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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ausgestreckt.
    Marian nahm ihr das Gebäck ab.
    »Komm mit, Schwesterlieb.«

    Er musste sie fast die Stiege hochschubsen und öffnete für sie die Tür zu ihrer Kammer.
    Da die Küchenesse sich an der Wand hochzog, war der Raum einigermaßen gewärmt, aber dennoch zog sich Alyss die Pelzjacke über. Ihr war seltsam kalt geworden.
    Marian setzte sich auf die Bank am Fenster, und sie zog den Sessel zu ihm.
    »Hast du es nicht gewusst, Schwester?«
    »Was?«
    »Liebelein! Die Jungfern haben die Jungen zuvor mit Hildas Aberglauben aufgezogen, dass ein verzauberter Kuchen die Liebe bindet.«
    »Ja, es gab neulich einen … Zwischenfall. Aber, Marian …?«
    »Seit ich John das erste Mal getroffen habe, ist es mir aufgefallen. Warum sind Weiber so blind?«
    »Es darf nicht sein!«, flüsterte sie.
    »Was sein darf und was ist, sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Warum bedrückt es dich, mein lieb Schwesterlein? Er ist ein redlicher Mann, ein kluger, starker Mann, auch wenn er über vieles schweigt, was er möglicherweise besser einem anderen anvertrauen würde.«
    »Er hat ein Weib.«
    »Na und? Alyss, wir wissen sehr wenig über ihn, aber ein paar Vermutungen will ich jetzt einmal anstellen. Schau, John of Lynne hat sich als Hafenarbeiter verdingt. Er ist Robert aufgefallen, weil er sich klüger anstellte als das übliche Volk, und er hat ihm eine Möglichkeit geboten, seinen eigenen Handel aufzuziehen. Das hat John in kurzer Zeit erfolgreich getan, und keiner der unsrigen Kaufleute würde je daran zweifeln, dass er aus gutem Hause stammt. Er hat eine höfliche Art,
spricht mehrere Sprachen, kann lesen, schreiben und hervorragend rechnen. Er kennt, soweit ich es beurteilen kann, die Werke der griechischen und römischen Philosophen und die seiner Landsleute. Er weiß Falken zu zähmen und mit ihnen zu jagen. Er hat sich mit seiner Familie entzweit. Ich stelle die These auf, Alyss, dass diese Familie von hohem Ansehen ist. Aber Händler scheinen sie nicht zu sein, denn sonst wäre er in den Gilden in London bekannt gewesen. Hätte er sich dort etwas zu Schulden kommen lassen, würden sie ihn jetzt nicht mehr akzeptieren. Also nehme ich an, dass seine Familie von Adel ist.«
    Alyss lauschte schweigend, die Hände im Schoß gefaltet. Auch sie hatte sich oft genug die Frage gestellt, welchen Hintergrund John wohl haben könnte.
    »Ein Falke für den König«, sagte sie leise.
    »Ein Falke für den König. Aber sicher nicht aus seiner Familie. Die entsorgen ihre schwarzen Schafe mit Sicherheit anderweitig. Aber von hohem, angesehenem Adel. Aus dem Osten seines Landes, denn Kings Lynne, so versicherten mir die Englandfahrer, ist eine kleine Hafenstadt in Norwich. Seine Vorfahren mögen von den Nordmännern stammen, die einst die Insel erobert haben.«
    »Norwich – ja, er hat sich als John von Norwich bei dem vamme Thurme ausgegeben.«
    »Verständlich, er kennt diese Gegend gut. Sie ist bekannt für ihre ausgezeichneten Wolltuche. Dort kauft er auch seine Waren ein.«
    »Eine Auseinandersetzung über Glaubensfragen, so hat er unserem Vater gegenüber zu verstehen gegeben.«
    »Vielleicht auch noch mehr. Aber eines solltest du bedenken
– hier wie auch in seiner Heimat werden die Ehen zwischen Familien aus politischen Gründen gestiftet, im Adel ganz besonders. Man wird ihn mit einer passenden Frau vermählt haben.«
    »Und was Gott zusammengefügt …«
    »Man könnte entweder an der Sinnhaftigkeit dieser Formel oder an Gott zweifeln. Was ist dir lieber, Schwesterlieb?«
    »Just darüber habe ich vorhin im Weingarten nachgesonnen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
    »Dass Arndt die Hausarmen von Houwschild beauftragt hat, Kilian zu entführen und ihm meine Brautkrone zu bringen.«
    »Ein wenig um die Ecke gedacht, aber nicht unwahrscheinlich.« Dass Marian nicht lange brauchte, um diese Schlussfolgerung nachzuvollziehen, sprach für die tiefe Verbundenheit der Zwillinge. »Welche Folgen wird das für dich haben?«
    »Ich werde diese Tat unserem Vater schildern.«
    »Anschließend wird Arndt weniger als der Auswurf eines Schwindsüchtigen sein, aber los bist du ihn damit noch lange nicht.«
    »Warten wir es ab. Zuerst aber brauche ich Beweise. Und zwar sehr belastbare, denn wenn van Doorne eines ist, dann nie verlegen um eine Ausrede. Ich brauche Heini und Ebby.«
    »Richtig. Auf sie sollte sich unsere Suche konzentrieren. Den Lausejungen soll sein Vater finden.«
    »Wenn ich

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