Necare (Verlangen) (German Edition)
freiwillig gemeldet und wer dazu
verdonnert worden war. Ich ließ meinen Blick über die anderen schweifen und
lächelte, als ich ein mir bekanntes Gesicht erkannte. Ich ging auf Faith zu,
die ebenfalls alles andere als glücklich aussah.
„Du hast dich
wohl auch nicht freiwillig gemeldet“, stellte ich fest.
„Nein, wir
mussten Strohhalme ziehen“, erwiderte Faith geknickt. „Ich hatte bei so etwas
noch nie Glück.“
„Geht mir
genauso.“
„Ich hoffe,
dass die Aufgaben einigermaßen erträglich sind. Am liebsten würde ich hier
drinnen irgendetwas vorbereiten oder Getränke ausschenken. Hauptsache, ich muss
nicht raus und im Dreck rumstiefeln“, erklärte sie und rümpfte ihre hübsche
Nase. „Vielleicht haben wir wenigstens jetzt Glück und können zusammen
arbeiten.“
Ich nickte,
so wäre ich wenigstens in netter Gesellschaft.
„Gehst du
heute Abend auf den Ball?“, fragte sie mich.
„Ja, zusammen
mit den anderen.“
„Das heißt,
du hast keine Verabredung?“
Ich
schüttelte verneinend den Kopf.
„Warum hast
du nicht Night gefragt? Das wäre doch die Chance gewesen?“
Zum Glück
meldete sich in diesem Moment eine ältere Schülerin zu Wort, die ein Klemmbrett
in den Händen hielt und ziemlich geschäftig wirkte, so dass ich ihr einer
Antwort schuldig blieb.
„Mein Name
ist Tigris und ich bin die Verantwortliche für die Helfer. Ich habe euch alle
für die verbleibenden Aufgaben eingeteilt. Um eines vorweg zu nehmen, die Aufgaben
werden nicht untereinander getauscht; jeder erledigt das, was ihm aufgetragen
wird und es wird keiner nachher zu mir kommen, um sich über irgendetwas zu
beschweren. Alles klar?!“
Nachdem
keiner etwas darauf erwiderte, fuhr sie fort. „Gut. Dann verlese ich mal die
Einteilung.“
Faith schien
ihren Wunsch erfüllt zu bekommen. Sie sollte ein Kostüm anziehen und in der
Schule umhergehen, um Getränke und kleine Snacks zu verteilen.
Mein Name
wurde ziemlich zum Schluss aufgerufen: „Force Franken. Du gehst als Aufpasser
in den Sumpf. Du behältst dort alles im Auge und hilfst, wenn irgendwer in
Schwierigkeiten geraten sollte. Wir zeigen dir nachher, wo du dich aufstellen
und welchen Text du aufsagen musst.“
Text?! Ich
sollte etwas aufsagen?! Nur eine halbe Stunde später sollte ich die Antwort
erfahren…
Ich schlurfte
einem Jungen hinterher, der mich zu der mir zugewiesenen Position bringen
sollte. Wir waren inzwischen mitten im Wald; es war eisigkalt und wurde immer
finsterer um uns herum. Ich hielt die Arme vor der Brust verschränkt, um die
Wärme etwas mehr bei mir zu behalten, doch es half nicht viel. Ich hatte ein
wirklich abgrundtief hässliches Kostüm anziehen müssen, das aus so vielen
Löchern bestand, dass es mich wunderte, wie es zusammenhalten konnte. Es war im
Grunde ein zerfetztes graues Kleid, das wie ein Sack an mir hing, dreckig war
und ziemlich übel roch. Auf dem Kopf trug ich eine grauhaarige Perücke, die
heftig kratzte. Ich hoffte inständig, dass das nicht an irgendwelchem Viehzeug
lag, das sich darin eventuell eingenistet hatte. Die Stiefel bestanden aus
zerfleddertem Leder und waren mir einige Nummern zu groß, weshalb ich nur
schlurfen konnte.
Am schlimmsten
war jedoch das weiße Zeug, das mir Tigris ins Gesicht geschmiert hatte. Ich
spürte, dass meine Haut darunter nicht atmen konnte und sich deshalb
Schweißperlen bildeten. Es juckte und kratzte alles jedenfalls fürchterlich. Am
meisten ärgerten mich aber die Warzen, die sie mit einem Spruch an meinem
Gesicht hatte wachsen lassen. Borstige, schwarze Haare wuchsen daraus, die mich
jedes Mal stachen, wenn ich sie mit der Hand berührte. Natürlich wusste ich inzwischen,
wie man so etwas beseitigte, doch leider würde dies erst möglich sein, wenn der
Waldlauf beendet war. So hatte ich keine andere Wahl, als mich mit diesem
hässlichen Gesicht und den abscheulichen Klamotten auf meine Position zu
stellen, mich jedem Mitschüler zu zeigen, der an mir vorkam und aufzupassen,
dass alles glatt lief.
„Hier wären
wir“, erklärte der Junge schließlich und deutete auf einen Baumstumpf, der aus
dem Sumpf ragte.
„Du kannst
ohne Probleme dorthin laufen. Hier kann man noch gehen, ohne einzusinken. Etwa
zwei Meter hinter dem Stumpf wird es dann langsam gefährlich“, fügte er hinzu.
Um mich herum
krochen dichte Nebelschwaden über den Boden; überall streckten sich dunkle,
kahle Bäume gen Himmel und ächzten bei jedem Windhauch. Ich hörte das Quaken
von
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