Naschkatze
muss.
»Feiern?« Ich blinzle verwirrt. »Was feiern wir denn?«
»Es gibt immer was zu feiern«, meint Monsieur de Villiers. »In diesem Fall die ersehnte Abfüllung des Beaujolais nouveau.«
Seine Frau rollt einen Armani-Koffer auf Rädern herein. »Wo kann ich das parken?«
»Oh, natürlich in Ihrem Zimmer.« Hastig nehme ich Champagnerkelche aus dem Küchenschrank. »Luke und ich schlafen auf der Couch.«
Als der Korken aus der Flasche knallt, zuckt Monsieur de Villiers zusammen. »Das habe ich dir doch gesagt!«, ruft er seiner Frau zu. »Wären wir bloß in einem Hotel abgestiegen! Nun werden sich die armen Kinder schlimme Rückenschmerzen einhandeln, weil sie auf einer Ausziehcouch schlafen müssen.«
»O nein«, protestiere ich, »die Couch ist prima! Luke und ich sind Ihnen ja so dankbar, dass...«
»Gewiss, das ist eine fabelhafte Ausziehcouch«, behauptet Mrs. de Villiers auf dem Weg zum Schlafzimmer. »Nicht besonders komfortabel, wie ich zugeben muss. Aber Lukes und Lizzies Wirbelsäulen werden keinen Schaden nehmen.«
Ich versuche mir vorzustellen, wie diese Konversation verlaufen würde, wenn meine Eltern zu Besuch gekommen wären, und das misslingt mir. Dass Luke und ich zusammenleben, wissen sie noch immer nicht, und dabei soll es auch bleiben – zumindest, bis wir unsere Verlobung bekannt geben werden. Falls wir uns jemals verloben.
Natürlich finden meine Eltern junge Leute, die vor der Hochzeit zusammenwohnen, nicht unmoralisch. Aber in meinem Fall wären sie dagegen, weil ich Luke erst seit ein paar Monaten kenne.
Was ein bezeichnendes Licht auf ihre Einschätzung meiner Menschenkenntnis wirft.
Allerdings – wenn ich an meine Exfreunde denke, muss ich Mom und Dad vielleicht recht geben.
»Wirklich, das ist okay«, versichere ich Monsieur de Villiers.
»Nun...« Mrs. de Villiers hat ihr Gepäck ins Schlafzimmer gebracht und ist zu uns zurückgekehrt. »Freut mich, dass Sie sich häuslich eingerichtet haben.«
Offenbar meint sie das Gestell von Bed Bath & Beyond – und meine Vintage-Kleidersammlung.
Die scheint sie zu überraschen.
Nicht auf angenehme Art.
»Oh...«, sage ich. »Ja. Tut mir leid. Ich weiß, meine
Kleider nehmen viel Platz weg. Hoffentlich stört Sie das nicht.«
»Selbstverständlich nicht«, antwortet sie – ein bisschen zu liebenswürdig. »Ich finde es ganz wundervoll, wie Sie den Platz nutzen. Ist das eine Nähmaschine, die ich auf meinem Toilettentisch gesehen habe?«
Oh, mein Gott …
»Eh – nun ja – verstehen Sie... Ich brauche einen Tisch, auf den ich sie stellen kann. Und der Toilettentisch hat genau die richtige Höhe...« Sie hasst mich. Das spüre ich. Sie hasst mich abgrundtief. »Wenn Sie wollen, bringe ich die Nähmaschine woandershin. Kein Problem...«
»Nicht nötig«, unterbricht sie mich mit einem spröden Lächeln. »Guillaume, jetzt möchte ich ein bisschen Champagner trinken. Nein, sogar ziemlich viel.«
»Natürlich bringe ich sie weg«, sage ich. »Die Nähmaschine. Tut mir ehrlich leid. Daran hätte ich früher denken sollen. Natürlich brauchen Sie Platz für Ihre Kosmetika und...«
»Seien Sie nicht albern«, fällt Mrs. de Villiers mir erneut ins Wort. »Das können Sie später machen. Setzen Sie sich, trinken Sie Champagner mit uns. Guillaume und ich möchten alles über Ihren neuen Job wissen. Wie Jean-Luc uns erzählt hat, arbeiten Sie in einer Anwaltskanzlei. Wie aufregend muss das sein! Dass Sie sich für Jura interessieren, wusste ich gar nicht.«
»Eh...« Unsicher nehme ich das Glas entgegen, das Monsieur de Villiers mir anbietet. »So sehr interessiere ich mich gar nicht dafür...« Verdammt, warum habe ich die Nähmaschine nicht gestern Abend weggebracht? Als mir klar wurde, dass Mrs. de Villiers dieses Ding mitten auf
ihrem Toilettentisch nicht schätzen würde? Oh, warum nicht?
»Sind Sie Anwaltsassistentin?«, will Mrs. de Villiers wissen.
»Eh – nein...« Und meine Sachen im Badezimmer? Da stehen haufenweise Tiegel und Fläschchen herum. Das alles wollte ich in meinem kleinen Plastikkasten aus dem Studentenheim unterbringen. Aber seit ich mit einem Model zusammenarbeite, besitze ich immer mehr Kosmetika. Dauernd schenkt Tiffany mir irgendwelche Proben. Und manche sind ganz fantastisch. So wie die Produkte von Kiehl’s. Bevor ich nach New York gezogen bin, habe ich diesen Namen noch nie gehört. Aber jetzt bin ich süchtig nach dem Lippen-Balm.
Und wo soll ich das verstauen, wenn nicht im Bad? Hier
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