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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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der Tatort. Sonst noch was?«
    »Im Augenblick nicht«, erwiderte Habermehl.
    »Eines noch. Herr Engel hat etwas gefunden, was Sie interessieren wird, eine Zigarettenkippe. Das habe ich vorhin zufällig mitbekommen.«
    »Wir werden ihn darauf ansprechen. Danke, Doktor.«
    Habermehl und Lukas stiegen den Trampelpfad hinauf. Auf dem Plateau kam ihnen Christian Engel entgegen, der sich mit seinem Einsatzkoffer und einem Pappkarton abmühte. Er enthielt die sichergestellten Beweisstücke.
    »Der Engel von der Spusi«, rief ihm Habermehl zu. »Ihr seid fertig?«
    »Noch nicht. Halten Sie sich gefälligst an den markierten Zugangsweg zum Tatort.« Engels Stimme klang streng.
    Habermehl griff Lukas an die Jacke und zog ihn ein Stück zur Seite.
    »Viel besser«, sagte Engel. »Das Wichtige zuerst: Wir haben einen Zigarettenstummel gefunden. Wollen Sie raten oder soll ich es Ihnen sagen?«
    »Wir raten nicht, wir kombinieren. Gauloises Blondes blau. Stimmt’s?«
    »Richtig. Die gleiche Sorte, die wir schon am Veitskopf sichergestellt haben.«
    »Der Doc sagte, der Mann sei zunächst niedergeschlagen worden. Wissen Sie womit?«
    »In den Brennnesseln neben dem Pumpenhaus lag ein Felsbrocken mit Blutanhaftungen.«
    »Deshalb ist der Karton so schwer. Was haben Sie noch sichergestellt?«
    »Ein breit gespanntes Sammelsurium. Ich lasse alles ins Labor bringen.«
    »Können wir uns am Tatort umsehen?«
    »Meine Kollegen sind noch einige Zeit beschäftigt, danach können Sie rein.« Engel stapfte den Pfad hinunter. »Sie brauchen nicht zu fragen. Den Bericht schicke ich Ihnen so schnell wie möglich zu.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Sie danach fragen wollte?«, rief ihm Habermehl hinterher.
    »Weil Sie das immer tun.« Engel verschwand hinter dem Pumpenhaus.
    »So nachdenklich, Herr Dux?«
    »Ja. Der Mörder greift sich irgendwo seine Beute und transportiert sie an eine andere Stelle, wo er sie umbringt. Damit geht er ein zusätzliches Risiko ein. Können Sie mir erklären, warum der Mörder sich die Mühe macht?«
    »Würde ich gern, wenn ich in das kranke Gehirn des Kerls schauen könnte.«
    »Ich vermute, er hat einen guten Grund dafür, die Opfer gerade dort abzulegen, der sich uns aber nicht erschließt.«
     
    Es dauerte noch eine halbe Stunde, dann verließen die Mitarbeiter der Spurensicherung den Stollen. Sie hatten ihre Arbeit am Tatort beendet.
    Habermehl bat einen der Männer um die Überlassung einer Handlampe. Augenblicke später standen sie vor dem Stollen.
    Lukas senkte den Kopf. Verdammt, er hatte das schon einmal überstanden, erst neulich, im Vorführraum des Observatoriums. Es war nur ein großes Loch im Berg, das er jederzeit verlassen konnte. Stabiler Fels und genügend Luft zum Atmen. Was würde schlimmer sein, der Kampf gegen die Beklemmung, die erdrückende Schwärze im Stollen oder der Anblick des Toten? Was würde Habermehl von ihm denken, wenn er jetzt kniff? Er durfte sich keine Blöße geben.
    »Schaffen Sie das, junger Mann?« Habermehl riss ihn aus seiner Starre.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Lukas leise, obwohl er sich das Kommende lieber erspart hätte.
    »Das klingt überzeugend, aber Ihr Gesicht spricht eine andere Sprache.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Ich bin immer so blass.«
    »Es ist heute Ihr erstes Mal. Habe ich recht?«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Leiche. Mir war beim ersten Mal auch schlecht.« Habermehl legte Lukas eine Hand auf die Schulter. »Wollen Sie draußen warten?«
    Sollte er dem Kommissar seine Klaustrophobie eingestehen? Er entschied sich dafür. »Das ist es nicht.« Er zögerte kurz. »Ich will Ihnen nichts vormachen, Herr Habermehl. Mein Problem heißt Platzangst.«
    »Warum haben Sie das nicht schon eher angesprochen?«
    »Weil ich fürchtete, dass Sie sagen würden, ich wäre für den Beruf eines Kriminalkommissars nicht geeignet.«
    »Erzählen Sie doch keinen Quatsch, Junge. Sie sind durchsetzungsfähig, ein helles Köpfchen mit wachem Verstand. Solche Männer brauchen wir. Nicht jeder Kriminalbeamte ist ein Superman. Schauen Sie mich an. Stellen Sie sich so einen Kriminalisten vor? Schütteres Haar, korpulent und nicht gerade sportlich. Trotzdem arbeite ich seit Jahren ziemlich erfolgreich.«
    »Sie sehen keinen Grund, weshalb ich nicht bei der Kriminalpolizei arbeiten könnte?«
    »Niemand ist vollkommen. Sie zeigen verdammt gute Ansätze und Stärken. Bauen Sie die aus. Was die Klaustrophobie angeht, können Sie sich helfen lassen, oder Sie

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