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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kurzsichtig zu sein, Meister Houwschild. Ich trage kein Hasenfell. Und im Übrigen bin ich durchaus in der Lage, mir jeden Pelz zu leisten, den ich mir wünsche.«
    Das Gejammere war Alyss zu viel geworden, und ihr Tonfall gewann an Kühle.
    »Ach ja, könnt Ihr das? Und warum geht Ihr dann zu den Buntwörtern und lasst Euch deren lumpige Ware andrehen? Hab ich Euch doch am Ursulatag gesehen. Lammfell und hiesige Füchse trugen Eure Verwandten.«
    »Meister Houwschild, wir haben bei Euch nach besonderen Rauwaren Ausschau gehalten, nicht nur, um unsere Kleider aufzuputzen, sondern weil ich sie als Handelsware verwenden wollte. Ich fand, was ich dazu brauchte, bei den Gebrüdern Brouwer – weiße Füchse, Hermelin und Feh. Ich habe sie mit ausgezeichneten Gewinnen in Speyer veräußert. Mich nimmt es wunder, dass Ihr, obwohl Ihr doch auch die lange Reise nach Riga in Kauf nehmt, nur durchschnittliche Ware vorweisen
könnt und die auch noch zu völlig überhöhten Preisen anbietet. Euer Blick für Qualität scheint wirklich nicht besonders gut zu sein.«
    Alyss war ärgerlich geworden, noch ärgerlicher aber wurde der Händler.
    »Ich? Keinen Blick für Qualität? Das sagt Ihr mir, die Ihr Felle von diesen Rattenpelzgerbern kauft, die sich von Hundschlägern und Wilderern beliefern lassen?«
    »Meister Houwschild, es steht Euch nicht zu, über das zu urteilen, was ich kaufe. Schon deshalb nicht, Meister Houwschild, weil Ihr selbst Euch ganz offensichtlich von Euren Lieferanten im fernen Riga habt nach allen Regeln der Kunst über den Tisch ziehen lassen. Eure räudigen Fuchspelze sind weit minderwertiger als alles, was jeder Buntwörter aus den hiesigen Wäldern anzubieten hat. Und Euer verbogener Blick ist ebenso wenig in der Lage, einen Marderpelz von dem eines Hasen zu unterscheiden.«
    Sie öffnete ihre Jacke für einen kleinen Moment, sodass der Händler das samtige Innenfutter sehen konnte.
    Houwschild war dabei, sich aufzuplustern, doch John bemerkte trocken: »Englische Marder, oder besser – Nerze, Master Houwschild.« Er verneigte sich höflich in Houwschilds Richtung. »Ich kann es beurteilen, welchem Tierchen der Mantel abgezogen wurde, denn ich war bei der Jagd danach zugegen. Und nun verratet mir, womit Ihr die prachtvolle rote Schaube gefüttert habt, in der wir Euch letzthin bewundern durften.«
    Alyss erlaubte sich, in gleicher Art unsichtbar zu werden wie John zuvor. Er hatte die Gesprächsführung übernommen, und seine dick aufgetragene Schmeichelei zeigte Wirkung.
Houwschild beruhigte sich wieder und verriet, dass es sich um ganz seltene Katzenfelle handelte, äußerst wärmend und natürlich einmalig und erlesen kostbar.
    Alyss dachte an Malefiz und schauderte.
    »Ihr habt am Dienstag neue Ware erhalten, Master Houwschild? Möglicherweise findet Mistress Alyss darunter einige Felle, die ihren Zwecken dienen könnten.«
    Houwschild sah John irritiert an.
    »Nein, ich habe am Dienstag keine neue Ware erhalten. Wie kommt Ihr darauf?«
    »Weil Ihr am Hafen unten wart.«
    »Ähm …«
    »Verzeiht, wenn ich irrte. Es ist nur so, dass ich glaubte, ein Händler Eures Ansehens würde sich wohl nicht ohne Grund bei den Kränen und Karren aufhalten. Ich schicke gewöhnlich meine Gehilfen, und nur wenn sehr wertvolle Fracht eintrifft, übe ich selbst die Aufsicht aus. Aber je nun. Andererseits, Master, wir sind auf der Suche nach einem kleinen urchin , einem – wie sagt Ihr – Lausejungen, der ausgerissen ist, und wie wir hörten, seid Ihr mit ihm dort zusammengetroffen.«
    Houwschild starrte John an, schob sein Rechenbrett auf dem Tisch vor sich nach rechts, dann nach links und schüttelte den Kopf.
    »Ich war zufällig dort. Von einem Jungen weiß ich nichts.«
    »Ihr habt sogar versucht, ihn festzuhalten, Master Pelzmonger. Ein hübscher Bengel mit goldenen Haaren.«
    »Beutelschneider, Lumpenpack, das sich da herumtreibt. Jetzt, wo Ihr es sagt, ja, da war so ein Gassenkind, das versuchte, mir an den Geldbeutel zu gehen. Ich habe es nicht
festgehalten, sondern versucht, daran zu hindern, mich zu bestehlen. Man kann sich ja nirgendwo mehr sicher fühlen vor diesem Gesindel. Überall lauert dieser Abschaum herum und wartet nur darauf, einem das Hab und Gut zu rauben. Da müsste sich der Rat mal drum kümmern. Ausräuchern muss man die. Aber unsere wohledlen Herren schieben sich ja lieber gegenseitig die Pfründe zu.«
    Und dann folgte ein langatmiges Lamento über die üblen Zustände im Rat der Stadt,

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