Necare (Verlangen) (German Edition)
Sky, Summer und
Saphir, der ebenfalls in Begleitung eines hübschen Mädchens war.
„Na, komm
schon“, forderte mich Céleste auf, die bemerkt hatte, woran meine Blicke
hingen. Sie animierte mich zum Tanzen und ich verlor ihn in der Menge bald aus
den Augen. Ich wirbelte herum, bewegte mich zur Musik, bis alle Gesichter um
mich zu verschwimmen begannen und an Bedeutung verloren. Doch plötzlich zog eine
Person meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie wirkte blass, angespannt und stand
abseits der Menge. Duke war vollkommen alleine und hatte dieses Jahr wohl auf
seinen perfekt sitzenden Anzug verzichtet. Er trug Jeans und ein etwas
verknittertes Hemd. Der ganze Aufzug schien gar nicht zu ihm zu passen. Dazu
wirkte er so abgelenkt. Ich beobachtete ihn eine ganze Zeit lang. Er sah mit
düsterem Blick auf die Tanzfläche und schien alle dort in die Luft sprengen zu
wollen. Er wirkte so wütend, so voller Hass. Es trieb mir kalte Schauer über
den Rücken. Ich spürte, wie er mit sich rang, wie er etwas zu unterdrücken
versuchte. Sein Gesicht verzog sich vor Zorn und Anspannung; seine Fäuste
ballten sich… Und da fiel mir auf, dass er etwas in der Hand hielt. Seine
Finger spannten sich um einen Gegenstand, immer darauf bedacht, ihn nicht zu
zerbrechen. Seine Augen blickten weiterhin auf die Tanzfläche. Es arbeitete in
ihm; er schien mit sich zu ringen und plötzlich verließ er mit hastigen
Schritten den Raum. Ohne darüber nachzudenken, eilte ich ihm hinterher. Meine
Freundinnen dachten wohl, ich würde mir etwas zu trinken holen. Jedenfalls
folgten sie mir nicht. Als ich die Aula verlassen hatte, sah ich Duke gerade
noch um eine Ecke biegen. Ich beeilte mich, ihm hinterher zu kommen, doch
rennen war unmöglich. Ich verfluchte in diesem Moment die hohen Schuhe, die das
Laufen erschwerten und bei jedem Schritt auch noch laut klapperten. Als ich das
Ende des Flures erreicht hatte, war Duke bereits verschwunden. Dennoch konnte
er nicht weit sein. Ich kam zu einer Gabelung und nahm den rechten Weg, doch
dort fand ich ihn nirgends. Ich eilte zurück und nahm die andere Richtung, wo
ich zu einer Türe gelangte, die auf eine Terrasse führte. Konnte es sein, dass
er nach draußen gegangen war? Die Kühle der Nacht wehte mir entgegen, als ich
hinaus trat. Sofort begann ich wieder zu frieren und bereute es schon jetzt,
keine Jacke mitgenommen zu haben. Sollte ich in den Wald gehen und dort nach
ihm suchen?
„Was treibt
dich denn hierher?“, fragte eine Stimme und ließ mich vor Schreck zusammenzucken.
Ich hatte Night nicht bemerkt, der an der Wand lehnte und mich grinsend
betrachtete.
„Wie… wie
lange bist du schon hier?“, fragte ich.
Er runzelte
die Brauen, antwortete dann aber doch. „Zehn Minuten, denke ich.“
Ich nickte. „Ist jemand hier vorbei gekommen?“
Er schüttelte
verneinend den Kopf. „Nein, warum fragst du? Suchst du jemand?“
„Ich hatte
nur… ach, ist auch egal“, erklärte ich und ging langsam auf ihn zu. Ich stellte
mich neben ihn an die Wand.
„Hast du
wieder etwas gesehen?“, fragte er.
„Nein“, gab
ich verlegen zu. „Das heißt, ich weiß nicht recht.“ Ich wusste, dass er auf die
Nacht im vergangenen Jahr anspielte, wo ich meinen Vater in die Schule hatte
eindringen sehen.
„Was oder wen
hast du denn nun verfolgt?“, fragte er.
„Duke“, gab
ich ohne weitere Umschweife zu.
Er runzelte
auf eine verführerische Art die Brauen, die ihm selbst sicher nicht klar war.
„Warum das?“
Ich seufzte kurz und begann langsam zu erzählen. Ich hatte keine Geheimnisse
vor ihm und wollte nun damit auch nicht beginnen. Ich wusste, dass er mich
immer unterstützen und mir helfen würde. Es gab also keinen Grund, ihm diese
Sache zu verschweigen.
Seine Augen weiteten
sich vor Erstaunen, als ich geendet hatte.
„Mir ist auch
schon aufgefallen, dass er sich verändert hat. Dennoch kann ich es nicht
glauben, dass er der Occasus sein soll.“
„Das ging uns
allen so. Aber es deutet so viel daraufhin.“ Wir schwiegen kurz, bis ich
fragend fortfuhr: „Seid ihr denn schon mit dem Spruch weitergekommen, der den
Zauber von dem Firron Trank aufheben soll?“
„Wir haben ein paar Sachen ausprobiert, doch bislang hat nichts funktioniert.“
„Ich hoffe so
sehr, dass der Direktor uns glauben wird, wenn wir ihm den Trank zeigen.“
„Hör mal“,
begann Night und sah mich eindringlich an. Ich spürte sofort, wie mein
Herzschlag sich zu beschleunigen begann. Er hatte auch einfach ein zu
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