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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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andere Autos zutrifft, Zigarettenstummel, die noch nicht ausgewertet sind. Wir stehen im Augenblick ohne verwertbare Fingerspuren da und ohne Vergleichsanalyse seiner DNS. Außerdem dürfte dieses stinkende Kraut noch von anderen geraucht werden. Jeder halbwegs talentierte Anwalt hätte ihn in null Komma nichts rausgeboxt.«
    »Interessiert Sie meine Meinung?«, fragte Lukas.
    »Auf alle Fälle. Mir ist schon klar, dass Sie Magerl für unschuldig halten.«
    »Ich traue ihm die Morde einfach nicht zu.«
    »Womit begründen Sie das?«
    »Das kann ich nicht. Ich kann auch keine schwerwiegenden Argumente für meine Meinung anführen, dazu kenne ich ihn dann doch zu wenig.«
    »Aber dass Magerl unschuldig ist, das wissen Sie?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen: Intuition, Urteilskraft oder Menschenkenntnis.«
    »Gut, lassen wir das so stehen. Ihnen ist sicherlich aufgefallen, dass Magerl bei einigen Antworten gezögert hat. Aus meiner Erfahrung will ich Ihnen dazu Folgendes sagen. Wenn Zeugen scheinbar in Gedanken versinken, werkeln sie meistens an einer Lüge. Sie überprüfen die Schlüssigkeit, bevor sie antworten.«
    »Ich kann mir aber auch einen anderen Grund vorstellen, Herr Habermehl. Durch die Befragung werden die Erinnerungen eines Zeugen wieder an die Oberfläche gespült. Sie brauchen einen Augenblick Zeit, das Geschehene zu verarbeiten und sagen dann meistens die Wahrheit.«
    »Diese beiden Möglichkeiten sind vorhanden. Es macht die Erfahrung des Verhörenden aus, die Reaktionen eines Zeugen richtig einzuschätzen. Im Fall des Herrn Magerl plädieren Sie natürlich für Ihre Version. Das ist mir klar. Jetzt kommen Sie.« Habermehl trat in den Gang. »Eines noch: Wenn Sie etwas zur Entlastung von Magerl entdecken sollten, informieren Sie mich. Aber wenn Sie etwas herausfinden, dass für seine Täterschaft spricht, will ich das sofort wissen.«
    »Das ist selbstverständlich. Was machen wir mit dem Auswürfling?«
    »Den lassen Sie erst einmal liegen.«
     
    Vor seinem Büro blieb Habermehl abrupt stehen. Er nahm seine Hand von der Klinke. »Kommando zurück. Wir gehen zu Weinbrecht.« Er schob Lukas zur Seite, wendete entschlossen und marschierte quer über den Flur auf das Büro zu. Es war leer.
    »Wo sind die denn wieder? Dann müssen Sie dran glauben.«
    »Kriminalistik ist keine Glaubenssache.«
    »In der Tat. Aber ich glaube, Sie kochen uns jetzt einen Kaffee. Die Kollegen haben es vorgezogen, zu verschwinden.«
    »Sie haben ihnen den Auftrag gegeben, sich um die anderen Fahrzeughalter zu kümmern.«
    »Deshalb machen Sie sich mit der Kaffeemaschine vertraut. Ich bin in meinem Büro.«
    Habermehl ließ Lukas vor der Maschine stehen. An der Tür wandte er sich noch einmal um. »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, kochen Sie den Kaffee nicht zu gut. Es kann passieren, dass Weinbrecht Sie sonst dazu verdonnert, für unser leibliches Wohl zu sorgen, solange Sie bei uns sind.«
    »Sie brauchen es ihm ja nicht zu verraten, wenn er Ihnen schmeckt.«
    »Verlassen Sie sich nicht darauf.« Habermehl zog die Tür hinter sich zu.
    Zum Glück hatte ihn Beyer über die Macken der Kaffeemaschine in Kenntnis gesetzt, sodass er keine Bedienungsprobleme bekam. Es lohnte sich zeitlich nicht, hinüber in sein Büro zu gehen, während die Kaffeemaschine ihr Gebräu produzierte. Lukas trat ans Fenster und blickte über den Parkplatz. Eine fixe Idee schoss ihm durch den Kopf. Ob ihm wohl eines Tages der Stellplatz zustehen würde, der für den Leiter des Kommissariats reserviert war? Kriminalhauptkommissar Lukas Dux, Leiter des Dezernats für Gewaltkriminalität – ein fabelhafter Gedanke.
    Die Kaffeemaschine begann heftig zu blubbern. Er trat zurück und erblickte im spiegelnden Glas der Scheibe schemenhaft die Pinnwand, die neben der Tür an der Wand hing. Auf der Korkplatte war ein Messtischblatt des Laacher-See-Gebietes angeheftet.
    Irgendwo mussten die Fähnchen sein. In einem Plastikdöschen auf Beyers Schreibtisch fand er sie. Er entnahm Pinnnadeln mit gelben Fahnen und stellte sich vor die Landkarte. Nach kurzer Orientierung pikte er die Fähnchen an die Stellen, an denen die drei Leichen aufgefunden worden waren. Nachdenklich betrachtete er die Karte. Was zum Teufel hatte den Schlitzer zur Auswahl dieser Tatorte bewogen?
    Der Laacher Kopf. Laut Tatortfoto ein forstwirtschaftlich nutzbarer Mischwald ohne einen Anhaltspunkt für Besonderheiten geografischer oder botanischer Natur.
    Am Nordrand des Veitskopfs

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