Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
liebe dich.Wir waren so glücklich zusammen. Ich glaube, ich war mit niemandem so glücklich wie mit dir. Nein, ich weiß, dass es so war. Ich hoffe, dass du das weißt. «
Einen Moment lang sahen wir uns an, und ich spürte eine seltsame Nähe. ObwohlArchie kaum sprechen konnte, verstand er, was ich ihm sagte, und er drückte meine Hand.
» Marie. Bist du Marie? «
» Ja, ich bin es, Marie. Und ich liebe dich. «
Er lächelte ein wenig, schloss dieAugen und schien einzuschlafen. Ich wartete eineWeile und schlich dann auf Zehenspitzen hinaus.
Draußen im Flur sank ich auf den Stuhl.Aus irgendeinem Grund hatte ich ein heftiges Bedürfnis nach einer Zigarette. Ich rauche schon seit vielen Jahren nicht mehr, aber ich fühlte mich so erschöpft und leer. Ich stützte den Kopf in die Hände, wurde aber kurz darauf gestört.
» Haben Sie MrArchie besucht? « , fragte eine Schwester, die geschäftig herbeigeeilt war. » Das ist schön für ihn! Und auch für Sie! Sie wissen, dass er neulich sehr krank war, nicht wahr?Aber er ist durchgekommen, o ja!Wir lassen unsere Leute nicht im Stich! Er ist ein Kämpfer, unser MrArchie, da gibt’s keinen Zweifel daran! «
Ich sah sie an und merkte, wie mich die kalteWut packte. Mein Herz trommelte wütend. » Offen gestanden « , sagte ich, mühsam beherrscht, » hätte ich es für menschenfreundlicher gehalten, wenn Sie den armen Mann hätten sterben lassen.Was Sie hier im letzten Monat mit ihm gemacht haben, ist nahezu kriminell. Und hier spricht jemand, der ihn sehr liebt. «
Die Schwester sah schockiert aus und eilte davon. Ich stand auf und verließ das überheizte Gebäude. Ging noch eineWeile in der Dämmerung auf dem Gelände spazieren, um meine Gedanken zu ordnen. Ich spürte die kalte Luft, hörte das Brummen vonAutos in der Ferne, nahm die Gerüche aus der Heimküche wahr. Doch vor meinem innerenAuge sah ich nurArchies ausgezehrtes Gesicht auf dem Kissen. Ich konnte nicht weinen, war viel zu aufgewühlt. Ich sehnte mich so… nach was? Danach, dassArchie innerlich ruhig sein konnte. Seinen Frieden finden konnte. Sehnte mich so sehr danach, dass er sterben konnte, befreit sein konnte von diesem Leiden. Mein Herz war voller Sehnsucht und Liebe.
Als ich zum Parkplatz zurückwanderte, stieß ich auf Mrs Evans, die eine lange Busfahrt auf sich genommen hatte, umArchie zu besuchen.
» O Miss Marie, oje, ist es nicht schrecklich traurig? « , sagte sie. » Ich muss immer wieder an das Gedicht denken, das MrArchie geschrieben hat. « Sie schüttelte bekümmert den Kopf. » Sie übernachten heute bei Mrs Sylvie, nicht wahr? Da werden Sie es gut haben. Ich bin jetzt immer dienstags bei ihr und helfe aus. Bleibe gern in der Familie. « Und sie eilte denWeg zum Gebäude entlang.
Was für eine starke Person. ObwohlArchie sie immer wieder als Diebin bezeichnet hatte, hielt sie ihm dieTreue. (Das sagte nicht nur etwas über sie aus, sondern auch über die große Liebe, dieArchie in Menschen erweckte und noch immer erweckt.)
Ich musste für einen kurzen Moment an Louis denken. Doch nein.Was ich auch für ihn empfinde: Es wird sich niemals mit meinen Gefühlen für den lieben altenArchie vergleichen lassen.
30. Oktober
E-Mail von Louis bekommen: » Nur noch eineWoche, dann bin ich in London. Freue mich sehr aufsWiedersehen. Liebe Grüße «
Hm. Die Grüße steigern sich.
HeuteAbend mit der Familie geskypt. Gene wirkte sehr verdrossen. Offenbar findet das holländische Mädchen ihn doof, weil er noch ein Kuscheltier hat, und sagt, er sei ein Baby.
» Du bist doch kein Baby! « , rief ich aufgebracht. » Du bist ein großer Junge! Fast schon ein Mann, wie dein Dad. Und « , fügte ich hinzu, » der hatte übrigens ein Kuscheltier, einen Plüschhund namensArno, bis er zehn war. Und ich hab Daumen gelutscht, bis ich zwölf war, und dein Großvater David kaut heute noch manchmal Nägel.Also hör auf niemanden, der dir erzählen will, du seist ein Baby, nur weil du ein Kuscheltier hast. «
» Hatte Dad echt mit zehn noch ein Kuscheltier? « , fragte Gene, sichtlich bemüht, sich ein etwas verächtliches Lächeln zu verkneifen. » Das ist ganz doll alt für ein Kuscheltier! «
Ich hatte nicht dieAbsicht, die Hilfsmittel aufzuzählen, mit denen Erwachsene später ihre harmlosen Kuscheltiere ersetzen– Zigaretten,Alkohol, Drogen–, doch ich war furchtbar wütend, weil dieses abscheuliche Mädchen sich über Genes altenTeddy lustig machte.
» Aber sie kommt nur noch morgen « ,
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