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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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abgesperrt. Rechts vom Pumpenhaus verschwand ein Polizeibeamter im Wald.
    »Ich kann mir denken, wo der Tote liegt«, sagte Lukas und blickte Habermehl von der Seite an.
    Dieser war so perplex, dass er beinahe über eine Baumwurzel gestolpert wäre. Er stemmte die Hände oberhalb des Hüftspecks in die Seiten und sah Lukas mit einem durchdringenden Blick an. »Herr Dux, ich gehe davon aus, dass Sie den Mann nicht gemeuchelt haben. Besitzen Sie hellseherische Fähigkeiten?«
    »Nein, aber ein alter Bergwerksstollen ist ein gutes Versteck für eine Leiche.«
    »Mir ist nicht bekannt, dass hier jemals ein Bergwerk existiert hat.«
    »Die Anlagen sind komplett abgerissen. Bis vor etwa fünfundachtzig Jahren wurden hier Blei-Zink-Erze gefördert. War zwar nicht sehr ergiebig, aber immerhin.«
    »Ach ja? Hatte die Grube auch einen Namen?«
    »Barthold.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich war vor nicht allzu langer Zeit zum Mineralesammeln hier. Oben, im Wald, auf einer alten Halde.«
    »Verstehe. Wenn Sie sich hier so gut auskennen, dann gehen Sie mal vor.«
    Lukas führte den Kommissar am Pumpenhaus vorbei auf einen Trampelpfad, der in den Wald hineinführte. Der Weg stieg leicht an. Nach einer Linksbiegung öffnete sich der Blick auf eine eingeebnete Fläche. Im Hintergrund befand sich das Mundloch eines Stollens, der in den Berg aufgefahren war.
    Neben einer Informationstafel hatte ein Polizeibeamter Stellung bezogen, der ihnen gleich entgegenkam. Er hob die Arme und sprach sie forsch an. »Stopp. Sie können hier nicht weiter.«
    »Und ob wir das können«, widersprach Habermehl ebenso bestimmt. Er schob sich an Lukas vorbei und hielt seinen Dienstausweis hoch.
    »Entschuldigung, Herr Hauptkommissar. Ich wusste nicht …«
    »Ist schon in Ordnung«, unterbrach er ihn. »Wir haben einen Toten?«
    »Ganz recht. Und der sieht nicht gut aus.«
    »Liegt er im Stollen?«, mischte sich Lukas ein, der unbedingt wissen wollte, ob er mit seiner Vermutung recht hatte.
    »Ja. Das Gittertor ist aufgebrochen worden. Sie müssen ungefähr zehn Meter rein.«
    »Das sehen wir uns später an«, entschied Habermehl. »Wir sprechen zuerst mit dem Zeugen, der den Toten gefunden hat. Wo ist er?«
    Aus Richtung der Straße vernahmen sie die Geräusche von näher kommenden Pkws. Ein Streifenwagen hielt am Straßenrand an. Das Auto des Notarztes bog in den Weg ein, gefolgt vom Wagen der Spurensicherung.
    Habermehl rannte los. Beim Laufen wedelte er aufgeregt mit den Armen. Überraschend schnell erreichte er den Zufahrtsweg. »Halt. Stopp«, brüllte er und stellte sich den Autos entgegen.
    Lukas konnte sich das Verhalten des Kommissars zunächst nicht erklären. Er vermutete, dass ihnen Habermehl die Weiterfahrt zu dem Gebäude untersagen wollte.
    Die Fahrer steuerten die Wagen an den Rand des Wegs und stellten sie dort so ab, dass sie sich nicht gegenseitig behinderten.
    Noch außer Atem kam ihm Habermehl in Höhe des Pumpenhauses entgegen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Mit einem weißen Taschentuch wischte er sich wiederholt über den Nacken und durch das Gesicht. »Unglaublich. Die wären doch glatt bis vor das Haus gefahren.«
    »Aber das haben Sie durch Ihr beherztes Eingreifen verhindert.«
    »Zum Glück ja. Der Bereich um das Pumpenhaus ist ein Ereignisort. Da ist etwas passiert, was mit dem Tod des Mannes zu tun hat. Möglicherweise müssen wir den abgesperrten Bereich deutlich ausweiten.«
    »Und die hätten mit ihrem Auto wahrscheinlich wichtige Spuren vernichtet, wenn sie weitergefahren wären.«
    Von der Straße her näherten sich zwei Männer, Weinbrecht und Beyer. Habermehl winkte sie heran.
    »Was liegt an, Chef?«, fragte Uwe.
    »Ein Mann ist ermordet worden.«
    »Ist es dahinten?« Er deutete auf das Gebäude und trat einen Schritt vor.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Zum Tatort.«
    »Das mache ich mit Herrn Dux. Sie beide sprechen mit den Bewohnern der Häuser, die hundert Meter die Straße rauf stehen.«
    Lukas sah den beiden an, dass sie mit der Entscheidung nicht besonders glücklich waren.
    »Passt Ihnen wohl nicht, dass Sie die Laufarbeit machen sollen«, sagte Habermehl in scharfem Ton. Nach einer kurzen Pause fügte er versöhnlich hinzu: »Es ist doch angenehmer, mit den Lebenden zu sprechen, als sich eine dahingemetzelte, blutige Leiche ansehen zu müssen.«
    Das war ein Argument, dem sich die Kommissare nicht verschließen konnten.
    »Fragen Sie speziell nach verdächtigen Pkws«, fuhr Habermehl

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