Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz
Gebäckstücke und warf sie in das Herdfeuer.
»Wenn ich noch mal eine von euch erwische, wie sie angebliche Liebeszauber praktiziert, dann heißt es einen Monat fasten bei Haferbrei und Wasser. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Frau Alyss.«
Aber Hedwigis traute sie nicht. Sie hatte sich ganz offensichtlich von Merten den Kopf verdrehen lassen. Alyss, die
bislang dem jungen Mann freundlich gesinnt war, fragte sich, was er mit diesem Verhalten bezwecken wollte. Sie bezweifelte, dass er Hedwigis gegenüber ehrliche Absichten hatte. Merten war ein Leichtfuß, eine Ehe würde er so schnell nicht eingehen. Allerdings hatte Hedwigis eine anständige Mitgift zu erwarten.
Alyss hatte ihren Bruder auf sein kühles Benehmen Merten gegenüber angesprochen, aber Marian hatte nur den Kopf geschüttelt.
»Nein, Schwesterlieb, ich habe nichts gegen ihn, außer dass es mir nie gefiel, wie freizügig er in deine Truhen zu greifen pflegte. Aber davor hast du ja jetzt einen Riegel geschoben.«
»Er glaubte, es sei Arndts Geld, das ihm zustand, Marian. Seit ich ihm erklärt habe, wie wir unser Geschäft geteilt haben, hat er mich auch nie wieder um einen Zuschuss gebeten. Aber warum wolltet du und John nicht, dass er von meinem Verdacht gegenüber Yskalt erfährt?«
»Weil, Schwester mein, wir noch immer nicht wissen, ob er nicht doch gedungen war. Und weil John es sich zur Aufgabe gemacht hat, in dieser Angelegenheit weitere Nachforschungen zu betreiben, aber um niemanden zu warnen, möchte ich nicht, dass es sich herumspricht.«zu
»Er ist verbissen und verrannt. Er sollte Ruhe geben, Marian. Es bringt uns Robert nicht zurück.«
»Ich kann ihn nicht davon abhalten, Alyss. Versuch du es.«
Sie nahm es sich vor, doch die häuslichen Pflichten gingen vor. Als John in den frühen Stunden des Nachmittags eintraf und sich im Tuchlager zu schaffen machte, musste sie sich um Magister Hermanus kümmern, dessen Erkältung sich zu einer ausgewachsenen Krankheit entwickelt hatte. Er fieberte,
jammerte, stöhnte, brauchte einen Linderungstrunk, weitere warme Decken und kühle Wadenwickel.
Sie kam eben von der Remise, wo der Kranke untergebracht war, als Merten mit einem Mann in den Hof trat. Der schob Merten, sobald er ihrer ansichtig wurde, grob zur Seite und stürzte mit hochrotem Gesicht auf sie zu.
»Weib, wo ist mein Sohn? Was habt Ihr mit ihm angestellt? Wie konntet Ihr zulassen, dass man ihm einen Tort antat?«
Er unterstützte sein Gebrüll damit, dass er sie an den Schultern packte und schüttelte, dass ihr die Zähne klapperten.
Tilo, der aus dem Weinkeller kam, eilte ihr zu Hilfe, aber als er dem Aufgebrachten in den Arm fiel, ließ der kurz sein Opfer los und schlug den Jungen so gewaltig ins Gesicht, dass der zurücktaumelte. Dann schüttelte er Alyss weiter und brüllte Vorwürfe auf sie ein. Benefiz kläffte wie besessen und sprang an dem Mann hoch. Sie fühlte sich vollkommen hilflos, ihre Arme schmerzten, ihr Schleier fiel herunter, ihr Zopf löste sich. Es flimmerte ihr vor Augen, und sie hatte nicht die Luft, um Hilfe zu schreien.
Plötzlich hörte das Schütteln auf, sie stolperte und setzte sich auf ihr Hinterteil.
Als sie wieder klar sehen konnte, hatte John den Mann in einem eisernen Griff gepackt und schob ihn zum Wassertrog. Dort tunkte er dessen Kopf in das kalte Wasser und hielt ihn einen Moment lang fest. Als er ihn freigab, spuckte und hustete der Mann.
»Und jetzt ganz langsam, Kerl, und in den höflichsten Worten, die Euch zu Gebot stehen: Was wünscht Ihr von Mistress Alyss?«
Lauryn kam und half ihr hoch, Leocadie hob den Schleier
auf und Alyss selbst schüttelte den Staub aus ihrem Gewand. Dann sagte sie mit schwankender Stimme: »Niclas Aldenhoven, ich verstehe Eure Sorge. Aber Eure Grobheit ist nicht angemessen. Master John, lasst ihn los. Er ist Kilians Vater.«
»Er bleibt in meinem Griff, bis er sich entschuldigt hat, Mistress Alyss.«
Sie flocht ihren Zopf neu, nahm von Lauryn ein Bändchen entgegen und sah den tropfenden Buntwörter an.
»Verzeiht, Frau Alyss.«
»Schon gut. Merten hat Euch berichtet, was geschehen ist?«
»Dass mein Sohn entführt wurde. Aus Eurer Obhut!«
Er wollte schon wieder zu brüllen beginnen, ein mahnendes Knurren Johns brachte ihn aber dazu, sich zu mäßigen.
»Führt ihn in den Saal oben, Master John. Lauryn, ein Tuch, damit er sich die Haare trocknen kann, Leocadie, einen heißen Wein. Tilo, hast du dir weh getan?«
» Er hat mir weh getan. Aber ist
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