbert, den mit Berger verfeindeten Schwenninger Narren, der an jenem Mordfreitag bei einem Eishockey-Spiel der »Wild Wings« gewesen war und dafür fast dreitausend Zeugen hatte, da er in der Drittelpause auf dem Eis einen neuen Sponsor vorgestellt hatte.
    Dann die Lebensgefährtin, diese Isabella Schneider, mit der sich Berger zuletzt eingelassen hatte und die ihn am Grab des Toten so übel traktiert hatte. Deren Eltern bestätigten, dass sie in Castrop-Rauxel gewesen war – mehr als fünfhundert Kilometer vom Tatort entfernt.
    Und nun dieser Gremmelsbacher: Zwei Schuttigkollegen und der Verdächtige selbst hatten versichert, dass er auf der Narrenversammlung gewesen war. Dabei hätte alles so schön gepasst.
    Doch die drei Verdächtigen waren für ihn Reinfälle gewesen, denn alle hatten ein Alibi. Und Müller war mit seinem Fall wieder so weit wie kurz nach dem Mord.
    Er hörte seine Frau in der Küche wirtschaften. Dank der lauten Musik war auch sie aufgewacht.
    Müller überlegte: Er wusste, dass es ihm Ärger einbringen würde, wenn er den Täter nicht bald dingfest machen konnte. Allein er war für den Fall verantwortlich, denn er hatte die wichtigen Ermittlungen keinem Mitarbeiter seiner Sonderkommission überlassen wollen. Mittlerweile verdächtigte er nämlich jeden anderen Beamten, ein Handlanger seines immer noch im Urlaub befindlichen Rivalen Brüderle zu sein. Unter anderem auch den Polizeipräsidenten, von dem er sich gehörig unter Erfolgsdruck gesetzt fühlte.
    »Stefan?« Es klopfte an die Badezimmertür. »Gut, dass du schon auf bist. Wir beide gehen nachher zum Narrensprung.«
    Das klang nicht nach einer Frage – eher nach einem Befehl. Seit dem verpatzten Urlaub war seine Frau die Herrin im Haus.
    Müller schraubte den Deckel der Zahnpastatube langsam wieder zu, ehe er antwortete: »Aber ich habe doch nachher Termine.«
    »Du hast gesagt, der erste Termin sei um zehn. Der Narrensprung beginnt aber schon um acht. Ich mache Frühstück, und dann gehen wir. Spätestens um sieben sollten wir beim Schwarzen Tor sein. Wenn wir dieses Jahr an Fasnet schon mal hier sind, will ich die auch sehen.«
    Müller seufzte: Ihm blieb derzeit auch nichts erspart.
    Zum ersten Mal, seitdem die Hexen sich in seiner Kindheit auf ihn gestürzt hatten, würde er sich einen Fasnachtsumzug anschauen müssen. Vorbei war’s mit dem gemütlichen Frühstück, um dann entspannt zum Treffen mit dem Fasnachtsexperten zu gehen. Denn der richtige Durchblick fehlte Müller immer noch. Was hatten diese Sprüche zu bedeuten, die am Tatort und in der Wohnung des Toten gefunden worden waren? Und warum war der Rottweiler Narrenmarsch im CD-Player des Toten endlos gelaufen? Um den Toten – immerhin ein fanatischer Villinger –

Weitere Kostenlose Bücher