Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
Vom Netzwerk:
hat sie mir die Rolex geschenkt. Als Dankeschön. Und wenn ihr wissen wollt, wer die Hayenga gekillt hat, dann fragt mal lieber bei dem Affen nach, ey!«
    Kalle stoppte ihn mit einem mündlichen Aufwärtshaken. »So, so, Messerjockel. Und was ist mit den Jungs, die du ins
Salut
vermittelst?«
    »Hättest du wohl gerne, du Lutscher! Oder magst du lieber kleine Mädchen?«
    Jette konnte Kalle gerade noch rechtzeitig zurück ins Eck drängen, bevor er Joris noch einen Tritt verpasst hätte.
    Marga suchte in der Akte Hayenga herum und legte die Fotos von Lisbeths Schmuck auf den Tisch. Joris erkannte die Rolex, bei den anderen Schmuckstücken zuckte er nur mit den Schultern.
    »Und wo ist die Uhr?«
    »Hab ich aufm Kiez verscherbelt. Die wollte ich unbedingt loswerden, als sie tot war. Dachte, das sähe vielleicht scheiße für mich aus, wenn ich mit ihrer Uhr rumrenn.«
    Marga machte dicke Backen. Allerdings, Joris.
    »Außerdem hatte ich keinen Bock auf den Affen.«
    »Wieso?«
    »Ey, das war ’ne Herrenuhr. Und nu ratet, wem die mal gehört hat, Superbullen!«
    Fritz Flemming. Marga hatte genug. Von ihr aus konnte Haare-auf-den-Zähnen-Thao Joris Duncker gerne wegen der Betäubungsmittelgeschichte in den Schwitzkasten nehmen, ihr neues Ziel war Flemmings Fritze.

[home]
    Kapitel 39
    Hamburg, Hauptbahnhof
    K alle hasste Schreibtischarbeit. Die Ergebnisse der Klinkenputzerei zusammenzutragen, erforderte höchste Konzentration. Befrage hundert Zeugen zum selben Sachverhalt, und du erhältst hundert Antworten. Darin ein Muster zu erkennen, hatte was von Kaffeesatzlesen. Der ganze Vormittag war damit draufgegangen, die Aussagen noch mal zu sichten, zu sortieren, als sachdienlich einzustufen oder zu verwerfen. Manches war krass. Der Mann, der angeblich von Anwohnern beim Betreten des Kleingartenvereins gesehen worden war, also Stefano da Silva, wurde zum Beispiel als blond, rothaarig, klein, untersetzt, groß, dünn, mit Bart, ohne Bart, mit Koffer oder mit Laptoptasche beschrieben und mal für jung und mal für alt gehalten. Sein Hund war Mops, Dackel, Bernhardiner, Pitbull, Dänische Dogge. Tatsächlich handelte es sich um Herrchens Darling, einen Deutschen Schäferhund. Kalle fühlte sich erschöpft, zu wenig Schlaf. Gestern Abend war es wieder spät geworden. Sie hatten die Vernehmung von Joris Duncker durchgekaut, vor- und zurückspekuliert, kreuz und quer im Dunkeln gestochert. Im Grunde waren sie nicht viel schlauer als vorher. Behauptungen eines Halbstarken, der seinen Arsch retten wollte, so sah es Kalle. Marga tendierte dazu, Joris die Heldennummer zu glauben samt Rolex-Präsent. Und Jette war mal wieder nicht bei der Sache, schloss sich aber solidarisch Margas Einschätzung an. Na klar, Jette. Kalle hatte sich einen Tritt in den Allerwertesten gegeben und sich bei Jette bedankt. Ohne sie, wer weiß, wozu er sich hätte hinreißen lassen? Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre auf Joris losgegangen. Dass Kalle sich provozieren ließ, passierte zwar selten, aber doch immer wieder.
    »Papa, ich rede mit dir!«
    Kalle wuchtete die Reisetasche auf die andere Schulter. »Hast du Steine da drin, oder was?«
    Keine Antwort war auch eine Antwort. War vielleicht doch ganz gut, dass Eliza nach Berlin fuhr, um Jay zu besuchen. Vielleicht wusste sie dann besser zu schätzen, wie gut sie es bei ihrem Vater hatte. Kalle beeilte sich, die Rolltreppe vor dem Fahrgästeschwall zu erreichen, der mit schwerem Gepäck aus der S-Bahn quoll. Seit das neue Jahr begonnen hatte, rannte die Zeit davon, als sei sie auf der Flucht in die Zukunft, und Kalle hechelte immer bloß hinterher. Schon Märzferien. Das Lehrkörpergeschwader ließ sich aus Hamburg einfliegen, um in den Alpenstaaten achtzehntausend Skipisten zu planieren. Alles Freiwillige. SOS ! Kalle gehörte zur Partei der Spaßbremsen, sozialneidisch, obergenervt, stur. Auf dem Bahnsteig der S-Bahn 1 Richtung Airport ging nichts vor und nichts zurück. Eliza hatte angefangen zu heulen, weil sie fürchtete, den Zug zu verpassen. Winke, winke nur mit Kalle als Hofstaat war für Prinzessin Kotz von Motz offenbar nicht glamourös genug. »Immer musst du dich mit Oma streiten. Ich hasse dich!«
    Eliza konnte echt die Pest sein. Das hatte sie von ihrer Mutter.
    *
    Auf dem Bahnsteig 13  a trabte Kalle neben dem anfahrenden Intercityexpress her und warf seiner Krabbe eine letzte Kusshand zu, Elizas verbale Entgleisung immer noch im Ohr. Dennoch ließ er sie nur schweren Herzens los.

Weitere Kostenlose Bücher