Nefen
und meinem Herz wieder Leben einhauchen. – Wie soll das gehen?“ So trat er an Shalaby heran, ob der vielleicht wüsste, wie er das anstellen sollte.
Aber Shalaby wusste auch keinen Rat. „Der einzige der uns eventuell eine Antwort darauf geben könnte, ist der Alte!“
So war es entschieden, dass sie dem alten Mann noch einmal einen Besuch abstatten würden.
Sie warteten bis zum frühen Abend mit der Abreise.
Nefen nutzte die Zeit, sich ausgiebig mit Sven zu beschäftigen. Shalaby hingegen wollte nicht stören. Deshalb fuhr er durch die Wüste, wie er es immer tat, wenn er Zerstreuung suchte.
Sie fuhren wieder bis zu dem Beduinendorf, in dem sie schon eine Nacht verbracht hatten. Wieder wurden sie herzlich empfangen und es war wie beim ersten Mal. Das große Zelt stand für sie bereit und sie durften es sich in der Unzahl von Kissen gemütlich machen.
Sehr früh am Morgen wurden sie geweckt, um noch vor der Mittagssonne wieder beim Verleiher der Buggys anzukommen.
Sie gaben die Fahrzeuge ab und nahmen erst einmal ein Taxi zurück ins Hotel.
Shalaby hatte mit seinem Vater telefoniert und wieder die Suite für die beiden reservieren lassen. Sie wünschten sich nichts sehnlicher, als einBad nehmen zu können und auf einer richtigen Matratze auszuruhen. Im Hotel angekommen, verabredeten sich Sven und Nefen mit Shalaby für den nächsten Tag, um dem Alten zu besuchen.
Erst als Sven und Nefen in ihrem Zimmer waren, merkten sie, dass sie am Ende ihrer Kräfte waren. Der Ausflug hatte ganz schön an ihnen gezehrt.
Sven zog sein riechendes T-Shirt aus und ließ die Wanne volllaufen. Nefen tat es ihm gleich. Kurz darauf saßen sie in dem angenehmen Bad mit einer Menge Schaum.
Sie genossen die Leichtigkeit ihrer Körper, die fast im Wasser schwebten.
Sven erhob sich als erster. Sein Körper, vom Wüstenstaub befreit, hatte eine fantastische Bräune bekommen, die nur durch den weißen Abdruck seiner Unterhose unterbrochen war. Die nasse braune Haut glänzte und zeigte jede Muskelfaser. Nefen betrachtete diesen attraktiven Körper und war wieder aufs neue erstaunt, wie anziehend und schön er doch war.
Auch Nefen hatte reichlich Sonne auf seinen Körper bekommen, so dass Sven ähnlich von ihm dachte.
Sven konnte sich ein Leben ohne Nefen nie wirklich vorstellen, auch damals nicht, als sie noch kein Liebespaar waren. Doch nun war es umso weniger möglich.
Als sie im Bett lagen, war nicht ihre Geilheit das Entscheidende, sondern die Liebe, die sie auf ihrer Reise, ohne es wirklich zu merken, gefunden und intensiviert hatten.
Shalaby musste seinem Vater einen Bericht über den Verlauf seiner Abwesenheit abliefern, was ihn noch lange beschäftigte, bis er endlich zur Ruhe kam.
*
Nachdem am Morgen Shalaby mit dem Kaffee kam, um die beiden, wie üblich, aus den Federn zu werfen, begannen sie in aller Ruhe den neuen Tag.
Als sie bei dem Alten ankamen, saß dieser, wie beim ersten Mal, auf seinem Stein vor dem Baumstupf und rauchte seine Pfeife. Der Mann begrüßte die drei.
Shalaby wurde zum Teekochen abkommandiert und Sven folgte ihm freiwillig. Er konnte den Befehlston einfach nicht vertragen.
„So, so“, begann der Alte. „Du hast also dein wahres Ich gefunden.“ Er nahm einen so tiefen Zug aus seiner Wasserpfeife, dass diese laut blubberte. „Und jetzt weißt du nicht, wie du deine Bestimmung zum Ende bringen sollst“, fuhr er fort.
Nefen nickte zustimmend.
„Du musst sein Herz finden! … Und du musst ihm deinen Segen geben als Zeichen deiner Vergebung! Erst dann wird Nefertari ihrer Kräfte beraubt und Ramses frei für seine letzte Reise sein.“
„Aber wie soll ich seinem Herz neues Leben verleihen? Und wo soll ich es überhaupt finden?“
Suche das Herz im gläsernen Sarkophag. Übergib es Anubis, auf dass er es dem Pharao zur Auferstehung reichen kann! –Mehr kann ich dir nicht sagen.“
Es war wie beim ersten Mal. Nefen erhoffte sich Antworten, stattdessen bekam er nur noch mehr Fragen. Wütend stand er auf und deutete Sven und Shalaby an, dass er gehen wollte.
Shalaby verabschiedete sich noch, während Nefen schon das Weite suchte.
Auf der Strasse stehend, war Nefen kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Ist das alles ein Märchen? – Such den gläsernen Sarkophag , pah, nachher soll ich noch Schneewittchen wach küssen!“ Er war außer sich. Sven versuchte Nefen zu beruhigen. „Nun lass uns doch erst einmal überlegen! Das letzte Mal hat der Alte auch nur in Rätseln gesprochen
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