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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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die Hände in die Taschen und führte Marga und Jette in den Hinterhof. Ein windschiefer Basketballkorb und eine Tischtennisplatte zeugten vom Bewegungsdrang der Hausbewohner. Hotte rief nach Jesper. Aus einer Gruppe Teenager löste sich ein schmaler Blonder und kam mit argwöhnischem Blick und lässigem Gang auf die Frauen zu. Seine Kumpels johlten ihm hinterher. »Weiberbesuch ist verboten!«
    Jesper zeigte den Mittelfinger, und Hotte legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das ist Jesper. Wenn sonst noch was ist, ich bin im Büro.«
    Jesper blickte zu Boden. Seine Wimpern waren lang und seidig, sein kindliches Gesicht stand im krassen Gegensatz zu seinen nikotinverfärbten Fingern.
    »Wir sind auf der Suche nach deinem Bruder, Jesper.«
    Falls die Worte Jespers Gehörschnecke erreicht hatten, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Wann hast du deinen Bruder das letzte Mal gesehen?«, fragte Jette weiter. Jesper schwieg.
    »Bei eurer Mutter ist er seit mehreren Tagen nicht mehr gewesen. Habt ihr euch vielleicht getroffen? Hat er dich angerufen?« Marga versuchte ihr Glück. Fehlanzeige.
    »Wir können dich auch auf dem Revier befragen, wenn dir das lieber ist«, schlug Jette vor.
    »Das ist mir scheißegal.« Er war also nicht stumm. Seine Miene blieb allerdings völlig ausdruckslos.
    »Dein Bruder steckt in Schwierigkeiten. Ist dir das auch egal?«
    »Mein Bruder ist ein dummer Wichser. Sonst noch was?« Jespers Kieferknochen zeichneten sich unter der Gesichtshaut ab.
    »Allerdings! Ich will wissen, wann du deinen Bruder das letzte Mal gesehen hast.« Jette wurde ungeduldig.
    »Keine Ahnung.« Keinerlei Bewegung, keine Mimik. Jesper hatte sich im Griff. Nur seine Backenzähne mahlten.
    »Warum bist du sauer auf deinen Bruder?«, fragte Marga.
    Die Zähne verharrten.
    »Joris hat gedealt«, sagte Jette, »was weißt du davon?«
    Ein Schulterzucken.
    »Bist du etwa einer seiner Abnehmer? Vielleicht vertickst du das Zeug ja auch? Die richtige Klientel läuft hier ja rum.« Jette zeigte auf die anderen Jungen.
    Jespers Gesicht wurde bleich wie Schurwolle. »Ich mach keine Geschäfte mit meinem Bruder. Und ich scheiß auch auf sein Geld.« Er warf Jette einen Blick zu, in dem es brodelte wie in einem Reagenzglas mit hochexplosiver Mixtur, dann drehte er sich um und ging.
    Bevor Jette ihn zurückhalten konnte, griff Marga nach ihrem Arm. »Lass! Das bringt doch so nichts.«
    *
    Hotte war in seinem Arbeitszimmer. Eine riesige Zimmerlinde ließ den Raum hellgrün schimmern. »Na, was bei rumgekommen?« Er lächelte, verschränkte die Arme vor der Brust.
    Jette schnaufte. »Besonders kooperativ war er nicht.«
    »Kann ich verstehen, wenn das so auf Sie wirkt, aber eigentlich ist der Jesper ein ganz Korrekter«, sagte Hotte.
    »Ach. Und warum ist er dann hier?« Jette war immer noch sauer.
    »Jesper ist freiwillig hier. Er hat es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Ist nicht alles Gold, was glänzt, würde in diesem Fall wohl am besten passen.« Hotte strich sich über den kahlen Kopf. »Es sind nicht immer nur die sozial Schwachen, die ihren Kindern wenig vermitteln«, fuhr er fort, »das kommt durchaus auch bei den Bessergestellten vor. Leider hat das Jugendamt die Kinder aus sogenanntem guten Haus nicht unbedingt auf dem Zettel. Da müssen die Kids schon besonders laut nach Hilfe schreien, und das machen die wenigsten. Wir haben schon so viele Bengels rund um den Hauptbahnhof und St. Georg aufgesammelt – die kommen aus allen Schichten.«
    Marga grübelte. »Wissen Sie, ob Jesper in letzter Zeit Kontakt zu seinem Bruder hatte?«
    Hotte winkte ab. »Kann sein, kann nicht sein. Der ist hier immer mal wieder aufgetaucht. Fakt ist, dass Jesper auf seinen Bruder nicht gut zu sprechen ist. Auch die anderen Jungen sind es nicht.«
    »Wir gehen davon aus, dass Joris Duncker in nicht unerheblichen Mengen mit Betäubungsmitteln gedealt hat«, sagte Jette.
    Hotte nickte nachdenklich. »Könnte ich mir vorstellen. Zumindest hatte er, nach Jespers Erzählungen, immer Geld in der Tasche.« Hotte rieb sich das Kinn. »Da ist aber noch was. Zwar alles nur Gerüchte, aber ich glaub schon, dass was dran ist.«
    Marga und Jette waren ganz Ohr.
    »Ich denke, Joris macht auch mit Jungs eine schnelle Mark.«
    Jette hob fragend die Brauen.
    »Na ja, er ist im Prinzip so was wie ein Zuhälter. Ich nehme an, deshalb ist ihm Jesper auch nicht mehr grün.«
    »Er vermittelt Jungen an Freier? In Zeiten des Internets?« Jette klang skeptisch.
    »Die

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