Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
Schutzengelvergangenheit.«
»Eigentlich hätten wir uns denken können, dass Lazarus früher ein Schutzengel gewesen ist«, murmelte Ramiel plötzlich. »Seine Stärke, seine Fähigkeiten, seine Art zu kämpfen … alles Eigenschaften, die typisch für Schutzengel sind.«
»Also war Lazarus einmal in der gleichen Situation, in der sich Nathaniel jetzt befindet«, sagte ich langsam. »Wissen Sie, wie er es geschafft hat, der Hölle zu entfliehen? Sie sagten vorhin, er hätte Hilfe gehabt.«
»Erstens ist Lazarus der Hölle nicht entflohen«, korrigierte Melinda mich. »Ja, er kann sich scheinbar nach Belieben zwischen der Hölle und der Welt der Sterblichen hin und her bewegen. Aber er wird immer ein Dämon bleiben und damit ist er an die Hölle gebunden.«
»Na ja, freier Ausgang ist immer noch besser als ewig dort unten festzusitzen, oder nicht?«, murmelte ich.
Melinda ging nicht darauf ein. »Und zweitens war Lazarus sehr wahrscheinlich nicht in der gleichen Situation, in der Nathaniel jetzt ist. Jedenfalls nicht sehr lange«, fügte sie behutsam hinzu.
Ich sah sie verständnislos an.
»Du bist am Leben«, erklärte sie.
»Sie meinen, Lazarus saß in der Hölle fest und musste dabei zusehen, wie sein Schützling umgekommen ist?«
»Das weiß ich nicht«, gab Melinda zu. »Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich so ähnlich abgespielt hat. Es ist das Schicksal aller gefallenen Schutzengel.«
»Fast aller«, sagte Ramiel mit fester Stimme und einem Seitenblick auf mich.
»Können Sie versuchen, herauszufinden, was mit Lazarus' Schützling geschehen ist?«, fragte ich.
Melinda lächelte schwach. »Nathaniel hat mich um genau Dasselbe gebeten.«
Ich fühlte einen schmerzlichen Stich in meinem Innern.
»Ich habe auf seinen Wunsch hin die entsprechenden Chroniken ausfindig gemacht, was nicht so einfach war«, sagte Melinda. »Ich habe sie von einem Kollegen angefordert. Sie müssten bald hier sein.«
»Von einem Kollegen?«, fragte ich erstaunt. »Sie meinen, von einem anderen Chronisten?«
»Natürlich. Mein Archiv ist zwar gut, aber ich habe nicht alle Unterlagen über alle Fälle, die sich seit Beginn der Chroniken ereignet haben. Außerdem ist nicht alles digital verfügbar.«
»Oh … verstehe«, murmelte ich. Plötzlich hatte ich die merkwürdige Vision von einer riesigen Lagerhalle, bis zur Decke vollgestopft mit verstaubten Aktenschränken, die Informationen enthielten über jeden einzelnen Engel der jemals existiert hat, niedergeschrieben von Generationen von Chronisten …
»Was ist mit der Hilfe, die Sie erwähnten?«, fragte ich und kehrte mit meinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. »Wer hat Lazarus dabei geholfen, die Hölle zu verlassen?«
»Luzifer.«
Ich fühlte, wie mir das Blut aus den Wangen wich.
»Es gibt nicht viele Wesen, die mächtig genug dazu sind«, erklärte Melinda. »Uriel hat Lazarus nicht geholfen, also bleibt nur noch Luzifer. Und nachdem ihr mir erzählt habt, dass Lazarus jetzt zu Luzifers Zirkel gehört, halte ich es für so gut wie sicher, dass …«
»Woher wissen Sie, dass es nicht Uriel war, der Lazarus geholfen hat?« Die Worte kamen aus meinem Mund, bevor ich mich stoppen konnte.
Melinda umging eine direkte Antwort auf meine Frage. »Ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass Lazarus irgendeinen Deal mit Luzifer gemacht hat. Jetzt kann er sich frei zwischen den Welten bewegen und ist einer von Luzifers Schlächtern.«
»Ein Pakt mit dem Teufel? Meinen Sie das?«
Melinda nickte. »Genau das.«
Ich schwieg für einige Augenblicke und dachte nach. »Was glauben Sie, hat Lazarus ihm dafür gegeben?«
»Victoria!« Ramiels scharfe Stimme schnitt durch den Raum. »Du schlägst nicht im Ernst vor, dass Nathaniel ebenfalls einen solchen Handel schließt, oder?«
Ich zuckte zusammen und schwieg.
»Gib mir deine Nummer«, sagte Melinda. »Ich werde dich anrufen, sobald die Unterlagen über Lazarus da sind.« Ich notierte meine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn ihr.
»Ich melde mich nach Halloween«, sagte Melinda. »Ich werde nämlich morgen nicht im Büro sein, meine Kinder geben eine Party.«
Ich runzelte die Stirn. »Ihre Kinder geben eine Halloweenparty?« Mein Blick flackerte zu Melindas Familienfoto, das auf ihrem Schreibtisch stand. Die Kinder, die auf ihrem Schoß und zu ihren Füßen saßen, waren höchstens im Grundschulalter.
Melinda lächelte. » Das sind meine Kinder.« Sie zeigte auf zwei
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