Necare (Verlangen) (German Edition)
dunkler Stimme und zeigte die
Flakons, die er in den Händen hielt.
„Gib sie
mir“, befahl der Graf, worauf die Kreatur sie ihm zuwarf. Sovereign betrachtete
sie eingänglich und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
„Gut gemacht.
Ich denke, wir können von einer heutigen Strafe absehen. Ich erwarte aber, dass
du mir beim nächsten Mal ähnlich gute Qualität lieferst.“
Der Dämon
nickte leicht, doch wirkte er keineswegs erleichtert.
„Du bist
hiermit entlassen“, verkündete Sovereign, tat eine Handbewegung und die Kreatur
verschwand.
Damit
veränderte sich auch der Raum um mich herum; er löste sich auf und ich begann
erneut zu schweben. Ein neues Bild formte sich und es kam mir allzu bekannt
vor. Ich wusste sofort, wo ich mich befand. Das war Herr Gnats Klassenzimmer
und er stand genau vor mir. Instinktiv wich ich einige Schritte zurück, auch
wenn ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte. Plötzlich klopfte es an der
Tür und noch ehe Herr Gnat etwas sagen konnte, wurde sie aufgerissen und der
Graf kam mit selbstsicheren Schritten herein.
„Oh, du bist
es“, begrüßte der Lehrer seinen Gast.
„Ich habe
wieder etwas für dich“, verkündete Sovereign ohne Umschweife. Er trat auf
seinen Freund zu und zog einen samtenen Beutel hervor, den er ihm reichte. Herr
Gnat öffnete ihn mit fiebrigem Blick und holte einen Flakon hervor.
„Ist es das,
was ich denke?“, fragte er mit zittriger Stimme.
Der Graf
nickte. „Firron. Das wäre doch eine interessante Ergänzung für deine Sammlung.“
„Ich muss ihn
einfach haben. Er passt perfekt zu meinen Schätzen.“
„Gut, ich
denke, über den Preis werden wir uns wie immer einig. Du hast natürlich wieder
die Möglichkeit, in Raten zu zahlen.“
„Danke, du
weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst“, verkündete Herr Gnat mit
unruhigen Augen.
„Mir ist es noch
immer ein Rätsel, warum du dieses Zeug sammelst, aber nicht benutzen willst.
Andere würden diese Macht gebrauchen, um an Ruhm und Geld zu gelangen. Doch dir
reicht es, sie zu besitzen und hin und wieder anzuschauen. Ich versteh dich
nicht, aber das habe ich ja noch nie. Du bist und bleibst ein seltsamer Kerl.“
„Sie sind viel zu wertvoll, um sie zu verwenden. Es steckt eine solche Kunstfertigkeit
in ihnen…“ Herr Gnat schüttelte den Kopf. „Es wäre eine Schande, sie einfach
aufzubrauchen. Man muss sie schätzen und mit voller Ehrerbietung behandeln.“
Der Graf
seufzte. „Mach mit dem Zeug, was du willst. Solange du zahlst, interessiert
mich der Rest nicht.“
„Du kannst
dich auf mich verlassen.“
„Ich weiß,
sonst würde ich dir die Sachen auch nicht anbieten. Die erste Rate beträgt
fünfhundert. Zahl sie mir, sobald du kannst, dann reden wir weiter.“
Gnat nickte
und hielt noch immer voller Ehrfurcht das Fläschchen mit den Fingern
umklammert.
Erneut begann
das Bild vor mir zu verschwimmen. Die Farben mischten sich, lösten sich auf und
bildeten eine neue Form.
Ich befand
mich noch immer an der Schule, stand nun aber in einem der Gänge. An einer Ecke
vor mir sah ich Duke. Er starrte von dort mit schreckgeweiteten Augen auf
etwas. Ich ging ein paar Schritte näher, doch ich konnte die Person nicht
erkennen. Sie war verschwommen, ein wabernder Fleck, dessen Umrisse eine
menschliche Form aufwiesen. Warum konnte ich ihn nicht sehen? Nur den Dämon,
der die Botschaft geschrieben hatte, konnte ich deutlich erkennen. Er grinste
breit, während ihn der andere gepackt hielt. War das der Occasus? Er musste es
sein. Lag es vielleicht daran, dass seine Macht einfach viel zu groß war und er
darum vor meinem Blick verborgen blieb. Ich ahnte, dass es so ein musste…
Plötzlich
stand der Dämon in Flammen; doch er gab keinen Ton von sich. Das Feuer fraß an
ihm und kroch in Sekundenschnelle an ihm empor. Bis zuletzt hatte er dieses
Grinsen auf den Lippen getragen. Mir wurde beinahe übel von dem Geruch und dem
Haufen, der letztendlich von der Kreatur übrig geblieben war. Plötzlich vernahm
ich Schritte und sah ein Mädchen herbeieilen. Ich hörte, wie derjenige, der den
Dämon getötet hatte, sich entfernte, dann einen Schrei. Sie hatte die tote
Kreatur gefunden und blieb kreischend davor stehen. Davon angelockt, kamen
weitere Personen. Das war der Moment, in dem Duke sich endlich von der Stelle
löste und davonrannte. Sein Gesicht war aschfahl; Angst und Entschlossenheit
lagen darauf. Und ich erkannte noch mehr. Als könnte ich seine Gedanken
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