Nemti
was ich nicht hoffe, denken Sie daran, dass wir ein Team sind und sich einer auf den anderen verlassen kann.«
»Das hört sich gut an. Wenn ich in den nächsten Wochen einer der Teamplayer sein dürfte?«
»Langsam, junger Mann. Zunächst möchten wir Sie besser kennenlernen. Ich habe zwar Ihren Beurteilungsbogen studiert, den mir die Polizeischule zugeschickt hat, aber es geht nichts über ein persönliches Gespräch.«
»Das ist verständlich. Was wollen Sie wissen?«
»Nicht so hastig. Kommen Sie erst einmal mit. Ich zeige Ihnen Ihren Arbeitsplatz. Dann sehen wir weiter.«
Auf dem Weg zur Tür wandte sich Habermehl um. »Sie beide bereiten alles für eine Besprechung vor. Und räumen Sie endlich den Tisch frei.«
Der Hauptkommissar verließ den Raum. Schräg gegenüber öffnete er die Tür zu seinem Büro. »Das ist Ihr Platz.« Habermehl deutete auf einen leeren Schreibtisch.
Minuten später läutete Habermehls Telefon. Nach einem kurzen Gespräch forderte er Lukas auf, ihm zu folgen.
Als sie das Büro betraten, empfing sie der wohlriechende Duft frisch aufgebrühten Kaffees. Beyer schenkte ihn aus einer Thermoskanne ein.
Lukas setzte sich Weinbrecht gegenüber an den großen Tisch. Wieder fing er einen Blick auf, der ihm das Gefühl vermittelte, nicht willkommen zu sein.
Habermehl ergriff das Wort. »Sie können sich denken, Herr Dux, dass wir gern mehr über Sie erfahren wollen.«
»Klar. Fragen Sie.«
»Wie sind Sie zur Polizei gekommen?«, wollte Habermehl wissen.
»Schon als kleiner Junge stand es für mich fest, Polizist zu werden. Mit diesem Ziel vor Augen habe ich an mir gearbeitet, mich bei der Landespolizeischule beworben und die Eignungstests bestanden.«
»Warum ausgerechnet die Polizei? Idealismus?«
»Nun, ich verabscheue Menschen, die anderen Gewalt antun, davonkommen und gut damit leben können. Diese Menschen müssen der Gerechtigkeit zugeführt werden. Dafür will ich sorgen. Eines Tages möchte ich ein kompetenter Kriminalhauptkommissar sein. Darauf arbeite ich hin.« Er beugte die Schultern vor und warf Habermehl einen Blick zu. »Vielleicht kann ich später einen Beitrag dazu leisten, einen Teil unseres Landes sicherer zu machen.«
»Also doch ein gewisses Maß an Idealismus.« Habermehl umfasste seine Kaffeetasse und blies die über dem Getränk aufsteigende Wolke weg.
Lukas beantwortete noch weitere Fragen. Aus dem Gesichtsausdruck seiner Gesprächspartner entnahm er, dass sich ihre anfängliche Skepsis ihm gegenüber allmählich legte.
Die Kommissare besprachen anschließend einige Interna. Lukas konnte nicht mitreden, hörte aber gespannt zu.
»So, das war’s.« Habermehl klappte seine Mappe zu und beendete die Besprechung. »Meine Herren, Sie wissen Bescheid. Herr Dux, Sie kommen mit und richten sich ein. An die Arbeit.«
»Fertig.« Lukas hatte die wenigen Utensilien, die er benötigte, in seinem Schreibtisch untergebracht. Als Letztes schob er die Schreibtischauflage zurecht.
»Dann kommen Sie mal her«, forderte ihn Habermehl auf. »Setzen Sie sich zu mir.«
Lukas rollte mit seinem Stuhl hinüber.
»Aus unserem Gespräch habe ich einen recht guten Eindruck von Ihnen bekommen. Eines sollten Sie aber wissen: Ich habe in dieser Abteilung das Sagen und gebe die Anweisungen. Das hört sich autoritär an, ist es auch, aber so sind die Zuständigkeiten nun einmal geregelt. Wenn Sie Probleme haben, kommen Sie damit zu mir. Ist das rübergekommen?«
»Klar. Sie sind der Kommissariatsleiter.«
»Das haben Sie also kapiert. Das heißt aber nicht, dass ich euch immer alles vorkaue und keine anderen Meinungen akzeptiere. Im Gegenteil, ich schätze es, über Fälle zu diskutieren und Gedanken auszutauschen. Nur so sind manche Nüsse zu knacken. Ich will damit sagen, dass ich für ein offenes Wort jederzeit zu haben bin, wenn es objektiv ist und der Sache dient.«
»Sie erinnern sich bestimmt, dass ich angerufen habe, als Sie an einem Tatort weilten. Erst Tage später konnten wir ausgiebig miteinander sprechen und ich bat Sie, an der Aufklärung des Falls mitarbeiten zu dürfen.«
»Soweit das im Rahmen Ihrer bisher erlangten theoretischen Kenntnisse möglich ist.«
»Das ist selbstverständlich.«
»Sie haben gehört, dass es am Donnerstag einen weiteren Mord gab?«
Lukas horchte auf. Er hatte in den letzten Tagen einiges um die Ohren gehabt und weder Nachrichten gehört noch Zeitung gelesen. »Noch einen? Ich kann es nicht fassen.«
»Und doch ist es so.
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