Necare (Verlangen) (German Edition)
der
Hexen hob die Hand, ein gelber Lichtblitz schoss daraus hervor und ließ den
Dämon vor Schmerz zucken. Er verdrehte die Augen, schrie in markerschütterndem
Ton, kein Muskel hielt mehr still, alles an ihm zitterte und bebte. Schließlich
erlosch sein Gebrüll und er sank zu Boden. Rauch stieg von seinem Körper auf.
Ein Hexer trat auf ihn zu, warf einen weiteren Zauber nach ihm, doch er rührte
sich nicht mehr. Zufrieden nickte er, als auch schon drei andere Männer
herbeigeeilt kamen. Sie richteten ihre Hände auf den Boden, bis ein seltsam
leuchtendes Zeichen erschien. Dieses schob sich unter den bewusstlosen Dämon
und setzte sich anschließend mit ihm in Bewegung, immer den drei Männern
hinterher, die nun den Raum verließen.
„Kein
schlechter Fang“, kommentierte Davis das Geschehen.
Ich verstand
nicht recht, was hier vor sich ging.
„Was wird
hier gemacht? Warum rufen sie Dämonen und wo bringen sie diesen jetzt hin?“
„Sie werden
zu Übungs- und Forschungszwecken beschworen.“ Er ließ seinen kalten Blick durch
den Raum gleiten. „Das gerade eben war ein Mantuga. Seine Hörner kann man für
ein paar ausgezeichnete Tränke benutzen, Herz und Leber für Gifte. Aber
zunächst einmal wird er als Trainingsobjekt dienen.“
Ich starrte
ihn entsetzt an.
„Keine Sorge.
Die Radrym, die sich an ihm versuchen werden, sind zwar noch in der Ausbildung,
aber bestens vorbereitet und Sie können sicher sein, dass ihnen nichts
geschehen wird.“
Als ob ich
mir deswegen Gedanken gemacht hätte! Mir machte zu schaffen, dass eine Kreatur
aus ihrer Welt gerissen, gefangen genommen wurde, nur um danach von Möchtegern-Radrym
getötet und in Einzelteile zerlegt zu werden.
„Kommen Sie,
ich zeige Ihnen die Trainingsarena. Das wird Sie mit Sicherheit begeistern.
Nirgendwo hat man solche Möglichkeiten wie hier; Sie werden erstaunt sein“,
erklärte er vielversprechend.
Wir schritten
durch eine große Holztür, die reich mit Ornamenten und Bildern verziert war.
Wir folgten einem langen Gang, bis ein Eingang neben uns auftauchte.
„Da wären
wir“, sagte Davis strahlend.
Das Zimmer
war recht klein und mit dicken Teppichen ausgelegt. Eine ganze Reihe Stühle
standen vor einem großen Fenster. Dort war eine Halle zu sehen, in der sich
vier junge Männer befanden.
„Setzen Sie
sich“, forderte mich Davis auf.
In diesem
Moment veränderte sich die Halle. Das Bild begann zu flackern, zu wackeln und
sich zu verzerren. Grüne Farben tauchten auf; blau, braun und noch mehr grün.
Plötzlich befanden sich die Männer mitten in einem Wald. Über ihnen lag der
blaue Himmel, den man durch die Blätter schimmern sehen konnte.
Sie wirkten
angespannt; sahen sich suchend um. Einer von ihnen hob die Hand und wirkte
einen Zauber. Der schoss an einigen Bäumen vorbei, machte eine Kurve und jagte schließlich
gen Himmel, wo er sein Ziel fand. Lichter stoben auf und etwas fiel krachend zu
Boden. Eine dicke, riesige Schlange war heruntergestürzt und bäumte sich vor
den Vieren auf. Sie stellte ihre Hals-Haube auf und gab drohende Zischlaute von
sich. Die Männer begannen sofort, Zauber zu rufen, die sie nach dem Dämon
warfen. Der wich den Lichtern jedoch geschickt aus. Er klappte den Kiefer auf
und zeigte seine scharfen, spitzen Giftzähne. Im selben Moment spritzte eine
schwarze Flüssigkeit daraus auf die Männer zu. Doch diese waren urplötzlich
verschwunden.
„Sehr gut!“,
lobte Davis, während seine Augen kalt brannten. „Trugbilder.“
Da erschien
einer von ihnen hinter der Schlange und trieb seinen Zauber tief in deren
Rücken. Sie schrie auf und in diesem Moment wuchs aus ihrer Brust ein zweites
Gesicht, das menschliche Züge aufwies. Offenbar besaß dieser Dämon so etwas wie
zwei Köpfe. Das neue Gesicht brüllte und verdrehte die pechschwarzen Augen. Die
Wut verlieh dem Dämon neue Kraft; er wandte sich um und stürzte sich auf den
Mann. Da tauchten auf einmal die restlichen auf. Erst da bemerkte ich es: Dünne
silberne Drähte hingen überall in der Luft, wie ein geschickt gesponnenes
Spinnennetz. Die Schlange raste auf den einen Mann zu; die anderen standen
zunächst regungslos da und hoben plötzlich zeitgleich die Hände. Das Netz zog
sich zusammen und zerschnitt den Dämon in tausend winzige Stücke. Ein blutiger
Nebel stob durch die Luft, während rote Fleischklumpen auf den Boden
klatschten.
„Nicht übel“,
erklärte Davis.
Ich wollte
nur noch weg. Ich hatte genug gesehen und ging zur
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