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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Szene ist dort längst nicht mehr so aktiv. Viel zu gefährlich. Im Augenblick ist das
Salut
in der Rostocker Straße angesagt. Höhe Hansaplatz. Der Schuppen ist der Knaller.« Hotte schüttelte den Kopf. »Im Erdgeschoss ein Waschsalon, Tag und Nacht geöffnet. So mit Münzeinwurf für Waschmaschinen und Wäschetrockner. Und im Souterrain eine Nachtbar, in der sich weichgespülte Daddys junges Gemüse besorgen.«
    »Und Joris macht die Puffmutter?« Marga war perplex.
    »Wie das Geschäft funktioniert und wer da noch mit drinhängt, weiß ich nicht. Aber ich glaub den Jungen.« Hottes Gesicht war ernst.
    Und Jettes auch. »Wir kümmern uns drum.« Zwischen ihren Augen hatte sich eine steile Falte gebildet.
    »Aber bitte«, Hotte lächelte, zeigte seine Zähne wie eine weiße Fahne, »nicht gleich jeder Schwuchtel was auf die Glocke hauen, nur weil Sie und Ihre Kollegin sich im Homo-Milieu geekelt haben. Es gibt auch nette Schwule.« Er warf sich in die Brust und klimperte mit den Lidern.
    Ach nee, Hotte. Marga grinste. Willkommen im Club der Vorurteile. »Stellen Sie sich vor – es gibt Polizisten, die nicht auf Randgruppen eindreschen.«
    *
    »Das sind vielleicht Neuigkeiten.« Hinter Margas Stirn ratterte es. »Aber wie hängt das Ganze mit unseren beiden Omis zusammen? Wo ist die Schnittstelle?«
    Jette wirkte abwesend. Und verschlossen. Vor der Auslage eines Edelausstatters blieb sie stehen. Ihr Blick versank in der polierten Scheibe. »Ich frage mich langsam, ob das überhaupt zusammenhängt«, murmelte Jette. Dann drückte sie sich fast die Nase an dem Schaufenster platt. »Hallöchen! Guck mal da, der Hosenanzug ist doch total geil!« Sie fixierte ein Modell aus taubenblauem Zwirn.
    Marga runzelte die Stirn. Das Ding war grenzwertig. Vor allem das gelbe Seidenhemd darunter sah beschissen aus. »Geht so.« Marga war nicht bei der Sache. Joris und Lisbeth, da hatten sie angesetzt. Aber wie und wo kam Theda Neehuis ins Spiel? Das ergab für Marga alles keinen Sinn.
    Jettes schmachtende Stimme tropfte wie Honig in Margas Überlegungen. »Soll ich mal anprobieren?« Jette hatte schon Herzchen-Pupillen.
    Marga seufzte, wollte nicht die Spielverderberin sein, aber sie musste Jette schützen. »Nein.«
    Jette hatte sie wohl überhört, die Eingangstür des Geschäfts bewegte sich leise hin und her. Hallo? War Marga eigentlich die Einzige, die sich hier einen Kopf machte? Wo war die verdammte Verbindung? Wütend trat sie gegen den nächstbesten Laternenpfahl, der standhaft blieb und dumpf vibrierte. Kein Geistesblitz. Nur Margas Zehen taten weh, fühlten sich an, als würden sie im Schuh wachsen. Beschämt guckte sie sich um. Hoffentlich hatte Hotte nicht am Fenster gestanden und ihren Wutausbruch gesehen. Irgendwie waren hier alle nicht ganz dicht, und das schien abzufärben. Sie musste sich unbedingt mit Joki beraten. Außerdem war Annette Lorei mittlerweile bestimmt vernehmungsfähig.
    *
    Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
    Nachdem Kalle das Fenster im Büro zum Lüften weit geöffnet hatte, setzte er sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Während die Festplatte vor sich hin röchelte, holte er den roten Apfel aus seiner Tasche, drehte ihn in der Hand und betrachtete die glänzende Schale. Im Geiste grinste ihn Jette Winters Gesicht an. Kalle biss hinein. Eine große helle Wunde klaffte jetzt oben neben dem Stiel. Jettes Visage war verschwunden. Na also. Zaghaftes Klopfen. Tinta Krieger trat ein.
    »Willst du einen Waffenschein für deine Absätze beantragen?«
    Tinta steckte Kalle die Zunge raus. »Guck mal, was ich hier habe.« Sie wankte auf Kalle zu und hielt ihm einen Ausdruck aus der Fahndungsdatenbank der norddeutschen Bundesländer unter die Nase.
    »Verdammt, geht’s noch kleingedruckter?« Kalle fingerte nach seiner Lesebrille.
    Tinta buchstabierte. »M-a-n-n wird nicht jünger.« Sie schloss das Fenster und setzte sich an den blitzblanken Schreibtisch.
    Früher hatte da Jay gesessen.
Früher
hatte Kalle aus seinem Gedächtnis gestrichen. Doch das blöde
Früher
ließ sich keine Vorschriften machen. Von Kalle schon gar nicht.
    »Überfall auf den Kiosk der Autobahnraststätte Hasbruch«, las er laut vor. »Na und?«
    Tinta beugte sich vor und nahm Kalle das Papier aus der Hand. »Auf den Bildern der Überwachungskamera vom 20 . Februar, 15.10  Uhr – Zeitpunkt des Überfalls – ist ein dunkelroter VW -Bulli mit Totenkopfaufkleber zu sehen, der auf dem Parkplatz vorne an

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