Naschkatze

Vater.
    »Ach, niemand«, antwortet sie beiläufig. Zu beiläufig.
    In diesem Moment knirscht Lukes Schlüssel im Schloss. Beinahe breche ich vor Erleichterung zusammen.
    »Da seid ihr ja schon!«, ruft er, als er hereinkommt und seine Eltern sieht. »Ihr seid früh dran.«
    »Oh, da ist er ja!« Monsieur de Villiers lächelt erfreut.
    »Jean-Luc!« Mrs. de Villiers breitet die Arme aus. »Komm her, gib deiner Mutter einen Kuss!«
    Gehorsam durchquert er das Wohnzimmer, umarmt und küsst seine Mutter, dann gibt er auch seinem Dad einen Kuss auf beide Wangen. Schließlich kommt er zu mir, um mich ebenfalls zu küssen (auf die Lippen, nicht auf die Wangen). »Tut mir leid, dass ich so spät komme«, flüstert er. »Die U-Bahn ist stecken geblieben. Was habe ich verpasst? Ist irgendwas geschehen, das ich wissen muss?«
    »Nicht direkt«, murmele ich.
    Was soll ich denn sonst sagen? Deine Eltern wollen nicht, dass ich einen Snack für sie mache, sie glauben, ich wäre nicht gut genug für dich, sicher wird das Dinner morgen eine Katastrophe, und – übrigens, ich glaube, deine Mom hat eine Affäre ...
    Wenn ich auch eine große Klappe habe – allmählich lerne ich, wie ich mich benehmen muss.

    Lizzie Nichols’ Ratgeber für Brautkleider
    Und wie wollen Sie sich krönen?
     
    Was den Kopfputz betrifft, haben Bräute viele verschiedene Möglichkeiten. Einige tragen keine Kopfbedeckung, andere einen Schleier, einen Blumenkranz oder eine Tiara – und manchmal das alles auf einmal!
     
    Da gibt es so viele Varianten wie Bräute.
    Zu meinen Favoriten gehören die folgenden:
    Der Blumenkranz. Nichts passt so gut zu einer Braut wie Blumen – und ein Kranz aus frischen weißen Rosenblüten und Schleierkraut wird niemals aus der Mode kommen.

    Die Tiara. Nicht mehr für königliche Hoheitenreserviert! Viele Bräute schmücken ihren Schleier mit einem Glanzstück aus Diamanten (oder Strasssteinen).

    Der Reif. Bei diesem Stil ist alles möglich, von einem schlichten Stirnband bis zu einem breiten,reich verzierten Band, um das Haar und den Schleier festzuhalten.

    Das Band. Um den Haarknoten wird ein Band geschlungen, von dem der Schleier herabfällt.

    Die Krone. Warum so bescheiden? Wenn eine Tiara okay ist – warum nichts Größeres, Imposanteres?

    Das Haarnetz. Ihre Großmutter hat’s gern benutzt.Dekorativ fasst es das Haar am Hinterkopf zusammen.

    Die Julia-Kappe. In Shakespeares berühmtem Drama trägt Julia eine enge, runde Kappe am Oberkopf. Für gewöhnlich wird sie mit winzigenPerlen bestickt.

     
    Und natürlich gibt es noch den stets beliebten
    Cowgirl-Hut. Lieber würden Western-Bräute sterben, als ohne ihn vor den Traualtar zu treten.

     
    Welche Kopfbedeckung würde Ihnen am besten stehen? Alles auszuprobieren und das herauszufinden, wird Ihnen Spaß machen!
     
    Lizzie Nichols Designs

15
    Nach der puritanischen Vorstellung ist die Hölle ein Ort, wo sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern muss.
    Wendell Phillips (1811-1884), amerikanischer Verfechter der Sklavenbefreiung
     
     
     
     
    I n einer Stunde wird der Truthahnbraten fertig sein, und ich glaube, ich habe alles unter Kontrolle.
    Ja, wirklich.
    Nicht zuletzt, weil Mrs. Erickson mich in ein kleines New Yorker Geheimnis eingeweiht hat – man geht auf den Markt und bestellt einen halb garen Truthahn. Dann schiebt man ihn einfach in den Backofen, begießt ihn ab und zu mit Bratensaft, und schließlich sieht er so aus (und riecht auch so), als hätte man sich den ganzen Tag abgerackert.
    Und es ist ein Kinderspiel gewesen, den de Villiers – sogar Luke – weiszumachen, genau das hätte ich getan. Dabei musste ich nur vor den anderen aufstehen – kein Problem, weil sie alle wie die Toten schliefen -, zu Mrs. Ericksons Apartment hinunterschleichen und den Truthahn holen. Den hatte ich nämlich an ihre Adresse liefern lassen, und sie war so freundlich, ihn für mich in ihren Kühlschrank zu legen.
    Sobald ich ihn in Mrs. de Villiers Wohnung geschmuggelt hatte (zusammen mit einem kleinen Beutel voller Innereien für die Sauce), brauchte ich nur mehr die verräterische Verpackung wegzuwerfen. Perfekt.

    Luke stand ein bisschen später auf und bereitete seinen Beitrag zum Festmahl vor – geröstete Zwiebeln mit Knoblauch und Rosenkohl.
    Außerdem bestand Mrs. de Villiers auf Süßkartoffeln (glücklicherweise ohne Marshmallows; die liebe ich zwar, aber Chaz und Shari würden drei verschiedene Desserts mitbringen, weil ich Kürbis mag,