Necare (Verlangen) (German Edition)
keiner
mitbekommt.“
Dafür, dass
die Veränderung meiner Augen nicht bemerkt wurde, hatte ich schnell eine Lösung.
Der Zauber, den ich bei meinem Vater gefunden hatte, mit dem man in der Lage
war, Haar- oder Augenfarbe zu ändern, würde mir dafür in Zukunft sicher von
Nutzen sein.
Thunder
setzte sich in diesem Moment neben mich und blickte mich eindringlich an. „Du
gehörst hierher zu uns und darum bleibst du auch da. Auf Sky und Night wirst du
dich verlassen können, die werden nichts sagen, da bin ich mir sicher und Herr
Gnat hat solche Angst vor dir, dass er dich niemals verraten wird.“
Ich nickte
langsam. „Meint ihr wirklich, dass wir das schaffen?“
„Ich kann
verstehen, dass du momentan durcheinander bist“, meinte Céleste. „Du solltest
dich erst ein wenig beruhigen und dann eine Entscheidung treffen. Die Divina
sind ganz besondere Hexen und haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Dennoch
bin ich der Meinung, dass jeder selbst entscheiden soll, wie er leben möchte
und wenn du nicht zu den Radrym möchtest, werden wir dich nicht dazu
überreden.“
„Du wirst
zudem mit der Zeit lernen, damit umzugehen und es steuern können. Mach dir also
keine Sorgen. Wir bekommen das verdammt nochmal hin“, meinte Shadow.
„Und ihr seht
in mir jetzt auch nicht etwas anderes?“
Thunder
schubste mich mit dem Ellbogen und grinste mich herausfordernd an. „Wenn du
glaubst, wir behandeln dich jetzt mit Ehrfurcht oder so, hast du dich aber
geschnitten. Du bist und bleibst Force, klar?“
Ich lächelte
und fühlte, wie mir ein Stein vom Herzen fiel.
Die nächsten
Tage bewiesen, dass sich wirklich nichts verändert hatte. Meine Freundinnen
behandelten mich genauso wie früher und darüber war ich erleichtert. Ich hatte
zunächst befürchtet, dass es bald wieder geschehen und ich etwas sehen würde,
doch nichts dergleichen trat ein. Ich war ganz ich selbst und es gelang mir
sogar, diese außergewöhnliche Fähigkeit hin und wieder zu vergessen.
„Gott, ich
hasse diese Pflanze“, brummte Thunder vor sich hin, während sie mit einer Hand
durch die buschigen Blätter fuhr und die verwelkten abzwickte.
„Also, ich
darf doch sehr bitten. Ihre Gesellschaft ist auch nicht gerade angenehm. Als
hätte ich Sie mir ausgesucht“, schimpfte die Pflanze in schnippischem Tonfall.
„Au, Au, Au!“, schrie sie weiter. „Wie oft noch?! Seien Sie gefälligst sanft
dabei und reißen Sie nicht in meinen wunderschönen Blättern herum!“
„Ein Ton noch
und ich reiß dir gleich was ganz anderes aus!“, zischte Thunder zurück.
Wir saßen in
Pflanzenkunde, wo wir uns gerade mit Wurzelschraten beschäftigten. Jeder von
uns hatte einen solchen vor sich: Ein kleiner Baumstamm mit knorrigen Konturen,
in denen man ein schorfiges Gesicht erkennen konnte. Die Zweige waren dünn,
stark verästelt, an denen tiefrote Blätter hingen. Wir sollten uns mit diesen
Pflanzen näher befassen, sie kennenlernen und uns um sie kümmern, bis sie in
etwa einem Monat einen dicklichen Saft aus ihrer Rinde aussondern würden. Den
galt es dann aufzufangen und zu verarbeiten. Ich konnte mir allerdings auch Schöneres
vorstellen, als mich um diese Dinger zu kümmern. Sie waren allesamt äußerst
übellaunig und konnten einfach nicht die Klappe halten. Allerdings mussten wir
höflich bleiben, denn nur bei guter Haltung würden sie den Saft entwickeln.
„Hey, hören
Sie mir überhaupt zu?!“, zischte mich mein Wurzelschrat an. „Also wirklich! Sie
haben wohl gar keine Erziehung genossen, so etwas Unhöfliches. Da versucht man
freundlich zu sein und unterhält sich mit so etwas wie Ihnen und was bekommt
man dafür?! Ich bin sprachlos, also ehrlich. Das ist mir in all den Jahren noch
nicht passiert! Warum gerate ausgerechnet ich an so jemanden wie Sie?!“ Wenn
das Ding doch wirklich nur mal sprachlos wäre…
„Ich habe
Ihnen zugehört“, versicherte ich. „Sie haben gerade davon gesprochen, dass das
Wasser in der Dorenga Gegend besonders scheußlich ist.“
„Und wie scheußlich das ist! Die reinste Zumutung, sage ich Ihnen, und was es
da für Pflanzen gibt! Ich könnte Ihnen Sachen erzählen. Da gibt es zum Beispiel
eine Blumenart von der ganz billigen Sorte. Also, ich will ja nicht lästern,
aber ich sage nur, wer es so nötig hat, sich dermaßen in Szene zu setzen, kann
einem nur leidtun. Unter uns, wir nennen sie immer bunte Dirnen“, der Schrat
lachte glucksend. „Verstehen Sie?“ Seine Blätter wackelten unter
Weitere Kostenlose Bücher