Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
losgeschickt, um festzustellen, welche Verluste es im Innern des Bauwerks gegeben hatte. Nun stand er, flankiert von zwei schwer bewaffneten Unteroffizieren, da und musterte die Neuankömmlinge, die gerade zur rechten Zeit eingetroffen waren, um mit dem dritten Vampir fertig zu werden. An ihrem Auftreten sah er, dass sie Militärs waren, aber so leger, wie sie die Uniform trugen, beinahe wie Zivilisten, gehörten sie wohl eher zu einer paramilitärischen Einheit.
»Ich heiße Bruno Krasin«, stellte sich der Russe ohne Umschweife in englischer Sprache vor. »Für die Männer hier Zugführer Krasin. Ich wusste ja gar nicht, dass Ihr britisches E-Dezernat über eine paramilitärische Abteilung verfügt.«
»Tut es auch nicht«, erwiderte der Ranghöhere der beiden. »Wir sind von der CMI – das heißt, früher waren wir einmal dabei.«
»Früher einmal?« Krasin gab sich zwar weiterhin kühl und unerschütterlich, dennoch zog er die Augenbrauen hoch, als er das Wort CMI hörte. Es war ihm neu, dass dieser eher profane britische Nachrichtendienst über Starside Bescheid wusste, geschweige denn sich dafür interessierte oder irgendeine Verbindung dazu hatte.
»Ja, früher einmal«, nickte der andere. »Jetzt sind wir Ausgestoßene! Nicht anders als ihr, könnte ich mir vorstellen? Ihr seid Söldner, nicht wahr? Ihr müsst aus Perchorsk sein – Turkur Tzonovs Leute? Dann bringt uns besser zu ihm!«
Krasin schüttelte langsam den Kopf. »Zu Tzonov? Ich glaube nicht, dass euch das gefallen würde, selbst wenn es möglich wäre ...« Er erklärte in kurzen Worten, wie er das meinte.
»Verstehe«, entgegnete der andere leise, nachdenklich, nachdem Krasin fertig war. »Schade. Es gab eine Zeit, da hätten Tzonov und ich eine ganze Menge Gemeinsamkeiten gehabt. Andererseits ... ich gehe davon aus, dass Sie jetzt das Kommando haben?«
»Huh!«, machte Krasin mit einem trockenen, humorlosen Grinsen und zuckte vage die Achseln. »Solange ich am Leben bleibe, ja. Aber seit wir hier angekommen sind ... haben wir merkwürdige Dinge erlebt.«
»Und was wollen Sie als Nächstes unternehmen?«
»Sobald es hell wird, ziehen wir los auf die Sonnseite!«
»Können Sie noch zwei Männer gebrauchen?«
Ehe Krasin etwas erwidern konnte, tauchte ein Unteroffizier in dem Gewölbe auf, das den Eingang zur Feste bildete, und rief zu ihm hinab: »Herr Stabsfeldwebel! In den oberen Geschossen haben wir noch drei Tote gefunden ...«
Alles in allem also sechs Mann an Verlusten! Die Nacht war noch nicht einmal zur Hälfte vorüber, und Krasin blieben nur noch sieben Männer! Er gab dem Unteroffizier ein Zeichen, dass er verstanden hatte, und wandte sich den beiden Neuankömmlingen zu. »Noch zwei?«, stieß er hervor. »Eher fünfzig!« Das Merkwürdige daran war, dass er wirklich froh war, dass die beiden da waren, und zwar nicht allein wegen ihrer Feuerkraft. In dieser fremdartigen Vampirwelt tat es bereits gut, zwei völlig menschliche Gesichter zu sehen!
»Gehen wir rein!«, meinte er fröstelnd. »Da können wir uns am Feuer unterhalten. Ich will mehr über euch erfahren. Alles, was ihr über diesen Ort wisst, dürfte sich als nützlich erweisen. Wir müssen unser Wissen zusammenwerfen.«
Sie schlugen einen Bogen um die Überreste des brennenden Vampirs, dessen Gestank nach wie vor zum Himmel stieg, und gingen auf die zum Höhleneingang führende Treppe zu. Krasin setzte den Fuß auf die unterste Stufe, doch dann hielt er inne. »Wie heißt du eigentlich?«
»Paxton«, antwortete sein Gegenüber. »Geoffrey Paxton! Bis vor Kurzem war ich noch ein hohes Tier bei der Combined Military Intelligence – bis ich herausbekam, was es mit dieser Welt auf sich hat. Vor allem, wie viel Gold es hier gibt! Jetzt können die sich die CMI an den Hut stecken. Mir geht es nur darum, reich zu werden!«
Tatsächlich wollte Paxton eine ganze Menge mehr als nur das; er wollte alles wiederhaben, was er verloren hatte, und noch weit mehr – und er glaubte zu wissen, wie er es sich verschaffen konnte, und hatte auch vor, es sich zu beschaffen, und zwar nach seinen Regeln. Doch als Erklärung für sein Hiersein musste das, was er Krasin erzählt hatte, vorerst genügen. Mit Gier als Motiv konnte der Russe sicherlich etwas anfangen; so würde er Paxtons Gründe nicht weiter hinterfragen.
Wahrscheinlich war es auch besser so; denn den eigentlichen Grund würde er gewiss nicht begreifen, geschweige denn akzeptieren ...
ZWEITES KAPITEL
Als Devetaki und
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