Nefen
Gründen sexuell miteinander verkehrten. Dies war dem Mann am nächsten Morgen so unangenehm, dass er sofort abreiste und seitdem einen Groll gegen Nabil hegte.
Er gab Nabil die Schuld, sein Gesicht verloren zu haben. Seit dieser Zeit verweigerte er jeden Kontakt.
„Das ist genau das, was ich meine“, sagte Nefen zu Shalaby, als Nabil geendet hatte. „Erinnerst du dich an unser Gespräch, auf der Terrasse im Pub?“
Shalaby wusste, was Nefen meinte, wollte das aber vor Nabil nicht so deutlich zugeben. Der hatte allerdings seinen Blick schon hinunter zu Shalaby gerichtet, und er merkte jetzt die bohrenden und fragenden Augen in seinem Nacken.
„Ich glaube, du warst jetzt etwas zu deutlich“ sagte Sven mit vorgehaltener Hand.
Es war zu spät, Nabil hatte verstanden. Er grinste und streichelte Shalaby über seinen Kopf. „Ich habe mich doch auch gerade geoutet. Also mach dir keine Sorgen.”
Ein leichtes Rot zog sich über Shalabys Gesicht. Ausgelassen tranken sie weiter, erzählten Witze und tauschten Erfahrungen aus.
Erst spät in der Nacht verabschiedeten sich Shalaby und Nabil von Nefen und Sven.
Die Nacht war kurz. Zu kurz für Nefens Geschmack. Er hatte wirkliche Probleme, sich aus dem Bett zu hieven.
Komischerweise wurden sie heute Morgen, nicht wie sonst, von Shalaby geweckt. Ob er im Hotel übernachtet hatte? Davon war auszugehen, da es ja ziemlich spät geworden war.
Sven machte sich auf, um nachzusehen, ob Shalaby noch schlief. Er klopfte vorsichtig an die Tür. Keine Reaktion. Er klopfte ein zweites Mal, etwas stärker.
Immer noch nichts.
Jetzt klopfte Sven mit voller Wucht an die Tür.
Es raschelte, die Tür öffnete sich einen Spalt und Nabil stand sich halb verdeckend hinter dem Holz.
„Ja, was ist?“
„Ist Shalaby wach?“, fragte Sven nach.
„Nein er schläft noch. Komm rein, ich wecke ihn.“
Sven trat ein und sah Nabil gerade noch splitterfasernackt im Schlafraum verschwinden.
Kurz darauf kam Shalaby mit einem mächtig erigierten Glied aus seinem Schlafgemach.
„Ich habe wohl ein wenig verschlafen?“, fragte er verschmitzt.
„Könnte sein“, antwortete Sven lachend.
„Lass dir Zeit, dich zu verabschieden“, riet Sven ihm, als er zur Tür hinausging.
„Okay ich komme dann gleich zu euch“, rief Shalaby noch hinterher.
Zum Glück war der Flieger erst für den späten Nachmittag gebucht. Es hätte sonst leichte Schwierigkeiten mit der Zeit gegeben, denn Shalaby kam erst geschlagene zwei Stunden später.
„Na, der Abschied war aber intensiv“, sagte Nefen grinsend, als Shalaby endlich zu den beiden kam.
Da es Shalaby sichtlich peinlich war, ließen sie das Thema auf sich beruhen.
Die Sachen waren gepackt, das Zimmer bezahlt und die Drei abmarschbereit.
*
Kairo.
Hier prallt das 21. Jahrhundert auf das altägyptische Reich. Wer glaubte, dass Assuan oder Luxor laut und quirlig sind, wurde hier eines Besseren belehrt. Selbst jetzt am frühen Abend pulsierte diese Millionenstadt.
Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt wurden Sven und Nefen von ihren ersten Eindrücken erschlagen. Erst eine wunderschöne Allee mit traumhaften Bauten, dann diese, ihrer Meinung nach zerbombten Häuser, die immer irgendwie unfertig aussahen. Nun noch Blechlawinen aus meist schrottreifen Karren, die sich durch die schon breiten, aber dennoch verstopften Straßenzüge schob. Spurmarkierungen werden als Dekor gesehen und nicht weiter beachtet, was in einem vollkommenen Chaos zu enden schien. Und erst das Hupkonzert kreierte eine Symphonie, die einem das Trommelfell zum Platzen bringen wollte. Diese Metropole Ägyptens vermittelt das Gefühl, niemals zur Ruhe zu kommen.
Da das ägyptische Museum schon geschlossen hatte, beschlossen die Drei noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen und sich am Abend Kairo etwas näher anzuschauen. Hierbei übernahm Shalaby wieder die Abschirmung der beiden.
Gerade auf dem großen Markt von Kairo war der Dienst, den Shalaby leistete, von unschätzbarem Wert.
Die engen Gassen, überdeckt mit Türen und Geländern aus vergangenen Zeiten, schafften eine unwirkliche Atmosphäre, die durch Weihrauch, Jasmin und anderen orientalischen Düften noch verstärkt wurde. Sven bemerkte, dass Ramses überall gegenwärtig war. Wo man auch hinblickte, sah man ihn. Sei es als riesige Statue am Eingang der Stadt, oder als kleine Figur auf den Tischen der Händler. Auf Papier in einem Rahmen, oder auf Papyrus gemalt, als Anhänger in Gold oder Silber, oder für
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