Necare (Verlangen) (German Edition)
warteten. Ich folgte widerstrebend. Wir hatten jetzt eine
Doppelstunde Dämonologie und Accores und mir graute es davor.
„Du bleibst
die ganze Zeit in unserer Nähe. Wenn er dich alleine sprechen will, sorgen wir
schon dafür, dass das verdammt nochmal nicht funktioniert“, raunte Shadow mir
zu.
Wir waren
alle angespannt, kein Wunder nach der Sache mit dem Schatten. Wir setzten uns
auf unsere Plätze und warteten. Ich rutschte einige Male unruhig hin und her.
Seit ich dieses dämliche Fläschchen eingesteckt hatte, zog sich mir vor jeder
Stunde bei Herrn Gnat der Magen schmerzhaft zusammen. Bislang hatte er mich nie
angesprochen, doch die Blicke, mit denen er mich streifte, ließen mir das Blut
in den Adern gefrieren. Die anderen waren der Meinung, dass er mich nicht
anders ansehen würde. Natürlich waren seine Augen schon immer grauenhaft
gewesen… Dennoch, etwas hatte sich verändert.
Mit
schnellen, hastigen Schritten eilte der Lehrer in das Klassenzimmer. Schweigend
setzte er sich hinter sein Pult, faltete die Hände und fuhr mit flackerndem
Blick über uns Schüler. Plötzlich sprang er auf, ließ dabei seinen Stuhl über
den Boden rutschen und erklärte mit zittriger Stimme: „Ich habe etwas ganz
Spezielles für Sie vorbereitet.“ Über jeden Einzelnen ließ er seinen irren
Blick gleiten, hielt für ein paar Sekunden inne und wanderte zum Nächsten.
„Manche
Dämonen verfügen nicht nur über erstaunliche Kräfte, sie haben auch ganz
besondere Eigenschaften. Da wir damit nun einmal nicht gesegnet sind, benutzen
wir Zauber, Substanzen und Tränke, um dieses Manko wettzumachen. Ich möchte Sie
nun einmal spüren lassen, wie viel Macht darin stecken kann. Glauben Sie mir,
es wird unangenehm werden, doch noch viel schlimmer wäre es, wenn Sie in so
einer Situation einem Feind ausgeliefert wären.“
Jetzt lag
dieses seltsam entrückte Lächeln auf seinen Lippen, während er mit hastigen
Schritten in sein Hinterzimmer lief und einen dunklen Krug mitbrachte.
„Was hat der
nun schon wieder vor?“, fragte Thunder und ihre Augen betrachteten ihn
misstrauisch.
„Nach dieser
Erfahrung werden Sie vorgewarnt sein und mit Sicherheit nie wieder in Kontakt
mit der Flüssigkeit kommen wollen.“ Er hielt den Krug in die Höhe und begann,
aufgeregt vor sich hin zu kichern. „Kommen Sie alle nach vorne. Durch diese
Lektion werden Sie für Ihr Leben lernen.“
Wir sahen uns
fragend an, kamen der Aufforderung jedoch nach. So aufgeregt wie der Lehrer
war, musste es sich um etwas ganz besonders Fieses handeln.
„Betrachten
Sie die Flüssigkeit ganz genau. Merken Sie sich ihr Aussehen, ihren Geruch.“ Er
kicherte und trat nervös von einem Bein auf das andere.
Dem Schüler,
der ihm am nächsten stand, hielt er den Krug hin.
„Na, los. Was
sehen Sie? Wie riecht es?“
Der Junge
betrachtete Herrn Gnat misstrauisch, beugte sich dann aber über das Gefäß und
schaute hinein.
„Die
Flüssigkeit ist tiefrot, leuchtet und hat eine eigenartige Konsistenz. Als
hätte man Silber geschmolzen.“ Er roch vorsichtig daran und meinte: „Riecht
leicht süßlich, nach Kupfer und“ er atmete einen weiteren Zug ein „verbranntem Fleisch.“
Der Lehrer
nickte und seine Augen leuchteten aufgeregt. „Gut. Jetzt tauchen Sie die Hand
hinein.“
Der Junge sah
ihn erschrocken an, tat nach einigen Sekunden jedoch auch das.
„Und jetzt
hören Sie mir gut zu. Beantworten Sie die Frage nur mit „Ja“ oder „Nein“: Haben
Sie schon einmal etwas gestohlen?“
Mir lief es
schlagartig heiß und kalt durch die Adern. Ich ahnte sofort, um was für eine
Flüssigkeit es sich handeln musste. Durch sie schien man gezwungen zu werden,
die Wahrheit zu sagen. Auch meine Freundinnen starrten den Lehrer fassungslos
an. Er brauchte nur zwei Fragen zu stellen: Haben Sie schon mal etwas gestohlen
und wo ist es? Wenn dieser Trank wirklich funktionierte und er schien genau das
zu tun, dann war ich verloren.
Der Junge
rang offensichtlich mit sich. Es war deutlich, dass er versuchte, die Wahrheit
in sich zu behalten, doch es gelang ihm einfach nicht.
Mit kratziger
Stimme erklärte er: „Ja.“
Die Augen von
Herrn Gnat flackerten belustigt. Er schien die Situation bis ins Kleinste zu
genießen.
„Befindet
sich der Gegenstand noch in Ihrem Besitz?“ Seine Stimme war schneidend kalt.
„Nein“, und
dieses Wort stieß er beinahe erleichtert aus.
„Gut.“ Herr
Gnat nickte und winkte den Nächsten zu sich heran.
„Verdammt,
wir sind
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