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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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erinnerte sich an Talitha, doch das war nur ein Traum gewesen, ein wunderschöner und zugleich aufwühlender Traum. Jetzt war er genau dort, wo er hinwollte.
    Verba hockte vor ihm und löffelte schweigend seine Suppe. Unter Saiphs forschendem Blick hob er schließlich den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es so weit schaffen würdest«, sagte er.
    »Hast du gehofft, dass ich in der Großen Weißen Ebene sterbe?«
    »Vielleicht.«
    Saiph lächelte. »Nein, du wolltest, dass ich es bis zu dir schaffe. Das weiß ich. Was ich aber nicht verstehe, ist, warum du dich mit solch einem Geheimnis umgibst. Dieses Tagebuch, das ich entschlüsseln sollte, der Brief … Konntest du nicht einfach mit mir reden? Mir sagen, was du von mir erwartest?«
    Verba seufzte. »In den langen Jahren habe ich so meine Erfahrungen gemacht mit euch Femtiten, aber auch mit den T alariten. Ich habe gemerkt, dass zwischen Reden und Handeln häufig eine große Lücke klafft. Deshalb wollte ich heraus finden, wie ernst du es meinst und ob ich dir trauen kann.«
    »Du hast mich auf die Probe gestellt?«
    »Ja, und du hast sie bestanden. Das hätte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Aber dass deine Herrin dich unterwegs sitzen lassen würde, dessen war ich mir sicher.«
    »Sie hat mich nicht sitzen lassen. Sie musste …« Saiph brachte den Satz nicht zu Ende.
    Verba lächelte. »Du meinst, sie hatte Wichtigeres zu tun. Krieg zu führen …«
    »Ja, an der Seite der aufständischen Femtiten.«
    »Wenn du wüsstest, wie oft ich das schon erlebt habe. Die Gier nach Blut wird so stark, dass man Ziele, Verpflichtungen, gegebene Versprechen vergisst.«
    »Du irrst dich. Talitha ist anders. Nur weiß sie es noch nicht.«
    Verba machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du bist es, der anders ist. Du triffst Entscheidungen, die man nicht erwarten würde. Sieh mal, du sitzt hier bei mir, anstatt auf der Seite deiner Brüder für eure Befreiung zu kämpfen. Und ich frage mich, warum das so ist.«
    Saiph hob den Blick nicht von seiner leeren Schüssel. »Weil ein Krieg letzten Endes immer sinnlos ist. Natürlich schmerzt es mich, mein Volk in Ketten zu sehen, es leiden und sterben zu sehen. Aber ich ertrage es auch nicht, dass meine Brüder die Talariten niedermetzeln und es ihnen auch noch Vergnügen bereitet. Das ist nicht die Freiheit, die ich meine, auf diesem Weg gelangt man nicht ans Ziel.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    Saiph überlegte einen Moment und sagte dann mit Bedacht: »Nein. Offen gestanden wollte ich auch von Talitha weg. Ich habe gemerkt, dass sie mich nicht mehr braucht, dass es einen anderen gibt, der besser zu ihr passt.«
    Verba nickte leicht.
    »Ja, ich bin anders, da hast du ganz Recht«, fuhr Saiph fort. »Ich fühle mich weder als Femtit noch als Talarit. Das Einzige, was mich mit Talaria verband, war sie. Dieses Band ist gerissen, und ich wollte nur noch fort.« Saiph atmete tief durch. Dieses Geständnis fiel ihm sehr schwer. »Also bin ich aufgebrochen, ins Unbekannte … und dabei habe ich erkannt, dass diese Welt viel weiter und geheimnisvoller ist, als ich es mir jemals erträumt hätte. Es gibt so viele Dinge, die größer sind als ich, und die will ich sehen und begreifen. Jetzt geht es mir nicht mehr darum, vor irgendetwas zu fliehen. Ich will Neues entdecken. Ich will wissen, was es mit diesem gigantischen Schiff auf sich hat, auf das ich in der Großen Weißen Ebene gestoßen bin. Wer hat es dort zurückgelassen? Und was sind das für Berge? Wieso habe ich dort diese Fischskelette gefunden? Und ich will wissen, was da am Himmel mit den Sonnen los ist, und ob ich selbst etwas tun kann, um eine Katastrophe zu verhindern. Denn mittlerweile bin ich überzeugt, dass es stimmt: Die Katastrophe kommt näher.«
    Einige Augenblicke blickte Verba ihn schweigend an, stand dann auf und suchte wortlos nach irgendetwas in seinem Regal. Auch Saiph schwieg. Er wusste, dass es sinnlos war, den Mann zum Sprechen zu drängen, wenn ihm nicht danach war. Als er wieder am Tisch Platz nahm, hielt er einen hölzernen Gegenstand in der Hand, der sich an einem Ende zu einer Art winziger Schüssel verbreiterte. Das andere Ende steckte er sic h in den Mund und füllte das Schüsselchen mit getrockneten Kräutern, die er mit einem brennenden Holzscheit entzündete. Aromatischer Rauch stieg von dem Gerät auf, während Verba gleichzeitig daran zog. Nach einem kurzen Moment reichte er es an Saiph weiter. »Das Ding nennt man Pfeife, ist aus

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