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Natascha

Natascha

Titel: Natascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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neue, phantastische, vom Zauber randvoll gefüllte Welt sollte sie nun eintreten und weiter in ihr leben. Ein Mädchen aus der Kolchose Krassnoje Mowona, ein Partisanenleutnant, der jahrelang wie eine Ratte im Sumpf gelebt hatte.
    »Warten wir es ab, was aus dem Pferdchen wird«, sagte sie leise. Waleri Tumanow seufzte wieder und stand auf. »Sie müssen das verstehen, Genosse Tumanow … man kann nicht mit einer Handbewegung, in einer Stunde, die Jahre wegwischen wie einen Fleck auf einem Spiegel …«
    »Ich verstehe es, Genossin Astachowa.« Tumanow gab ihr seine kleine, schmale, weiße Hand. Bei Luka vermied er es nach kurzem Zögern. Ich muß die Finger noch gebrauchen zum Klavierspiel, dachte er dabei. Nicht leisten kann ich es mir, daß er sie mir freundschaftlich zerquetscht.
    Dann ging er, ein wenig traurig, wie es schien. Das Pferdchen machte ihm ehrliche Sorge. Unten, in der Tür des Hauses Tusstunkaja 3, blieb Tumanow stehen und blinzelte in den Himmel. Man sollte einmal mit dem Natschalnik der Sowchose ›Maxim Gorkij‹ sprechen. Die hatten Platz, draußen bei Molokowo, die konnten einen Gaul pflegen, dachte Tumanow. Allerdings tat es der Genosse Natschalnik nicht umsonst, das war klar. Wer tut schon etwas umsonst, Genossen? Es gab keine Moral mehr. Man würde ihm ab und zu eine Freikarte geben müssen, für die Oper, für das Schauspiel, für ein Ballett oder auch für einen Sportkampf. Zwei Freikarten sogar, denn der Natschalnik hatte sich Larissa zugelegt, ein Mädchen aus Tula, blond und üppig, die das Magazin der Sowchose verwaltete.
    »Fahren wir hinaus nach Molokowo«, seufzte Waleri Tumanow zu sich selbst. Dabei machte er sich auf und ging schnell die Tusstunkaja hinunter.
    Man soll nicht sagen, die Organisation klappe nicht! Wohl hatte man einige Schwierigkeiten, die Lebensmittel alle pünktlich herbeizuschaffen, und obwohl nun fast zwanzig Millionen Russen weniger lebten, reichte es immer noch nicht, alle satt werden zu lassen. Zuviel Land war zerstört, und die Eisenbahnen liefen noch nicht wieder pünktlich, die Straßen waren schlecht, die Motoren der Lastwagen verschlissen, die Bauern hatten kein Saatgut, und was eingelagert war, war plötzlich verschwunden oder verdorben, sogar auf den mustergültigen Kolchosen. Es war schon ein Jammer! Anstehen mußte man, frühmorgens schon, um ein Töpfchen voll Hirse oder Mais zu bekommen oder ein paar Knöllchen Kartoffeln. Immer knurrte der Magen, und außerhalb des Magens knurrte der Brigadier oder gar der Natschalnik und schrie: Wir müssen das Soll um einhundertzwanzig Prozent überschreiten! Los, Genossen … für den Frieden!
    Aber das war nur eine Seite des Friedens, und sie würde bald anders werden. Waleri Tumanow bewies, daß es noch eine gut funktionierende Organisation gab. Er war aus Molokowo zurückgekommen und hatte das Pferdchen Lukas untergebracht. Der Natschalnik, der gutherzige Mensch, hatte allerdings darauf hingewiesen, daß ein Pferd, auch wenn's klein ist, etwas frißt, und Fressen war etwas, was gerade jetzt zu einem Problem geworden war. Bei Mensch und Tier. Später dann, bei dem Versprechen, monatlich vier Freikarten zu bekommen, entdeckte der Natschalnik noch einige Vorräte an Rüben und Heu, die man dem Pferdchen geben konnte.
    »Aber arbeiten muß es!« sagte er dabei. »Ein sozialistisches Pferdchen darf sich nicht tatenlos mästen! Jeden Muskel brauchen wir zum Aufbau, Genosse.«
    »Aber nur leichte Arbeit, ganz leichte, Washa Igorowitsch!« sagte Tumanow.
    »Es wird garantiert. Ein paar Säckchen wird es schleppen müssen, weiter nichts. Nur, damit man sieht, daß es seine Rübchen verdient. Sie verstehen, Genosse?«
    Waleri Tumanow verstand. Befriedigt fuhr er zurück nach Moskau. Nun haben wir alles geregelt, dachte er. Luka kommt in ein Lazarett, das Pferdchen auf die Sowchose ›Maxim Gorkij‹, und die Stimme Nataschas wird in drei Jahren eine ganze Welt bezaubern.
    Am Abend klopfte Tumanow wieder an die Tür des Zimmers 12 in der Tusstunkaja 3. Luka schrie von innen: »Komm 'rein!«, und Waleri trat in das Zimmer mit dem Gefühl, ein großes Geschenk überreichen zu können.
    »Da ist er wieder«, sagte Luka unfreundlich. »Lästig wie ein Floh ist er! Man sollte ihn knacken.«
    »Das Pferdchen wird auf die Sowchose kommen!« sagte Tumanow schnell, um weiteren Diskussionen mit Luka zu entgehen. »Es hat ein Ställchen, warmes Stroh, gutes Fressen und wird behandelt werden wie ein Held der Nation.«
    Darauf war

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