Necare (Verlangen) (German Edition)
verlieren. Am liebsten hätte ich versucht, ihn festzuhalten,
denn es tat weh, ihn nicht mehr bei mir zu spüren, doch mein Verstand hielt
mich zum Glück davon ab.
„Gehen wir
zurück? Es wird Zeit, dass du dir was Warmes anziehst.“
Ich nickte
und folgte ihm. Zusammen machten wir uns auf den Weg zur Schule. Ich betrachtete
ihn immer wieder vorsichtig von der Seite und konnte meinen Puls einfach nicht
beruhigen. Irgendwann konnte ich die Frage nicht länger zurückhalten: „Gehst du
heute Abend auf den Ball?“
Er nickte.
„Ja, Sky hat Melody und Summer eingeladen. Wir treffen uns nachher mit ihnen
und gehen zusammen hin.“
Ich schluckte
schwer und versuchte, meinen Blick auf den Boden zu konzentrieren. Ein schwerer
Klumpen bildete sich in meinem Magen und schob sich dort schmerzhaft umher.
Wenn sie nun bereits zusammen auf den Ball gingen, bedeutete das wohl mit
Sicherheit, dass sie einander mochten… Mir fiel es nur schwer, es zu
akzeptieren. Damals hatte er mir versichert, dass er die beiden als störend
empfand und nichts von ihnen wollte. Aber eine Meinung konnte sich mit der Zeit
auch ändern…
„Kommst du
auch?“, fragte er und sein tiefer Blick bohrte sich in mein Innerstes.
„Ich gehe mit
den anderen. Nach letztem Jahr bin ich ganz froh darüber.“
Er lächelte
auf diese Art, die mir jedes Mal das Herz zerriss. „Dann sehen wir uns später
sicher noch.“
Ich nickte
und wusste nicht einmal, ob ich ihn überhaupt treffen wollte. Allein die
Vorstellung, ihn mit den Mädchen zu sehen, ließ diesen Klumpen in meinem Magen
einige weitere schmerzhafte Bewegungen tun.
Nur wenige
Minuten später kamen wir an der Schule an.
„Schau, dass
du schnell wieder warm wirst“, erklärte er und zog mir ein nasses Blatt aus dem
Haar. Ich wollte es nicht und dennoch genoss ich seine Berührung, seinen Blick
und dieses wundervolle Lächeln.
Ich nickte
stumm, während er sich von mir verabschiedete und mit geschmeidigen Bewegungen
eine der Treppen hinaufging.
„Zieh das
verdammte Kleid an“, sagte Shadow und hielt es mir auffordernd hin. Sie wollte
mir eines von ihren leihen, weil meine nicht festlich genug waren. Ich hatte im
Grunde nichts dagegen. Nur war mir die Lust auf den Ball inzwischen gründlich
vergangen. Am liebsten wäre ich auf dem Zimmer geblieben… Alles war besser, als
mit ansehen zu müssen, wie Night sich mit diesen Mädchen abgab.
„Du wirst
dich hübsch machen, das Kleid anziehen und ihm dann zeigen, was er verdammt
nochmal verpasst“, meinte Shadow weiter.
„Mit welcher
von beiden geht er eigentlich hin? Nein, warte, sag es nicht. Es interessiert
mich ohnehin nicht. Sollen diese Idioten doch machen, was sie wollen. Davon
lassen wir uns doch nicht den Tag versauen“, zischte Thunder und warf ein Kleid
ziemlich unsanft aufs Bett. „Wer braucht die schon?!“ Sie hob ein recht weit Ausgeschnittenes
und Figurbetontes in die Höhe und fragte: „Was meint ihr dazu? Ist doch gut,
oder?“
Céleste
betrachtete sie ein wenig verunsichert. „Meinst du nicht, es ist vielleicht ein
wenig zu… gewagt?“
Thunder
prustete entrüstet. „Sei nicht immer so verklemmt. Es ist genau richtig. Damit
verschwand sie im Badezimmer, um sich fertig zu machen.
„Das kann ja
heiter werden“, seufzte Céleste.
Die
Person
Der Ball war in vollem Gange. Überall
tanzten herausgeputzte Pärchen, andere unterhielten sich angeregt, aßen oder
tranken. Es war zum Kotzen! Sie hasste diese ganze Veranstaltung und es war
nicht einfach, sich im Zaum zu halten. Der einzige Trost war, dass sie ihren
Auftrag bald erledigt haben würde.
Sie betrachtete ihn und es war offensichtlich,
wie schlecht es um ihn stand. Er war blass geworden; man konnte allzu deutlich
sehen, wie das Gift an ihm nagte und der Dämon in ihm tobte. Er würde ihn nicht
mehr lange unterdrücken können. Sie schmunzelte und kicherte leise. Es war ein
berauschendes Gefühl zu sehen, wie ihr Plan nach und nach aufging. Wenigstens
bot sich für ihren nächsten Schritt der Ball bestens an. Sie drückte den
kleinen Flakon in ihrer Hand etwas fester und spürte das schön geschwungene
Glas.
Der Kaiser selbst hatte ihn ihr
überreicht. Niemals in ihrem Leben hätte sie auch nur davon zu träumen gewagt,
die Goldene Essenz einmal in ihren Händen zu halten. Natürlich war sie nicht
für sie gedacht. Sie sollte sie dem Occasus überreichen, als kleine Botschaft…
Außerdem wäre es sicher verlockend für den Dämon in ihm… Dieser
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