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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Schultern, riss mich von den Füßen und zog mich
hinfort. Ich wollte schreien, versuchte mich zu wehren, doch ich konnte mich
nicht bewegen. Ich wurde in meinen Spind gezogen, durch die Wand; dann drehte
sich alles; Schwärze wechselte mit bunten Farben; der stahlharte Griff bohrte
sich in meine Schultern und plötzlich befand ich mich in einem mir vertrauten
Raum. Mir war schwindelig und dunkle Punkte tanzten vor meinen Augen. Mir fiel
ein, dass ich atmen musste und holte zischend Luft. Gleichzeitig versuchte ich
mich aus der Umklammerung zu befreien; doch ich war weiterhin machtlos.
    Die Hände,
die mich an meinen Schultern gepackt hielten, drehten mich, so dass ich der Person
ins Gesicht sehen musste.
    Das Lächeln
auf seinen Lippen war schmal, dafür voller Triumph. In Herrn Gnats Augen tanzte
der nackte Wahnsinn und betrachteten mich mit flackerndem Blick.
    „Hab ich dich
endlich. Jetzt kannst du mir nicht mehr entkommen. Ich muss schon sagen, du
hast mich sehr in Schach gehalten, das hätte ich einer wie dir nie zugetraut!“
    Er schüttelte
mich und kicherte aufgeregt. „Und nun wollen wir beginnen.“
    Mein Blut
raste heiß durch meinen Körper, während sich mein Überlebenswille zu Wort
meldete. Ich musste hier weg! Ich war in Gefahr und wenn nicht gleich etwas
geschah, das spürte ich, konnte mich keiner mehr retten.
    „Lassen Sie
mich los!“, zischte ich und versuchte eine meiner Hände zu heben. Ich musste
einen Zauber sprechen, doch mein Körper gehorchte mir einfach nicht. Was hatte
er nur mit mir gemacht?!
    „Wenn ich mit
dir fertig bin, hebe ich den Zauber wieder auf, keine Sorge.“ Er lächelte, so
dass seine Zähne blitzten.
    „Ich hol mir
nur das, was mir gehört!“ Seine flackernden Augen brannten sich in meine; ich
spürte, wie er in mir versank und mich schüttelte es schier vor Ekel. Er
drückte mir einen Finger auf die Stirn und malte Zeichen darauf. Seine Lippen
bewegten sich, formten Wörter, Sätze, doch ich konnte sie nicht hören. Zu sehr
nagte der Schmerz an mir. Es fühlte sich an, als würde mein Kopf auseinander
gerissen, so dass etwas schneidend Scharfes Zugang erlangte. Es bohrte sich in
meine Gedanken, meine Erinnerungen. Ich zerbarst förmlich in der Qual und Abscheu.
Immer tiefer drang dieser Fremdkörper in mich ein; ich spürte den heißglühenden
Blick in meinen Augen und da begann ich zu schreien. Ich hielt es nicht mehr
aus! Er zerstörte mich! Zerschmetterte und besudelte mein Innerstes. Ich hörte
eine Stimme von weit her, die dumpf und fremd klang: „Sag mir, wo du den Trank
versteckt hast!“
    Die Stimme
schnitt sich durch mich hindurch und hinterließ blankes Fleisch. Etwas zwang
mich dazu zu antworten; ich fühlte, wie die Worte meinen Hals hinaufkrochen.
Ich versuchte sie hinunterzuschlucken, biss mir auf die Lippen, bis ich Blut
schmeckte; presste die Zähne aufeinander, doch nichts konnte sie aufhalten.
Mein Mund öffnete sich, die Stimmbänder begannen zu schwingen und die ersten
Laute verließen mich. Schließlich drang der Satz auch zu meinen Ohren durch:
„Ich weiß es nicht.“
    Ich blinzelte
die Tränen aus den Augen, während mein gequälter Kopf versuchte, die Gedanken
zu ordnen. Wie hatte ich das sagen können? Es war doch eine Lüge und das war
ein Ding der Unmöglichkeit, denn ich spürte, dass ich genau das nicht konnte.
Ich war ein offenes Buch für Herrn Gnat, er konnte in mich hineinsehen und ich
war außerstande, etwas zu verbergen. Wie hatte ich dann lügen können? War es
denn aber überhaupt eine? Ich konnte mich nicht entsinnen, wie der Trank
überhaupt ausgesehen hatte. Worin hatte er sich befunden? Und wie kam Herr Gnat
darauf, dass ich ihn hatte?! Ja, ich spürte es ganz genau, ich hatte damit
nichts zu tun!
    Die Augen des
Lehrers rollten vor Qual in den Höhlen. Er tobte, schrie mich an, doch ich
bekam kaum etwas davon mit. Er schüttelte mich, dass mein Kopf wie ein lebloser
Ball hin und her schwang.
    „Ich weiß,
dass du es warst! Dein Armband ist auch weg und es war dir so verdammt wichtig.
Du hast es gestohlen und dabei meinen Trank mitgenommen, gib es endlich zu!“
    Mein Kopf war
so vollkommen leer und zugleich drehte sich darin eine unglaublich schwere
Masse.
    „Wer soll es
sonst gewesen sein?!“ fuhr er mich an. „Wer hätte Interesse an solch einem
Trank! Du warst es, um mich in der Hand zu haben! Du wolltest mich erpressen!
Du dreckige Mischava!“
    Er schüttelte
mich weiter und ich glaubte, jeden Moment müsse mein

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