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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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waren, spürte, wie Nelsons Freude in ihr zum Ausbruch kam, und so fühlte auch sie sich, wenngleich vollkommen unerwartet, glücklich.
    Ja, auch sie war ein starker junger Hund, der nicht bereit war, sich von irgendjemandem, erst recht nicht von einem anderen Hund, etwas nehmen zu lassen, das sie ihm nicht geben wollte. Bei den ersten Anzeichen dafür, dass Nelson sich entspannte, entzog sie sich ihm und rannte los, was das Zeug hielt. So ging es den ganzen Tag. Sie liebten sich noch viele Male – zehn oder fünfzehn Mal vielleicht. Wäre Nelson zeugungsfähig gewesen, wäre Lucy vermutlich trächtig geworden. Doch wie auch immer, an diesem Tag wollte das Spiel zwischen den beiden Hunden einfach nicht enden. Nelson genoss es, die Oberhand zu haben, wenn er sie bestieg, doch kaum war die Paarung beendet, lief Lucy ihm auf ihren kurzen Beinen davon, irgendwohin in die Stadt oder in die Wälder ringsum. Ab dem vierten oder fünften Mal tat es Lucy auch nicht mehr weh, und sie begann das Liebesspiel ebenso zu genießen wie Nelson.
    Später an diesem Tag packte sie beide wieder der Hunger, und sie teilten sich genüsslich die Überreste eines gegrillten Hühnchens vom Müll. Sie waren Hunde, und so gab es keine verbale Bindung zwischen ihnen, keine Vereinbarung, dass sie jetzt zusammen waren. Nelson begab sich zu seiner Schlafstelle bei den Abzugsrohren, und da sie nichts Besseres zu tun hatte, kam Lucy mit und ließ sich neben ihm zu Boden sinken. Die Nacht war kälter als die vorangegangene, und dass sie sich dicht aneinanderkuschelten, half ihnen dabei, die kalte Brise abzuwehren, die die Nacht mit sich brachte.
    In den folgenden Monaten reichte jedoch selbst die Körperwärme des anderen und die heiße Luft aus den Abzugsrohren nicht mehr aus, um sie über Nacht warm zu halten. Zitternd wachten sie morgens auf. Hätten sie unter solchen Umständen allein geschlafen, wären sowohl Nelson als auch Lucy wahrscheinlich gestorben. Zusammen entgingen sie jedoch diesem Schicksal, auch wenn ihnen manchmal unerträglich kalt war.
    Lucys Hitze dauerte ein paar Tage an, und so setzten sie auch ihre leidenschaftlichen Liebesakte fort. Am Ende dieser paar Tage waren ihnen ihre Gerüche gegenseitig sehr angenehm geworden, und beide spürten, dass sie sich mit ihrem Temperament gut ergänzten. Die Liebe zwischen zwei Hunden ist nicht vergleichbar mit der großen Liebe, die ein Hund für sein Herrchen oder Frauchen empfinden mag. Es waren eher praktische Gründe, die Nelson und Lucy zusammenhielten: die Wärme, gelegentlich eine sexuelle Begegnung und das Gefühl der Kraft und der Verwurzelung, das daher rührte, dass sie sich wie Teile eines Rudels fühlten. Doch irgendwo tief in ihren Hundeherzen war es auch Liebe.
16
    Herbert Jones hielt sich nicht für einen unglücklichen Mann. Er hatte ein langes und zufriedenes Leben mit seiner Frau und drei Kindern verbracht und den größten Teil davon als Vorarbeiter in einer Sägemühle gearbeitet und gutes Geld verdient. Er mochte die Menschen in dieser Stadt und galt bei den meisten als fairer und freundlicher Chef oder Kollege. Herbert fand seine Arbeit befriedigend, und an Wochenenden, wenn er Zeit hatte, verschafften ihm die kleinen Schnitzereien von Vögeln und Eichhörnchen, die er aus Holzresten des Sägewerks anfertigte, ein zusätzliches Vergnügen. Nachdem er mit fünfundsechzig Jahren in den Ruhestand gegangen war, wurde dies zu seiner Hauptbeschäftigung, und er verkaufte seine kleinen Tiere in Souvenirläden im Umkreis von achtzig Kilometern und hätte sogar davon leben können.
    Als er auf die achtzig zuging, gab es dennoch einen Punkt, an dem Herbert Jones das Glück verlassen hatte. Die meisten Frauen überlebten ihre Männer, was man in jedem Altersheim nur allzu deutlich sehen konnte. Herbert selbst hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er eines Tages seine Frau verlieren könnte. Nach fünfzig Jahren Ehe waren ihre Leben so eng miteinander verknüpft, dass es fast unmöglich geworden war, sie zu trennen. Auch die kleinste Einzelheit ihrer täglichen Existenz war durch Jahre der Kompromisse geformt und nur gelegentlich durch kurz aufflammende Konflikte gekennzeichnet gewesen, die jedoch aufgrund ihrer Liebe rasch geschlichtet worden waren. Wie alle Paare, die auf so viele gemeinsame Jahre zurückblicken konnten, waren sie füreinander wie ein lange getragenes, bequemes Kleidungsstück. Da hätte es durchaus ein paar Löcher zum Stopfen gegeben, und es

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