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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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hielt sie ihm hin.
    Die Spitze war abgestumpft, die keilförmig geschliffene Klinge wurde zum Griff hin breiter. Die Länge der Klinge machte etwa zwei Drittel der Waffe aus. Der Griff war fein ziseliert und reich mit Einlegearbeiten und Verzierungen besetzt. Lukas fiel eine schematisierte Menschengestalt auf, die oberhalb des Griffs in das Metall eingraviert war. Der Kopf der Gestalt zeigte wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen. Er bestand aus einer langen Schnauze mit stehenden Ohren.
    »Beeindruckend und furchterregend, ansonsten sehr hübsch.«
    Habermehl gesellte sich zu ihnen. »Meine Herren, ich habe soeben erfahren, dass der Notarzt in wenigen Minuten hier sein wird. Die Spurensicherung dürfte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir werden den Tatort räumen und zum Hof zurückgehen. Übrigens, Herr Nötzing hat mir erzählt, dass der Schlitzer ihn an der Mineralwasserfabrik überwältigt hat. Er hat etwas gegen seinen Arm gedrückt und ihn damit außer Gefecht gesetzt. Ich habe mir den Arm angesehen, er weist Brandmarken auf. Also wie gehabt, ein Elektroschocker. Wir werden uns später mit ihm unterhalten. Es fällt ihm noch zu schwer, sich auf Fragen zu konzentrieren.«
    Vom Tal schallte das schrille Geräusch eines Martinshorns herauf. Es wurde zunehmend lauter, dann brach das Heulen ab. Nach einer Weile hetzten Männer in rot-weißen Anzügen um die letzte Biegung des Wegs, Notarzt und Rettungssanitäter.
    »Wo ist Ihr Einsatzfahrzeug?«, rief ihnen Habermehl zu.
    »Haben wir unterhalb stehen lassen müssen. Der Waldweg ist zu schmal.«
    Herr Nötzing und Lukas wurden umgehend ärztlich versorgt.
    Habermehl ließ den Arzt seine Arbeit machen und wandte sich dann an seine Leute. »Herr Weinbrecht und Herr Beyer bleiben vor Ort, bis die Spurensicherung eintrifft. Herr Nötzing fährt mit dem Notarzt. Wie steht es mit Ihnen, Herr Dux? Notarztwagen oder Habermehl?«
    »Ich gehe mit Ihnen.«
    »Okay, junger Mann. Ihre Entscheidung. Herr Weinbrecht, Herr Beyer, Sie kommen nach. Alles klar?«
     
    Eine Viertelstunde später kamen Habermehl und Lukas auf dem Kleebusch-Hof an. Bauer Kleebusch kam gerade aus dem Wohnhaus. Hinter ihm tauchte ein weiterer Mann auf, unverkennbar Kräuter-Jupp.
    »Jupp, was machst du denn hier?«, fragte Lukas.
    Er ging nicht auf die Frage ein. »Was ist mit dir passiert? Siehst ja schlimm aus.«
    »Halb so wild.«
    »Zeig mal.« Vorsichtig entfernte er das blutgetränkte Wundpad. »Von wegen halb so wild. Das muss genäht werden. Hol mir einen Eisbeutel oder ein tiefgefrorenes Steak und Arnikatinktur, Hennes. Das Auge muss gekühlt werden.«
    »Sagen Sie mal, Kräuter-Jupp, wie kommen Sie eigentlich hierher?«, mischte sich Habermehl ein. »Die Zufahrt sollte doch gesperrt sein.«
    »Ist sie auch. Da ich aber quasi zum Hof gehöre, besitze ich einen Schranken-Schlüssel.«
    Hans Kleebusch kam mit einem Eisbeutel und einer Flasche in der Hand zurück. »Wo hast du denn so lange gesteckt, Bruder?«
    »Ich konnte die Arnikatinktur nicht finden.«
    »Haben Sie Bruder gesagt?« Habermehl warf Lukas einen erstaunten Blick zu.
    »Habe ich. Hans ist mein älterer Bruder.« Jupp grinste breit. »Sag, wer hat dich so zugerichtet, Jung?«
    »Der Schlitzer.«
    »Hast du dich etwa mit dem geprügelt?«
    »Was ist mit dem Drecksack?«, fragte Hans Kleebusch.
    »Herr Dux hat ihn überwältigt. Der Kerl ist in Polizeigewahrsam.«
    Kräuter-Jupp strahlte und schlug sich auf die Oberschenkel. »Drück dir den Eisbeutel aufs Auge.« Er steckte ihm das Fläschchen mit der Tinktur in die Tasche. »Hilft bei der Wundheilung, Blutergüssen, Prellungen und anderen Wehwehchen.«
    »Jupp kennt sich aus.« Hans Kleebusch klopfte seinem Bruder auf die Schulter. »Er hat Medizin studiert.«
    »Du bist Arzt?« Lukas glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.
    »Er hat sogar seinen Doktor gemacht.«
    »Hör auf, Hennes. Das ist lang her. Du weißt, mit dem Thema habe ich abgeschlossen.«
    Lukas nahm den Eisbeutel vom Auge. »Blutet nicht mehr und die Schwellung geht auch schon zurück.«
    »Trotzdem suchst du ein Krankenhaus auf, Jung. Ich muss weiter. Geschäfte.«
    »Der Rubel muss rollen«, ergänzte Lukas.
    »Wir verstehen uns. Tschö.« Er nickte den Männern zu.
    Augenblicke später ertönte ein Stottern, das in ein regelmäßiges Tuckern überging. Eine dunkelgraue Rauchwolke stieg auf und der typische Gestank nach Diesel verbreitete sich über den Hof. Aus der Wolke schälte sich Jupps roter Trecker

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