Necare (Verlangen) (German Edition)
eine ganze Weile“, er zögerte für einen kurzen Moment, sah
mich nochmals an und kam schließlich durch das Wasser langsam auf mich zu.
Ich bemühte
mich, vor ihm nicht allzu heftig zu zittern und vor allem mein Gesicht zu
verbergen. Allerdings würde dies auch nicht viel helfen. Immerhin konnte ich
selbst riechen, wie erbärmlich ich stank.
„Zu Beginn
sind wenigstens hin und wieder ein paar Leute gekommen, doch inzwischen verirrt
sich kaum jemand hierher.“
„Verstehe und
du kannst nicht weg, bevor der Waldlauf zu Ende ist.“
Ich nickte
und betrachtete das Wasser unter mir. „Es ist ziemlich langweilig und vor allem
frustrierend.“
Er schwieg
kurz, zögerte und begann dann wieder zu sprechen: „Soll ich dir ein bisschen
Gesellschaft leisten?“
„Bekommst du
keinen Ärger mit Sky, wenn du dieses Jahr schon wieder keinen ordentlichen
Preis mit nach Hause bringst?“, fragte ich mit einem dünnen Lächeln.
Er zuckte mit
den Schultern und ließ sich neben mir auf den Baumstumpf sinken. „Er wird sich
wieder beruhigen. Immerhin dauert es sicher nicht lange, bis er mich wieder um
einen Gefallen bittet.“
Der
Baumstumpf war nicht sonderlich groß, wie ich mit rasendem Plus allmählich
feststellte. Night war so nah bei mir, dass ich seine Wärme spüren konnte. Mir
war so kalt und es war eine enorme Versuchung, mich einfach an ihn zu lehnen.
Allmählich konnte ich das Zittern nicht weiter unterdrücken und es schüttelte
mich immer wieder. Plötzlich betrachteten mich seine tiefblauen Augen und er
runzelte nachdenklich die Stirn. Ich versank in seinem Blick und spürte, wie
meine Knochen butterweich wurden. Er berührte meine Wange mit solcher
Zärtlichkeit, dass mich hitzige Schauer durchzuckten.
„Du bist ja
ganz nass“, stellte er mit rauchiger Stimme fest.
„Ein kleiner
Unfall“, erklärte ich krächzend.
Er
streichelte mir über die Wange, berührte meinen Arm und meine Hand. Ich vergaß
zu atmen… Wie lange hatte ich ihn nicht mehr so spüren dürfen? Ich konnte in
diesem Moment nicht verstehen, wie es mir möglich gewesen war, ohne diese
Berührungen überlebt zu haben.
„Du bist
eiskalt.“
„Ja, das Kostüm
ist nicht das Wärmste und durch das Wasser…“ Ich unterbrach mich. Ich beobachtete
stattdessen, wie er sich erhob und sich hinter mich setzte. Ich keuchte auf,
als ich spürte, wie er mich an sich zog.
„Nicht! Du
wirst auch ganz nass und ich rieche abscheulich.“ Doch mein Widerstand war
halbherzig… Wenn überhaupt. Ich spürte seine muskulöse Brust in meinem Rücken,
sein Kinn hatte er auf meine Schulter gelegt und die Arme fest vor mir
verschlossen.
„Das macht
mir nichts“, er strich mir einige Haarsträhnen, die sich unter der Perücke
gelöst hatten, aus dem Gesicht. Ich spürte jeden seiner Finger auf meiner Haut
brennen. „Und was macht es schon, wenn ich ein bisschen nass werde. Hauptsache,
du erfrierst nicht.“
Mein Puls
raste und mein Herz stotterte vor Glück. Seine Hand wand sich um meine Taille
und zog mich fester an seinen heißen Körper heran. Ich genoss die Wärme, die er
ausstrahlte und spürte, wie er die eisigen Knochen in mir zum Tauen, zum
Schmelzen brachte. Sein warmer Atem strich mir über den Nacken und hinterließ
eine brennende, prickelnde Spur. Hatte ich zunächst meine Arme wie nutzlose
Teile an mir herabhängen lassen, zog ich sie nun langsam an mich heran. Da er
seine Arme um mich geschlungen hielt, blieb mir kein anderer Ort übrig, als sie
auf seine zu legen. Zaghaft ließ ich sie niedersinken. Vorsichtig näherte sich
meine Hand seinem Arm und strich mit den Fingern kurz über seine Handfläche.
Ich zitterte dabei, was ihm sicherlich nicht entging, doch er würde es
hoffentlich auf die Kälte schieben. Ich fuhr über die perfekt modellierte
Muskulatur und spürte nichts anderes mehr, als heiße lodernde Wellen, die mein
Innerstes hinfort spülten.
Minuten
verstrichen, in denen wir einfach so dasaßen, ich seinem Atem und meinem
rasendem Herzen lauschte. Ich war so glücklich und gleichzeitig so schrecklich
aufgewühlt. Plötzlich hörte ich ein Krachen über uns; durch die dichten Kronen
der Bäume zuckte ein heller Lichtstrahl.
„Sieht so
aus, als hättest du es überstanden“, sagte Night und strich dabei mit seinem
Atem über meine Haut. Härchen stellten sich voller Wohlgenuss auf und
versuchten den Hauch einzufangen.
Langsam
machte er sich von mir los; es war, als würde ich in diesem Moment etwas
Existenzielles
Weitere Kostenlose Bücher