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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Engel recht schnell durchschaut, anders als die hochedlen Damen. Denen hat er sich angenehm gemacht, sie haben ihn mit in die Stube genommen, ihm Leckerbissen zugesteckt und ihm kleine Reime vorgetragen, während sie die Roben für die Priester bestickten.«
    »Und er hat in der ganzen Zeit keinerlei Unfug angestellt? Ich bin verwundert.«
    »Nein, er hat sich wie ein Ausbund aller Tugenden verhalten, sodass sie ihn auch mit zu den Andachten genommen und ihm die Geschichte der heiligen Ursula erzählt haben. Das allerdings, liebe Alyss, scheint dem jungen Tunichtgut eine Vision verschafft zu haben.«
    »Ich hoffe, er hat sich nicht darangemacht, als Hunnenfürst die Stiftsjungfrauen zu Märtyrerinnen zu machen?«
    Catrin kicherte.
    »Nein, so weit ging er nicht. Aber das Amt des Priesters
reizte ihn, vor allem wegen der schönen Kleider. Es schlich sich des Nachts zu den Handarbeitskörben, legte eines der kostbar bestickten Gewänder an und suchte dann die Kirche auf, um dort die Messe zu zelebrieren. Leider war er im Umgang mit dem ewigen Licht ein wenig nachlässig, und so fing das Gewand Feuer.«
    »Die heilige Ursula, Beschützerin der Kinder, hielt ihre Hand über ihn?«
    »Sie und die Magd, die sich passenderweise Ursel nennt. Die gute Frau hat sein Entschwinden bemerkt und folgte dem Lichtflackern hinter den Fenstern der Kirche. Sie löschte den schwelenden Kittel mit Weihwasser, verpasste Kilian ein paar saftige Ohrfeigen und sperrte ihn in eine leerstehende Kammer ein.«
    »Lass mich raten – er entkam durch das Schlüsselloch?«zu
    »Durch das Fenster. Unter Mitnahme einer kleinen geschnitzten Figur der Heiligen, der er sichtlich sein Vertrauen schenkte.«
    »Bewundernswert. Immerhin, er lebt und er ist unverletzt. Wir werden weiter nach ihm suchen.«zu

16. Kapitel
    A lyss hatte Schwierigkeiten mit den Jungfern, die wie ein Wespenschwarm umeinanderschwirrten und nicht mit giftigen Stichen geizten. Alle drei waren in dem für die Liebe empfänglichen Alter, aber jede von ihnen reagierte anders auf
die Gemütsbewegungen, die sie auslöste. Lauryn war sicher noch das harmloseste Opfer Amors; sie hegte seit geraumer Zeit eine stille Neigung zu Tilo, die sie ihm aber nicht zu zeigen wagte, weil der wiederum einen ausgesprochen schafsgesichtigen Ausdruck annahm, wenn er Leocadie betrachtete. Dazu litt sie noch immer unter Kilians Entführung und den Folgen des Schlags auf ihren Kopf. Leocadie hingegen war zu nichts mehr zu gebrauchen. Sie murmelte beständig minnigliche Verslein vor sich hin, war zerstreut, vergaß ihre Pflichten und strapazierte damit weidlich die Geduld der anderen. Hedwigis hingegen suhlte sich seit dem Ursulatag in Mertens Aufmerksamkeit, und kein mahnendes Wort konnte sie davon abhalten, den anderen unter die Nase zu reiben, welche Schmeicheleien er ihr zugeflüstert hatte.
    Alyss kam in die Küche, als gerade ein gezischelter Zank ausgefochten wurde.
    »Wozu brauchst du das?«
    »Was geht dich das an?«
    »Lass sie doch, Lauryn. Ich hab auch einen.«
    »Pah, seit wann bist du eine heimliche Naschkatze, Leocadie?«
    »Bin ich gar nicht!«
    Alyss hörte eine Weile zu, dann machte sie sich bemerkbar.
    »Hört auf, euch um den Kuchen zu zanken. Ihr seid doch keine kleinen Kinder mehr.«
    Betretenes Schweigen.
    »Was ist los?«, wollte Alyss wissen, denn das schien mehr als ein einfacher Streit um eine Süßigkeit zu sein.
    »Hedwigis steckt sich Kuchen unter die Arme.«
    »Wie bitte?«

    »Petze!«
    »Ruhe!«
    »Leocadie auch!«, trumpfte Lauryn dennoch auf.
    »Seid ihr von Witz und Sinnen?«zu
    »Nein, Frau Alyss. Hilda hat gesagt, das soll man machen«, flüsterte Leocadie mit gesenktem Kopf.
    Alyss schwante Übles. Die Rezepte der abergläubischen Hilda zeitigten gelegentlich seltsame Folgen.
    »Und was glaubt Hilda, das Kuchen unter den Armen bewirken? Eine glatte Haut? Lockige Haare? Süßen Duft?«
    »Sie sagt, wenn man einen Kuchen, der mit dem eigenen Schweiß getränkt ist, einem Mann zu essen gibt, dann verfällt er in lebenslange Liebe zu einem.« Trotzig kam es von Hedwigis.
    »Igitt!«, entfuhr es Alyss daraufhin. »Sofort legt ihr die Kuchen auf den Tisch. Ich dulde in diesem Haus solchen zauberischen Blödsinn nicht.«
    Gehorsam legte Leocadie die matschigen Wecken vor sich, Hedwigis zögerte.
    »Wen, Hedwigis, beabsichtigst du mit dieser widerlichen Leckerei an dich zu binden?«
    Die Jungfer zog eine Schnute und rückte den Kuchen heraus. Alyss schnappte sich beide

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