Necare (Verlangen) (German Edition)
der Runen.“
Was mir so
ins Auge gestochen war, waren die breiten schwarzen Lederarmbänder. Auch auf
ihnen waren Runen zu sehen. Die Man,- Ing,- Ur,- und Beorc- Rune suchte man
allerdings vergebens. Diese bildeten zusammen das Zeichen, das der Occasus
tragen sollte und war darum strengstens verboten. Diese durften nur in Schul-
oder Lehrbüchern abgebildet werden.
Ich zog eines
der Armbänder heraus. Auf diesem war die Ken-Rune eingebrannt. Als Erklärung
war ein kleiner Zettel an dem Band angebracht. „Ken-Rune steht für die
Erleuchtung. Sie soll Klarheit, Weisheit und Zielstrebigkeit unterstützen.“ Es
war schön, doch ob es als Geschenk für Night in Frage kam? Irgendwie gefielen
mir diese Bänder, aber sagte ich damit nicht vielleicht zu viel? Immerhin fiel
es ja doch unter Schmuck und schenkte man so etwas nicht eher seinem Freund?
Zudem war es nicht billig. Das Band, das ich in der Hand hielt, kostete
immerhin stolze 30 Septima und ein Septima entsprach in etwa einem Euro.
Ich betrachtete
das nächste. Wieder ein dunkles, breites Armband, dieses Mal allerdings mit der
Nyd-Rune. Auch an diesem fand ich einen Zettel. „Die Nyd-Rune steht für Bedürfnis.
Der Träger wird mit ihrer Hilfe seine Bedürfnisse erkennen und ihnen folgen.
Auch in der Liebe sorgt sie dafür, dass dem inneren Verlangen nachgegeben
wird.“
Mit hochrotem
Kopf legte ich das Band zurück. Das kam wohl nicht in Frage. Ich wollte mir
lieber erst gar nicht Nights Gesicht dabei vorstellen, wenn ich ihm das geben
würde. Ich seufzte. Diese Bänder waren wohl doch nicht das Richtige. Ich wollte
gerade zu meinen Freundinnen zurückgehen, als ich im Inneren des Ladens weitere
Armbänder sah. Ich ging hinein und sah sie mir genauer an. Diese waren aus
mehreren, etwa ein Zentimeter breiten, schwarzen Lederschnüren. Sie waren kreuz
und quer gewickelt, saßen locker und ließen die Haut stellenweise frei. Ein
silberner, verzierter Verschluss war der krönende Abschluss. Auch hier waren
auf einzelne Schnüre Runen eingebrannt. Es waren drei: Die Othel,- Sigel- und
Edx- Rune. Auf dem Zettel wurde erklärt, dass die Drei eine magische Zahl war,
die den Zauber noch verstärkte. Weiter las ich: „Die Othel-Rune steht für
Freiheit. Der Träger ist nun frei, sich selbst zu finden und seinen Weg zu
gehen. Die Sigel-Rune bringt Glück. Der Träger wird viele glückliche Momente
erleben. Die Edx-Rune sorgt für Schutz. Auf dass kein Unheil geschehe.“
Das Band war
unglaublich schön und wirklich wundervoll gearbeitet. Auch die Runen sprachen
mich an. Sie passten irgendwie zu Night. Nur der Preis schreckte mich ein wenig
ab. 40 Septima. Das war eine Menge Geld. Dennoch zog ich meinen Geldbeutel
heraus und zählte nach. Mit dem Kleingeld zusammen brachte ich die Summe
geradeso auf. Ich hatte ein gutes Gefühl bei diesem Geschenk und hoffte, es
würde ihm gefallen. Ohne weiteres Zögern ging ich zur Kasse und bezahlte.
Zufrieden verließ ich anschließend das Geschäft. In diesem Moment kamen meine
Freundinnen auf mich zu.
„Wir haben
dich gesucht“, beschwerte sich Thunder. „Wo warst du denn?“
Ich zeigte
hinter mich. „Ich habe dort nur schnell was gekauft.“
Thunder
runzelte die Stirn. „In dem Laden?! Na, hoffentlich war es nicht teuer. Das mit
diesen Runen ist pure Abzocke! Die funktionieren nicht. Nur weil sie Teil der
dämonischen Schrift sind, glaubt jeder Vollidiot, sie würden Wunder was
bewirken.“
„Jetzt sei
nicht so fies zu ihr“, sagte Céleste. „Hauptsache, es gefällt ihr.“
Thunder
zuckte mit den Schultern. „Mir ist es egal, ich wollte dich nur warnen.“
Ich geriet
kurz ins Zögern, ob ich das Armband nicht doch zurückgeben sollte. Aber es
gefiel mir noch immer.
„Wollen wir ins
Café gehen?“, fragte Shadow. „Ich hätte verdammte Lust auf ein Eis.“
Wir stimmten
zu und machten uns auf den Weg.
Es war spät
geworden. Schon neunzehn Uhr. Inzwischen taten auch mir die Füße weh. Nach dem
äußerst guten Eis, zu dem Shadow uns eingeladen hatte, waren wir noch in
etlichen anderen Geschäften gewesen: Ein Laden, wo es die beste Schokolade und Pralinen
gab; einer, in denen man aberwitzige Hüte kaufen konnte und noch ein paar
andere, wo Céleste nach Kleidung für den Winter gesucht hatte. Nun befanden wir
uns auf dem Heimweg. Ich wollte mich endlich hinsetzen und die drückenden
Schuhe ausziehen.
„Wann wollen
wir morgen früh los?“, fragte Thunder.
„Lieber etwas
später, ich würde verflucht
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