Necare (Verlangen) (German Edition)
sie wohl noch einige Zeit suchen dürfen. Als
das Mädchen endlich verschwunden war, rannten wir los. Wir achteten darauf, von
niemandem gesehen zu werden und hasteten von Versteck zu Versteck.
„Hast du was
dagegen, wenn wir nicht den offiziellen Ausgang nehmen?! Ich hab nämlich
langsam keine Lust mehr auf diesen ganzen Mist“, sagte er.
„Je schneller
wir hier raus sind, desto besser.“
Er lächelte
und eilte mit mir hinter ein Gebüsch; rechts davon befand sich eine Steinwand.
„Hier ist der
Notausgang“, erklärte er und tatsächlich erkannte man bei genauerer Betrachtung
eine Tür.
„Wie hast du
den gefunden?“, fragte ich.
Er deutete
auf den Boden, wo man kleine Lichter sah, die in Richtung der Notausgänge
führten.
Wir traten
hindurch und nach wenigen Metern kamen wir zu einer Tür, die ins Freie führte.
Inzwischen war es auch hier dunkel, was aber kein Vergleich zu der Finsternis
im Spukschloss darstellte.
„Ein Glück,
wir sind draußen“, ächzte ich erleichtert.
„Da sagst du
was. Ein paar Minuten länger mit den beiden und ich hätte mich freiwillig zu
den Leichen ins Grab gelegt.“
Ich
schmunzelte. Night hatte mich geholt und endlich war ich wieder allein mit ihm.
Mein Blick wurde wie von selbst von seinem beinahe einschüchternd, perfektem
Gesicht angezogen. Immer wieder war ich von Neuem überrascht, wie jemand so vollkommen
sein konnte. Ich musste mich ablenken, er sollte nicht merken, wie sehr er mich
stets durcheinander brachte.
„Am besten,
wir gehen schon mal zum Feuerwerk vor, dort werden wir die anderen nachher
sicher wiedertreffen.“
Wir benötigten
nur wenige Minuten, bis wir an einer langen Treppe ankamen, die zur Aussichtsplattform
hinauf führte. Es war seltsam, wie glücklich es mich machte, einfach nur neben
ihm hergehen zu können und mich mit ihm zu unterhalten.
Als wir die
Treppe hinter uns gebracht hatten, verschlug die Aussicht mir erst einmal die
Sprache. Von hier konnte man über den ganzen Park sehen; es war ein
unglaublicher Anblick, die vielen Lichter unter uns und die Sterne darüber. Ich
hatte mir den Aussichtspunkt viel künstlicher vorgestellt, dabei war er sehr
natürlich angelegt. Weiches Gras bedeckte den Boden und um uns herum standen
etliche Bäume, durch die sanft der Wind strich.
„Wollen wir
dort rüber?“, fragte Night und deutete auf eine noch freie Stelle, direkt vor
dem Geländer, das den Abgrund absicherte.
Von dieser
Stelle hatten wir tatsächlich die perfekte Sicht. Unter uns lagen unzählige
Attraktionen, die mit ihren Lichtern den Nachthimmel erhellten. Leute schritten
die Straßen und Gassen entlang und amüsierten sich. Am schönsten war jedoch,
wie das Licht Nights Gesicht strahlen ließ. Er stand direkt neben mir, so nah,
dass ich seine Wärme spüren konnte. Sollte ich ihm jetzt vielleicht das
Geschenk geben? Es war wahrscheinlich die letzte Möglichkeit und eine bessere würde
sich wohl kaum ergeben. Wir waren alleine, ganz unter uns… Meine Hände zitterten,
als ich in meinem Rucksack kramte und schließlich das Päckchen fand.
„Ich wollte
es dir eigentlich schon an deinem Geburtstag geben“, begann ich mit glühendem
Gesicht. Ich wagte es nicht, in seine Augen zu sehen, denn der Anblick würde
mich mit Sicherheit noch mehr durcheinander bringen. Ich reichte ihm das
Geschenk, was er mit einem überraschten Ausdruck annahm. Er begann es
auszupacken, während ich mit weiteren Erklärungen fortfuhr. „Es war eine
ziemlich dumme Idee, das weiß ich jetzt auch… beim Aussuchen hat es mir nur so
gut gefallen und ich musste sofort an dich denken…“ Verdammt, was redete ich da
nur… aber ich konnte mich nicht mehr bremsen. „Aber mittlerweile weiß ich
natürlich, wie dämlich das war. Ich wollte es dir dennoch geben.“
Gerade, als er
das Armband in den Händen hielt, begann das Feuerwerk; doch keiner von uns
hatte einen Blick dafür.
„Wie kommst du
nur darauf, dass es mir nicht gefallen könnte?!“
Ich wollte
etwas erwidern, da streifte er es auch schon über sein Handgelenk.
„Es ist wirklich
schön und ich freue mich sehr darüber.“
„Aber“, begann ich. Das Leuchten in seinen Augen ließ mich jedoch verstummen.
Sein Anblick raubte mir den Atem, die Sprache und ließ jeden Gedanken
ersterben. Ich war von seinem Blick gefangen, von seinem wundervollen Gesicht…
Langsam streifte er mit den Fingern eine Haarsträhne hinter mein Ohr; wie ein
Blitzschlag durchzuckte diese Berührung meinen Körper.
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